Johann Jakob LANGEN

Johann Jakob LANGEN

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Johann Jakob LANGEN

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 17. Dezember 1794 Düssel nach diesem Ort suchen
Tod 27. August 1869 Köln(5....),Stadtkreis Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland nach diesem Ort suchen
Heirat 20. Juli 1817 Solingen nach diesem Ort suchen
Heirat Mai 1826

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
20. Juli 1817
Solingen
Hermine ZANDER
Heirat Ehepartner Kinder
Mai 1826
Johanna GUSTORFF

Notizen zu dieser Person

BIOGRAPHIE: Johann Jakob Langen (1794 bis 1869)
Klara van Eyll in "Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien" 1986
Johann Jakob Langen, geboren am 17. Dezember 1794 in Düssel bei Wü
lfrath, entstammte einer seit vielen Generationen im Bergischen Land ansä
ssigen reformierten Familie.' Seine Vorfahren sind seit der Mitte des 17.
Jahrhunderts nachzuweisen in Gerhardsiefen und Marienberghausen,
Ortschaften in der ehern. Grafschaft Hornburg. Mitglieder der Familie Lang{en) waren hier tätig als
Kirchmeister, Schultheiß oder Gemeindeempfänger. Um 1755 zog der Bäckermeister Heinrich Jacob Lang
{en) nach Bergisch Gladbach, in die Heimatgemeinde seiner Ehefrau.2 1758 wurde ihr Sohn Johann Jacob,
der Ältere, dort geboren. Die Familie war 1775/76 an der Errichtung der reformierten Gemeinde maß
geblich beteiligt. Johann Jacob d. Ä. unterrichtete an der neuen, gemeindeeigenen Schule vier Jahre lang als
Hilfslehrer, bevor er 1780 seine erste hauptamtliche Stelle in Berghausen bei Hückeswagen antrat. Nach hä
ufigerem Schulwechsel etablierte er sich 1785 endgültig an der evangelischen Pfarrschule in Düssel.
Im Oktober 1791 heiratete er hier Anna Maria Hölterhoff, die damals dreiunddreißigjährige Tochter eines
Schlossermeisters aus Neviges. Aus der Ehe gingen vier Söhne und vier Töchter hervor. Johann Jakob, der
Jüngere, wurde nach dem sehr frühen Tod der beiden ältesten Söhne 1794 der Stammhalter. Sein Vater,
Johann Jacob d. Ä., war noch bis 1829 als Lehrer und Organist in Düssel tätig. Die tief gläubige Familie
lebte in sehr bescheidenen materiellen Verhältnissen; die Kinder erfuhren eine strenge, gottesfürchtige
Erziehung, sie wuchsen aber auch in einer sehr musikalischen und musikliebenden Familie auf. Der Vater
wie der Sohn spielten ganz ausgezeichnet Klavier. Der Sohn wird in der Familienchronik als ein sehr
aufgewecktes Kind mit rotblonden Haaren und blauen Augen beschrieben.
Seit 1804 erhielt Johann Jakob Langen französischen Sprachunterricht in Neviges, seit seiner Konfirmation
1809 assistierte er dem Vater bereits beim Unterricht, bevor er von dem Solinger Hauptlehrer Gottfried
Gustorff, einem Freund des Vaters, schließlich selbst zum Lehrer ausgebildet wurde. Erste Lehrerstellen
bekleidete er seit 1811 in der Umgebung von Velbert, Wülfrath und südlich von Elberfeld.
1816 verlobte sich Johann Jakob Langen mit der fast zehn Jahre älteren Hermine Zanders, einer
Arzttochter aus Solingen, die in enger Verbindung mit der Gustorffschen Schule ein Mädchenpensionat fü
hrte. Sie vermittelte Johann Jakob Langen zum 1. April 1816 als Hauslehrer zu Carl Joest, dem Sohn eines
Solinger Stahlwarenfabrikanten, der 1811 in die Familie des Klingenherstellers und Exporteurs Johann
Schimmelbusch eingeheiratet hatte. Erst seit 1816 firmierte dieses Untemehmen Schimmelbusch & joest.3
Carl Joest bot Langen, dem Hauslehrer seiner Söhne, zwecks Einkommensaufbesserung zusätzlich eine
Position in seinem Untemehmen als Kontorgehilfe an. Nach der Heirat im Juli 1817 führte das Ehepaar
Langen außerdem noch gemeinsam ein kleines Spezereiwarengeschäft auf dem Mangenberg in
unmittelbarer Nähe der Firma und der Wohnung. Hermine Zanders starb bereits im März 1825. In zweiter
Ehe heiratete Johann Jakob Langen im Mai 1826 Johanna Gustorff, eine enge Freundin seiner ersten Frau,
die Tochter seines Solinger Schulmeisters, die er bereits seit seiner frühen Jugend kannte.
Schon seit 1821 war Langen im Untemehmen Schimmelbusch & Joest Prokurist, bald darauf durfte er
bestimmte Exportgeschäfte nach Spanien und Brasilien auf eigene Rechnung abwickeln. Aus Rio de Janeiro
bezog man seit 1818 schon im Ausgleich für gelieferte Stahlwaren Rohzucker. Dieser wurde jedoch
einstweilen über Holland verkauft. Erst 1831 entschloss sich Carl Joest schließlich, in Köln eine eigene

