Ruth Johanna LANGER

Ruth Johanna LANGER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Ruth Johanna LANGER
Beruf Putzmacherin

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 21. November 1923 Breslau, Schlesien, Preußen heute Wroclaw, Polen nach diesem Ort suchen
Tod 30. März 2004 Schötmar, Bad Salzuflen, Lippe, Nordrhein-Westfalen, Deutschland nach diesem Ort suchen
Heirat 18. August 1950

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
18. August 1950
Ewald Simon Heinrich FROMME

Notizen zu dieser Person

Ruth: Meine Kindheit
Meine Geschwister und ich hatten eine schöne Kinderzeit.
Am schönsten war es Ostern und Weihnachten. Unsere Mutter versteckte für uns Osterhasen, ein gekochtes Ei und ein paar Ostereier. In jedem Versteck standen unsere Namen. Verraten haben wir uns nicht, wenn wir eines gefunden haben, welches uns nicht gehörte.

Weihnachten war immer sehr feierlich. Nach dem Abendbrot wurde immer alles Geschirr abgewaschen. Zu essen gab es Eisbein, Räucherfleisch, braune und weiße Würstchen und Sauerkraut. In die Brühe plockten wir Brot. Dieses Essen gab es nur Weihnachten und Sylvester. Nun konnte es zu dem freudigen Ereignis kommen.
Unser Vater und wir Kinder mussten nun in die Küche. Unser Vater erzählte uns Geschichten, um uns die Wartezeit zu verkürzen. Manchmal zeigte er zum Fenster und sagte: „Das Christkind ist eben vorbeigeflogen,“ denn es hatte ja Flügel. Wir haben es aber niemals gesehen Unsere Mutter klapperte manchmal. Da sagte unser Vater: „Jetzt ist das Christkind in der Stube.“
Endlich klingelte es, denn wir hatten zwei Klingeln am Tannenbaum. Wir stürmten aus der Küche zum Gabentisch. Die Freude war groß. Wir bekamen jeder einen Weihnachtsteller mit Leckereien darauf und etwas anzuziehen. Wenn das alles vorüber war, haben wir zusammen gesungen. Unser Vater hatte eine schöne Tenorstimme. Unsere Mutter, Gerhard und ich haben die erste Stimme und Charlotte hat die zweite Stimme gesungen. Karl-Horst hat Mundharmonika gespielt.
Unsere Schwester Hildegard war leider nicht mehr bei uns. Sie wohnte bei Tante Emma, einer Schwester unserer Mutter. Sie bekam mit zweieinhalb Jahren eine Gehirnhautentzündung, die sich auf die Beine auswirkte. Unsere Tante hatte einen Sohn, der einen Monat jünger war als Hildegard.
Oft, wenn unsere Feier zu Ende war, zogen wir uns alle an und gingen zu Oma, mit Schlitten. Für uns Kinder war der Weg das Schönste. Die Christbäume standen meist vor den Fenstern, und wir freuten uns, wenn wir sahen, dass die Kerzen brannten. Es sah in der Dunkelheit sehr schön und feierlich aus.
Einmal zu Weihnachten, wir waren alle bei Oma, haben wir „Schneewittchen“ gespielt. Hildegard war Schneewittchen. Sie hatte schwarze Haare und dunkle Augen. Sie hatte ein weißes Nachthemd an und die Haare offen – sie hatte Zöpfe. Unser Vetter Willi war der Prinz, unsere Vettern Hans und Ralf, meine Geschwister – Charlotte, Karl-Horst und Gerhard – und ich waren die Zwerge.

Einmal zu Weihnachten wünschte ich mir sehnlichst eine Puppe, denn ich liebte Puppen sehr. Mein Wunsch wurde Wirklichkeit. Meine Freude war nicht lange. Meine Schwester Charlotte wollte sie einmal halten, dabei hatte sie nicht viel übrig für Puppen. Ich wollte sie ihr nicht geben, da sagten meine Eltern: „Nun gib sie ihr mal.“
Widerwillig gab ich sie ihr. Charlotte hatte meine Puppe nur einen Augenblick, dann ließ sie sie fallen. Der Kopf meiner Puppe zerschlug, denn er war aus Porzellan. Ich heulte, meine Schwester wurde ausgeschimpft. Für mich war Weihnachten vorbei, auf meine Schwester hatte ich große Wut.

Am 29. April 1932 wurde unser Bruder Helmut geboren. An diesem Tag wurden Charlotte, Karl-Horst und ich zur Oma geschickt, um ihr zu sagen, dass es unserer Mutter nicht gut ginge und sie kommen sollte. Mein Vater sagte zu uns: „Ihr kommt erst nach Hause, wenn Oma wieder zurück ist.“
Nach etwa drei bis vier Stunden kam unsere Oma wieder. Die Wartezeit war langweilig, denn wir wussten ja nicht, warum wir warten mussten. Oma sagte zu uns: „Ihr habt ein Brüderchen bekommen, jetzt könnt ihr wieder nach Hause gehen.“ Wir waren nicht erfreut darüber. Unterwegs haben wir geschimpft: „Sind wir nicht schon genug Kinder! Wir werden ihn uns nicht ansehen.“ Als wir zu Hause ankamen habe ich meine Meinung geändert und gefragt: „Wo ist er denn?“
Es vergingen fast zwei Jahre, da bekamen wir am 13. Februar 1935 unsere Schwester Renate. Die Hebamme unserer Mutter sagte zu uns: „Geht mal an die Frankfurter Straße, sie ist geschmückt, der Führer kommt.“ Sie gab uns auch einige Kondome (wir wussten nicht, das das ist...), damit wir ein paar Luftballons zum Aufpusten hatten... Wir liefen zur Frankurter Straße, aber die Straße sah aus wie immer. So hat man uns belogen.
Als Renate sechs Wochen alt war, wurde unsere Mutter schwer krank. Sie hatte eine vereiterte Blindarmentzündung. , die zur Bauchfellentzündung führte. Unsere Mutter kam ins Krankenhaus, Renate kam zu Tante Meta und Onkel Willi. Wir hatten aber noch unsren Bruder Helmut, zwei Jahre alt. Unser Vater sprach mit unserer Hausmeisterin Frau Schöngarth, wie es laufen soll ohne Mutter. Unser Vater musste nun ja auch zur Arbeit. Helmut blieb bei Frau Schöngarth, solange wir in der Schule waren. Sie kochte auch für uns Mittagessen. Es schmeckte uns aber nicht so gut wie bei unserer Mutter.
Einmal gab es Welschkraut mit gekochtem Hammelfleisch. Nur gut, dass wir unser Essen mit zu uns in die Wohnung nahmen. Es roch schon so komisch. Wir füllten unsere Teller und wollten essen. Beim ersten Löffel schmeckte es für uns furchtbar. Wir nahmen unsere Teller und schütteten es ins Kloo (…mit zwei „oo“, denn wir konnten das Essen nur ins Klo schütten!).
Als unser Vater nach Hause kam, wärmten wir ihm das Essen und gaben es auf den Teller. Wir guckten alle gespannt auf unseren Vater als er anfing zu essen. Er ließ sich nichts anmerken. Da fragten wir ihn, wie es ihm schmeckt. Er gab uns zur Antwort: „Na ja, so wie bei Mutter hat es nicht geschmeckt.“ Wir sagten ihm, dass wir es ins Klo gegossen haben. Seine Antwort: „Das kann ich mir gut denken.“
Unsere Mutter war zehn Tage im Krankenhaus. An einem Tag waren wir Kinder recht lustig und ausgelassen, denn es ermahnte uns ja keiner, etwas stiller zu sein. Nun klingelte es an unserer Flurtür und wie mit einem Schlag dachten wir alle an unsere Mutter. Als wir aufmachten, stand ein Wärter des Allerheiligenhospitals vor der Tür. Er fragte nach unserem Vater. Er solle gleich kommen, es gehe unserer Mutter sehr schlecht. Wir sagten ihm, wo unser Vater arbeitet. Dort haben sie ihn angerufen und ihm Bescheid gesagt.
Wir waren sehr traurig und konnten kaum noch abwarten, bis unser Vater nach Hause kommt. Endlich war es dann soweit. Unser Vater war sehr traurig, und wir hatten Angst um unsere Mutter. Papa sagte uns dann, dass es schlecht um unsere Mutter steht, die Ärzte können ihr jetzt nicht mehr helfen, sie muss es jetzt allein tun.
Unsere Mutter war eine Kämpferin, und sie schaffte es. Wir Kinder besuchten unsere Mutter in jede Besuchszeit. Es war zweimal in der Woche und sonntags.
Als es unserer Mutter schlechter ging, sie war ja näher am Tod als am Leben, sagte unser Bruder Karl-Horst zu uns Geschwistern: „Wenn unsere Muttel (so nannten wir sie immer) stirbt und Papa will wieder heiraten, zu der Frau sagen wir nicht Muttel.“ Aber zum Glück ist dies nicht eingetreten. Unsere Mutter kam nach ihrer Genesung gleich in das Müttergenesungsheim Obernik in der Nähe von Breslau.
Insgesamt war sie ein halbes Jahr von zu Hause weg. Als sie wiederkam, war die Freude groß, nur für unseren Bruder Helmut nicht. Er fasste unseren Vater am Bein und sagte: „Papa schick die fremde Frau wieder weg.“ Da sie aber nicht wegging, gewöhnte er sich wieder an seine Mutter. Renate kam dann auch wieder zu uns nach Hause. Ich war zu der Zeit zwölfdreiviertel Jahre alt.


Zarewitsch

Einsam und allein,
vorüber ist die Jugendzeit.
In langer, banger Einsamkeit
Mein Herz ist schwer
Und trüb mein Sinn.
Im dunklen Käfig sitz ich drin.

Es steht ein Soldat am Wolgastrand,
hält Wache für sein Vaterland.
In dunkler Nacht allein und fern,
es leuchtet ihm kein Mond, kein Stern.
Regungslos die Steppe schweigt,
eine träne ihm ins Auge steigt.
Und er fühlt wie`s im Herzen frisst und nagt,
wenn ein Mensch verlassen ist.
Wenn einer klagt
und er fragt:
Hast du dort oben vergessen an mich?
Es seht doch mein Herz nach Liebe sich.
Du hast im Himmel viel Englein bei dir,
schick doch einen davon auch zu mir.

hat Ruth Fromme, geb. Langer, aufgeschrieben.

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Titel Galler-Gallinat+2023
Beschreibung Endstand+Dezember+2023
Hochgeladen 2023-12-16 14:57:45.0
Einsender user's avatar Gerhard Richard Gallinat
E-Mail richard@gallinat-galler.de
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