BIOGRAPHIE: Raffinerie zu errichten. In der rheinischen Metropole hatten sich seit 1821 bereits acht Fabriken etabliert,
die den über Holland importierten kolonialen Rohzucker jetzt selbst verarbeiteten.. Die Aufnahme der
Dampfschifffahrt zwischen Rotterdam und Köln begünstigte den neuen Wirtschaftszweig. Die
Zuckerraffinerien leiteten die Industrialisierung in Köln ein. Der Erlas der Rheinschieffahrtsakte von 1831
und der damit verbundene Wegfall des Umschlagrechts für den Kölner Hafen begünstigten die Ansiedlung
weiterer Betriebe in Köln.
Im September 1831 nahm die von Carl Joest am Holzmarkt, in unmittelbarer Nähe des Rheins, errichtete
Raffinerie die Produktion auf. Zwei Schwager von Joest, Johann Jakob Troost und P. W. Theegarten,
standen zunächst an der Spitze des Betriebes.5 1832 übertrug Carl Joest die kaufmännische Leitung auf
Johann Jakob Langen; seit 1833 war dieser mit 20 Prozent am Gewinn der Raffinerie beteiligt.6
Langen verlegte seinen Wohnsitz im November 1832 nach Köln. Er zog mit seiner großen Familie, seiner
Ehefrau, drei Söhnen und einer Tochter aus erster Ehe, einem Sohn und einer Tochter aus zweiter Ehe
sowie seinen betagten Eltern in das geräumige ehern. Sandtsche Haus in der Severinstraße. Zu diesem
Grundstück gehörte ein sechs Morgen großer Gemüsegarten.
Das Untemehmen von Schimmelbusch &Joest entwickelte sich in Köln unter Langens Leitung während
der dreißiger Jahre rasch zur führenden Kölner Zuckerraffinerie. 1836 wurde hier die Vakuumkochung
eingeführt. Mit drei Dampfkesseln gehörte der Betrieb damals zu den modernsten Siedereien Deutschlands.
1839 lag das Untemehmen mit einer Verarbeitungsmenge von 90 000 Zentnern bei 130 Beschäftigten an
der Spitze aller preußischen Siedereien. Carl Joest selbst verlegte erst 1839 seinen Wohnsitz von Solingen
nach Köln. 1848, in seinem letzten Lebensjahr, war er der größte Steuerzahler Kölns. Die Erfolge der
Anfangsjahre verdankte die Raffinerie von Joest in erster Linie ihrem kaufmännischen Leiter J. J. Langen.
Langen gehörte zu der Vielzahl der -überwiegend protestantischen Untemehmer, die im entscheidenden
Jahrzehnt der Frühindustrialisierung Kölner Bürger wurden. Viele Zuwanderer kamen damals aus dem
Bergischen, viele zeigten bereits nach wenigen Jahren politisches Profil in ihrer neuen Umgebung, und sie
bewiesen praktisches Engagement im Rahmen der Kölner Handelskammer als der traditionsreichen
Interessenvertretung von Handel und Gewerbe. Langen wurde bereits im April 1836 als Mitglied in die
Handelskammer gewählt. Hier setzte er sich z. B. in den Jahren 1837/38 gemeinsam mit Ludolf
Camphausen für die Errichtung einer Rhein-Seefahrtsgesellschaft ein.7 1841 gehörte er neben Joest, B.
Boisseree, den großen Privatbankiers und den bereits wohlhabenden Häutehändlem zu den Gründern der
von Camphausen initiierten Kölnischen Dampfschleppschifffahrt -Gesellschaft.
Seit 1839 übertrug Ludolf Camphausen, bis 1848 jetzt Präsident der Handelskammer, Langen wichtige
Teile der monatlichen und jährlichen Berichterstattung. Die Berichte über die Zuckerraffinerien
entstammten seither ganz überwiegend seiner Feder. Im Gegensatz zu Camphausen war Langen kein "Freih
ändler", sondern Befürworter eines gemäßigten Schutzzollsystems. Als Fabrikant votierte er allerdings nicht
für einen reinen Erhaltungszoll, sondern für einen Erziehungszoll in dem Sinne, dass der Aufbau der
heimischen Industrie durch sukzessive Einschränkungen der auswärtigen Konkurrenz in Form von Zöllen
gefördert werden sollte. Fragen des Zuckerzolls und der Zuckerbesteuerung standen für Langen naturgemä
ß im Mittelpunkt des Interesses, wobei er sich solange wie möglich, de facto viel zu lange, für den
Kolonialzucker und gegen den Rübenzucker einsetzte."
1838 verlängerte Carl Joest den mit Langen bestehenden Gesellschaftsvertrag für weitere sechs Jahre,
schloss jedoch den Eintritt der Langen-Söhne in das Untemehmen aus. Seit dem 1.januar 1841 firmierte
Schimmelbusch &Joest als "Carl Joest & Söhne", wobei Karl Joest jun., Wilhelm, Eduard und August Joest
sukzessiv Teilhaber wurden. Johann Jakob Langen zog aus dieser Entscheidung die Konsequenz und
beschloss, zum Jahresende 1844 definitivaIs Teilhaber auszuscheiden. Bereits vor Ablauf seines Vertrages
suchte er nach neuen unternehmerischen Möglichkeiten für sich und seine inzwischen herangewachsenen S
öhne Carl Otto, Gustav und Emil aus seiner ersten Ehe. Hierzu waren die geldlichen Voraussetzungen
durchaus gegeben. Denn in der Zwischenzeit hatte Langen im Untemehmen von Joest ein beträchtliches
Vermögen erwirtschaftet
Hatte Langen sich 1829 in Solingen z. B. noch mit einem Jahresgehalt von 600 Talern und einer

BIOGRAPHIE: Gratifikation von weiteren 500 Talern begnügen müssen, so erhielt er seit 1833 enorm rasch ansteigende
Anteile am Gewinn der Kötner Raffinerie: Zwischen 1834 und 1843 lagen seine Einnahmen jährlich
zwischen 10000 und mehr als 40000 Talern. Zum Jahresende 1842 betrug sein Guthaben im Untemehmen
mehr als 115000 Taler; 1843 kamen nochmals rund 30 000 Taler und 1844 fast 50 000 Taler hinzu, so dass
Langen zum Jahresende 1844 bei Carl Joest & Söhne mit einem Guthaben von mehr als 150000 Talern
ausschied. Im März 1845 wies sein Konto beim Privatbankhaus Schaaffhausen 145063 Taler aus.9
Bereits im Juli 1843 ersteigerte Langen die seit einigen Jahren stilliegende Friedrich-Wilhelms-Hütte im Mü
ndungsgebiet zwischen Agger und Sieg sowie zwei zugehörige Eisensteingruben, "Gottessegen" und "
Alwina", unweit des Siebengebirges. Den Sprung in die Eisen und Stahlindustrie sah er, prinzipiell durchaus
wohlbegründet, als besonders zukunftsträchtig an. Die ersten Eisenbahnstrecken waren damals im
Rheinland bereits in Betrieb; der Bedarf an Eisen und Stahl stieg ungeheuer schnell. Die
Eisenerzvorkommen in der Nähe der ersteigerten Hütte sollten zudem sehr ergiebig sein. So erwarb
Langen noch zusätzlich zu den beiden ersteigerten Gruben zahlreiche Schürfrechte auf Mutungen in der nä
heren und weiteren Umgebung der stilliegenden Hütte, deren Geschichte sich bis 1824 zurückverfolgen lä
sst.
Seit 1825 besaß Johann Wilhelm Windgassen, Geometer beim Bonner Oberbergamt, eine Konzession zur
Anlage einer "Eisenhütte mit Hochofen, Walz und Reckwerken". Er hatte damals Schürfrechte an 141
Erzlagerstätten zwischen Sieg und Wiedbach sowie an der oberen Sieg. Ein Bauantrag für ein Eisenhü
ttenwerk wurde von Windgassen aber erst 1833 gestellt. Damals erscheint erstmals der Name "Friedrich-
Wilhelms-Hütte zu Neuwindgassen" in den Akten. Erst 1838 gingen der Hochofen auf Holzkohlenbasis
und das Walzwerk in Betrieb. Zu diesem Zeitpunkt war bereits der Frankfurter Kaufmann Johann Ludwig
Peters zu 50 Prozent am Unternehmen beteiligt; seit 1840 gehörte ihm die Hütte allein. Der Betrieb
florierte insgesamt leider überhaupt nicht. Im März 1843 war Peters schließlich gezwungen, die
Zwangsversteigerung zu beantragen. Über den weiteren Verbleib von Windgassen gibt es keine
Informationen. Auch ist die Ursache für das Versagen des Unternehmens nicht eindeutig festzustellen.
Sicherlich fehlte unternehmerisches "Know-how" bei Windgassen ebenso wie bei Peters. Es gab wohl auch
noch keine Fachleute dort. Wahrscheinlich reichte die Kapitaldecke des Kaufmanns Peters letztlich nicht
aus.
Aber auch der Standort des Unternehmens war zu schlecht. Es gab nur eine winzige Straße nach Troisdorf
und damit enorme Transportprobleme sowohl mit der Heranführung der Eisenerze und der übrigen Roh
und Hilfsstoffe als auch mit dem Abtransport der Fertigprodukte. Insofern ist die Entscheidung von
Johann Jakob Langen, gerade diesen Komplex aus der zukunftsträchtigen Branche Eisen und Stahl zu
ersteigern, nicht rein positiv zu sehen. Es sollte zu Lebzeiten von Langen stets erhebliche Probleme mit der
Friedrich-Wilhelms-Hütte geben. Der Ansteigerungspreis von weniger als 30 000 Talern 1843 war allerdings
sehr günstig.
Johann Jakob Langen schickte seinen 1824 geborenen Sohn Emil, der auswärts eine kaufmännische Lehre
absolviert hatte, im Herbst 1843 auf die Bergschule nach Siegen, damit dieser hier das Eisenhüttenfach
erlernen sollte. Als ersten Verwalter der Hütte engagierte Langen 1843 Julius Zintgraff, den Sohn eines Hü
ttenfachmanns aus dem Siegerlandl'. Bis zur Ingangsetzung des Hochofens mussten bis Oktober 1844
nochmals 13 000 Taler investiert werden; bis 1846 steckte Langen bereits 60 000 Taler in den Komplex an
der Agger. Die Produktion begann mit einfachen gusseisernen Waren, die sich auch recht gut verkauften.
Der Holzkohlenmangel war allerdings bereits in den Anfangsjahren so gravierend, dass der Entschluss
gefasst wurde, Wälder in eigener Regie abzuholzen und selbst einen Meiler anzulegen. Dies alles führte 1846
/47 zu Verlusten von mehr als 10000 Talern. Als Zintgraff 1846 ausschied, übernahm Emil Langen mit 22
Jahren die verantwortliche Leitung der Friedrich Wilhelms-Hütte. 1847 arbeiteten mehr als 200 Personen
dort und in den eigenen Gruben. Neben dem Holzkohlenhochofen gab es ein kleines Walzwerk, eine Gieß
erei und eine kleine Maschinenfabrik.'2 Die Verkehrslage blieb unzulänglich.
Langen war Mitte der vierziger Jahre klug genug, der Friedrich Wilhelms-Hütte ein zweites
untermehmerisches Standbein im "angestammten" Gewerbe entgegenzusetzen. Für 68 000 Taler erwarb er

BIOGRAPHIE: im März 1845 die seit zehn Jahren bestehende, relativ kleine Kölner Zuckerraffinerie von Schleußner &
Heck am Alten Ufer. In diesem Untemehmen, das unter der Firma].]. Langen & Söhne fortgeführt wurde, ü
bernahm sein 1820 geborener Sohn Carl Otto die kaufmännische Leitung. Bis 1858 traten alle übrigen Sö
hne mit Ausnahme des jüngsten, Albert, in die Zuckerraffinerie ein.
Nach dem Erwerb der Friedrich-Wilhelms-Hütte und der Zuckerraffinerie Schleußner & Heck besaß
Johann Jakob Langen noch genügend Kapital, um sich als Gründungsunternehmer an aussichtsreichen
Projekten der frühen rheinisch-westfälischen Industrie zu beteiligen. So gehörte er im Juli 1845 gemeinsam
mit Gustav Mevissen, Friedrich Wiesehahn und Friedrich Giesler zu den Vertretern des Bankhauses
Schaaffhausen, denen vor dem Kölner Notar Dubyen Schürfrechte auf Steinkohlenmutungsfelder
nordwestlich von Essen durch W. von Eicken aus Mülheim-Ruhr und G. Stinnes aus Ruhrort übertragen
wurden. Dies war der erste Schritt zur Gründung des Kölner Bergwerksvereins, der ersten Bergbau-AG
des Ruhrreviers, die schließlich mit Sitz in Köln 1849 gegründet und konzessioniert wurde mit einem
Grundkapital von zwei Millionen Talern.
Johann Jakob Langen zeichnete 1849 Aktien im Wert von 32 000 Talern für den Kölner Bergwerksverein
und wurde Mitglied des ersten Verwaltungsrates neben den anderen Kölner Unternehmem Gustav
Mevissen, August Camphausen,
Gustav Mallinckrodt und Julius Joest, dessen Untemehmen allein mit 64000 Talern am Bergwerksverein
beteiligt war."
1846 beteiligte sich Langen -ebenfalls in Verbindung mit der Schaafflausenbank -an der Gründung der
Kommanditgesellschaft Bredt & Co., aus der 1851 die Bergbau und Hüttengesellschaft Allianz mit dem
primären Ziel des Abbaus von Erzlagerstätten im Aachen-Stolberg-Dürener Raum hervorging. Langen
brachte die ihm gehörende Grube "Zufriedenheit" in Notberg bei Düren in die Allianz" ein, die wegen
mangelnder Rentabilität bereits wieder 1856 liquidiert werden mußte.14
Das Revolutionsjahr 1848 wurde für Johann Jakob Langen in mehrfacher Hinsicht bedeutend. Am 29. Mä
rz stellte das Bankhaus Schaafflausen die Zahlungen ein. Das Vermögen von Langen lag bei Schaafflausen
fest. Er war einer der größten Gläubiger der Bank. Mindestens 170 größere Unternehmer des Rheinlands
hatten damals ihre Gelder im wesentlichen bei Schaafflausen deponiert. Dies bedeutete für die regionale
Wirtschaft eine Katastrophe. Die Familienchronik überliefert, dass die Bank den Auftrag hatte, am 25. Mä
rz 20 000 Taler als Zollzahlung des Unternehmens Langen & Söhne für importierten Rohzucker
weiterzuleiten. Im allerletzten Moment soll es Langen seinerzeit gelungen sein, hierfür einen Wechsel bei
der Kgl. Bankfiliale diskontiert zu bekom~en.15 Ende April 1848 war die preußische Regierung unter
gewissen Voraussetzungen bereit, die Privatbank durch Umgründung in eine Aktiengesellschaft zu retten.
Die Gläubiger der Bank sollten hierbei für 50 Prozent ihrer Forderungen Vorzugsaktien mit einer festen
Dividendengarantie von 4,5 Prozent jährlich erhalten; für die weiteren 50 Prozent sollten sie Aktien" Typ B
", d. h. ohne eine solche Garantie, übernehmen. Langen wurde als einer der großen Gläubiger gemeinsam
mit drei anderen Kölner Unternehmern, darunter auch Wilhelm Joest, in ein von der Regierung gefordertes
Komitee zur Durchführung der Sanierungsaktion berufen. Bis Mitte August stimmten die meisten Glä
ubiger dem angebotenen Vergleich zu. Das Komitee garantierte den Ausgleich der verbliebenen
Forderungen in Höhe von rd. 120 000 Talern und bürgte für die Gläubiger, die nur unter Vorbehalt
zugestimmt hatten.16
Die exponierte Stellung von Johann Jakob Langen im Zusammenhang mit der Sanierung der
Schaaffhausenbank wird deutlich dadurch, dass er nach Errichtung der AG des Schaffhausenschen
Bankvereins, der am 28. August 1848 schließlich konzessioniert wurde, sofort Mitglied des Verwaltungsrats
wurde und hier zwischen 1852 und 1857 sogar den Vorsitz innehatte.
Noch während der komplizierten Verhandlungen um die Rettung von Schaaffhausen wählte die Kölner
Handelskammer am 5. Juni 1848 ihr langjähriges Mitglied Langen einstimmig zum Präsidenten. Langen
wurde damit direkter Nachfolger des inzwischen in Berlin,Berlin,Deutschland. als Ministerpräsident amtierenden Ludolf
Camphausen. Langen war wie Camphausen Liberaler. Er war bereit, an verantwortlicher Stelle in der
Wirtschaft mitzuarbeiten. Dem Rat der Stadt Köln hatte Langen von 1839 bis 1845 bereits als ernanntes

BIOGRAPHIE: Mitglied angehört. Seit 1851 vertrat er hier dann kontinuierlich bis zu seinem Tod 1869 die erste Klasse als
liberal-konservativer Abgeordneter.17
Langen blieb Handelskammerpräsident bis 1856. In der Doppelfunktion des Verwaltungsvorsitzenden
beim Schaaffhausenschen Bankverein sowie an der Spitze der hochangesehenen Kölner Handelskammer
gehörte er defacta zu den am meisten exponierten Unternehmerpersönlichkeiten der Region während der
ersten großen Gründerzeit an Rhein und Ruhr. Es ist nicht leicht, Langens konkreten Einfluß, sein
wirkliches Engagement bei einer Vielzahl von Projekten zu fassen und zu werten. Kritiker sprechen ihm die
Fähigkeit des kreativen, dynamischen Unternehmers ab zugunsten des eher "Schulmeisterlichen". Sein 1833
geborener Sohn Eugen übertrifft den Vater heute um ein Vielfaches an Bekanntheit, ja Berühmtheit.
Johann Jakob Langen war enorm fleißig, sehr intelligent und sicherlich auch recht vielseitig begabt.'8
Flexibilität zeigte er jedoch längst nicht immer. In einem sehr wichtigen Punkt fehlte sie auf jeden Fall: Er
hielt viel zu lange fest an der Priorität des Kolonialzuckers gegenüber dem Rübenzucker. In der Zeit seiner
Kammerpräsidentschaft, als in Köln 1851 endlich die erste Rübenzuckerfabrik von Emil Pfeifer und
August Joest gegründet wurde,'9 kämpfte Langen einseitig, fast verbissen auf der Seite der
Kolanialzukkerraffineure, forderte eine höhere Besteuerung der Rüben und bessere Importbedingungen für
kolonialen Rohzucker. Die Kölner Kammer setzte sich in seiner Amtszeit in keiner Weise für eine Fö
rderung der Rübenzuckerindustrie ein. Viel zu spät, erst 1861, nahm das Untemehmen Langen & Söhne die
Rübenzuckerherstellung auf.
Längst nicht alle Untemehmen, an denen Johann Jakob Langen sich beteiligte, reüssierten. Manche gute
Projekte erfuhren auch nicht die Zustimmung der preußischen Regierung. Dies galt z.B. für die von Schaaill
1ausen unter der Führung von Mevissen, dem amtlich bestellten Direktor des Bankvereins bis 1857,
geplanten Feuer und Lebensversicherungsgesellschaften der "Germania", an deren Gründungsü
berlegungen Langen ebenfalls maßgeblich beteiligt war.
Trotz hoher Investitionen arbeitete die Friedrich-Wilhelms-Hütte als Familienunternehmen auch in den fü
nfziger Jahren nicht immer rentabel. Langen und seine Söhne erkannten, dass eine weitere, sinnvolle und
notwendige Modernisierung und Expansion nur nach Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft
durchgestanden werden könnte. Das Statut des 1855 konzipierten "Sieg-Rheinischen Hütten-Aktien-Vereins
" sah ein Grundkapital von einer Million Talern vor. Die Funktion als Verwaltungsratsvorsitzender beim
Schaaill1ausenschen Bankverein erleichterte Langen das Zustandekommen des Konsortiums unter
Mitbeteiligung des Bankhauses A. & L. Camphausen, des Bankiers August von Recklinghausen, der 1857
dann Langens Tochter Clara heiratete, sowie von Langens Jugendfreund Peter Schmidt, dem Teilhaber der
Braunschweiger Firma Pfeiffer & Schmidt. Am 9. August 1856 wurde die AG konzessioniert. Langen ü
berließ der neuen Kapitalgesellschaft die alte, jetzt liquidierte Firma "Friedrich-Wilhelms-Hütte" für etwas
mehr als 400000 Taler. An der AG war er später mit 139000 Talern beteiligt. In der ersten
Generalversammlung wurde er 1857 zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats gewählt. Diese Position behielt
er bis zu seinem Tod. Sein Sohn Emil wurde Generaldirektor der AG mit einem Jahresgehalt von 2000
Talern.
Zwischen 1856 und 1859 arbeitete auch Eugen Langen auf der "Friedrich-Wilhelms-Hütte", wie der Betrieb
an der Agger weiterhin genannt wurde. Der Erfinder und Student am Karlsruher Polytechnikum Eugen
Langen entwickelte hier den Etagenrost, der Anfang der sechziger Jahre mit einer Verkaufsmenge von rd.
1500 Stück im Gesamtwert von 175 000 Talern zur besseren Ertragslage des Werkes beitrug. 20 1861 waren
in der Hütte selbst 135 Arbeiter beschäftigt. In diesem Jahr wurden Roheisen und Herdußstücke für rd.
210 000 Taler produziert. Drei Dampfmaschinen waren eingesetzt mit zusammen 120 PS. Der zweite
Hochofen war fertiggestellt, aber noch nicht in Betrieb. Für seine Finanzierung hatte die AG 1861 eine
Obligation in Höhe von 300000 Talern mit einer Verzinsung von 5 Prozent zum Kurs von nur 85
ausgeben müssen.
Im Puddel und Walzwerk arbeiteten 19 Öfen, zwei Dampfhämmer und fünf Dampfmaschinen mit 300 PS.
252 Arbeiter sollen hier Stabeisen und Schienen im Wert von 245000 Talern sowie Bleche für knapp 50 000
Taler hergestellt haben. In der Eisengießerei arbeiteten drei Kupolöfen mit einer Dampfmaschine von 10

BIOGRAPHIE: PS. Hier wurden von 70 Arbeitern Gußwaren für 85800 Taler verarbeitet. In der Maschinenfabrik standen
zwei Dampfmaschinen mit 20 PS. Ebenfalls 70 Beschäftigte verarbeiteten hier Gußwaren sowie Teile von
Eisen, Stahl und Messing zu Maschinen im Wert von 34500 Talern. Der Absatz im In und Ausland
solllebhaft gewesen sein.21
Der Standort der Hütte blieb allerdings trotz der 1861 fertiggestellten Köln-Gießener Eisenbahn mit einer
Anschlußpferdebahn vom Bahnhof Troisdorf zur Hütte überaus problematisch. Die Randlage abseits des
Rheins und weit entfernt von der Ruhr erwies sich auf weitere Sicht als kaum konkurrenzfähig. So arbeitete
auch die Aktiengesellschaft über viele Jahre mit Verlust. Insgesamt soll Johann Jakob Langen bei diesem
Unternehmen, mit dem er 1843 die Abkoppelung vom Zuckergeschäft einleitete, mit dem primär er für
seine Söhne eine Existenz sichern wollte, mehr als ein Drittel seines Vermögens eingebüßt haben.22 Emil
Langen wurde wegen der seit 1862 ganz ausbleibenden Dividenden von den Aktionären hart kritisiert. Er
verließ die Hütte enttäuscht 1867 und betrieb bis zu seinem Tod 1870 zwei kleine Hochöfen in Salzgitter -
auf dem Gelände der erst viele Jahrzehnte später dort gegründeten Hüttenwerke. Unmittelbar nach Johann
Jakob Langens Tod 1869 verkauften seine Söhne sämtliche Aktien des "Sieg-Rheinischen", die sich im
Familienbesitz befanden, an Leopold Hoesch. 1871 wurde Louis Mannstaedt dann über Hoesch
Mehrheitsaktionär des Aktienvereins.23
Im Verwaltungsrat des insgesamt sehr erfolgreichen Kölner Bergwerksvereins übernahm Johann Jakob
Langen 1857 den Vorsitz vor Gustav Mevissen als Vizepräsident. 1865 löste Karl Joest jun. Langen hier im
Vorsitz außerplanmäßig ab. Auf der Generalversammlung von 1864 war Langen für zwei weitere Jahre gewä
hlt worden. Das Protokoll des Jahres 1865 bemerkt sein Ausscheiden ungeachtet der. ..vollzogenen
Neuwahl". Kommerzienrat Langen habe dem Verein seit Jahren eine treue, umsichtige und opferwillige Tä
tigkeit gewidmet". Ein Grund für das vorzeitige Ausscheiden wurde nicht genannt.24
Den Verwaltungsratsvorsitz beim Schaaffi1ausenschen Bankverein übernahm Mevissen von Langen 1857
in dem Jahr, als am 30. September Mevissens neunjährige amtliche Direktorenzeit bei der Bank endete.
Mevissen, der vom Schreibtisch des Bankvereins aus seit Beginn seiner Tätigkeit dort die entscheidenden
Weichen für die Industrialisierung an Rhein und Ruhr gestellt hatte, strebte sofort nach Beendigung seiner "
staatlich verordneten" Amtszeit an die Spitze des Aufsichtsgremiums der Bank. Langen soll hierüber so verä
rgert gewesen sein, dass er bis 1860 vom Bankverein keine weiteren Kredite mehr in Anspruch nahm.. Es
ist denkbar, dass Mevissen Langen im Jahre 1857 als eine Art Äquivalent für die "Überlassung" des
Vorsitzes im Verwaltungsrat von Schaaffhausen das Präsidium beim Kölner Bergwerksverein "anbot".
Das Verhältnis zwischen Langen und Mevissen war bereits seit 1856 sehr belastet. Im März dieses Jahres
leitete Langen seine letzte -die 116. -Sitzung in acht Jahren als Handelskammerpräsident. Mevissen verdrä
ngte ihn hier als Präsident bereits zu einem Zeitpunkt, als er für Langen "lediglich" Direktor bei Schaaffi1
ausen war. Mevissen war 21 Jahre jünger als Langen und kandidierte am 29. April 1856 offen gegen diesen.
Er erreichte die erforderliche Stimmenmehrheit erst im zweiten Wahlgang, als er zwei Stimmen mehr als
Langen erhielt. 26 Langen war über diese Attacke so verbittert, dass er bis zum Ablauf seiner Wahlzeit als
Handelskammermitglied im Jahre 1859 an keiner einzigen Sitzung mehr teilnahm. "Sollte es dem
aufrechten Mann schwer geworden sein, die Führung der Kölner Kaufmannschaft an eine Persönlichkeit
von völlig anderer Mentalität abzugeben? Genialität stand wider solide Tüchtigkeit", so kommentiert die
Familienchronik diesen Vorfall.27
Johann Jakob Langen fehlte im Vergleich zu Gustav Mevissen sicherlich vor allem eine gehörige Portion
unternehmerischer Härte. Einer gemeinsamen Gremienarbeit gingen beide nach 1857 aus dem Wege. So
vertrat Franz Wilhelm Koenigs, der Schwager von Mevissen, diesen seit 1858 im Verwaltungsrat des Kölner
Bergwerksvereins. Langen blieb hier immerhin noch bis 1865 an der Spitze.
Im Januar 1858 wurde Langen als liberaler Stadtverordneter für die erste Wählerklasse mit 93,8 Prozent der
Stimmen wiedergewählt. Er blieb bis 1869 Mitglied des Rates der Stadt Köln und setzte sich hier in der
Kommission für Gewerbefragen für die verschiedensten wirtschaftlichen Belange ein. 1856 wandte sich der
Zuwanderer Langen als einziger Stadtverordneter gegen ein Einzugsgeld in Höhe von 20 Talern für den
Zuzug nach Köln. Über einen längeren Zeitraum fungierte Langen auch als ehrenamtlicher Richter bzw.

BIOGRAPHIE: Ergänzungsrichter beim Kölner Handelsgericht. 28 In den fünfziger Jahren war Langen, ein stets sehr
aktives Mitglied der reformierten Gemeinde, auch als Kirchmeister und Gemeindeältester tätig. Neben den
Unternehmern und Kammermitgliedern Moll und Nierstras gehörte er zum Kuratorium der Evangelischen
Höheren Töchterschule.29 Er gründete im kirchlich-sozialen Bereich das Martha-Stift, eine Mägdeherberge.
'"
Johann Jakob Langen war ein Mann mit einer tief religiösen Grundeinstellung, die auch sein
unternehmerisches Handeln stets bestimmte. Den Kampf mit harten Bandagen verachtete er ebenso wie
die offene Auseinandersetzung mit dem Gegner. Lieber zog er sich in solchen Fällen zurück. Seinen
Kindern war er ein strenger, aber stets gerechter Erzieher. Er sorgte vorbildlich für die schulische und
praktische Ausbildung seiner fünf Söhne, die zwischen 1844 und 1858 Teilhaber in den eigenen
Unternehmen wurden. Als Langens zweite Frau Johanna, geb. Gustorff, 1859 verstarb, zog seine Tochter
Clara mit ihrer Familie (von Recklinghausen) zu ihm in sein Haus in die Severinstraße. 1.1. Langen hatte
insgesamt elf Kinder, von denen acht bei seinem Tod noch lebten, sowie 51 Enkel.
1861 wurde Johann Jakob Langen wie viele andere damals aus Anlas der Krönung Wilhelms I. zum
Kommerzienrat ernannt. Für seine vielfältigen Verdienste erhielt er 1851 bereits den Roten Adlerorden 4.
Klasse und 1867 den der 3. Klasse.
Johann Jakob Langen starb am 27. August 1869 in Köln. Er hinterließ seinen acht noch lebenden Kindern
ein Vermögen von 480 000 Talern.

Datenbank

Titel
Beschreibung
Hochgeladen 2008-01-26 12:08:28.0
Einsender Michael Schrader
E-Mail
Zeige alle Personen dieser Datenbank

Kommentare

Ansichten für diese Person