Cordt I. MENTE

Cordt I. MENTE

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Cordt I. MENTE
Beruf Bronze-, Glocken- und Geschützgießermeister, Artillerieoffizie
Religionszugehörigkeit RK

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt etwa 1498 Braunschweig-Altstadt nach diesem Ort suchen
Bestattung Februar 1576 Wolfenbüttel-Heinrichstad nach diesem Ort suchen
Tod Februar 1576 Wolfenbüttel-Dammfeste [A nach diesem Ort suchen
Wohnen Braunschweig nach diesem Ort suchen
Heirat etwa 1518 Braunschweig-Neustadt nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
etwa 1518
Braunschweig-Neustadt
Margareta BEHRE(N)

Notizen zu dieser Person

Oberstzeug-, Rüst- und Baumeister
�der Ältere�
Bürger (vor 1538 bis 1550), Bronze-, Glocken- und
Geschützgießermeister, zeitweise Offizier und Artilleriefeldherr
(1542) des Schmalkaldischen Bundes, Künstler von Rang zu Braunschweig,
dann nach Vertreibung (1550) zu Wolfenbüttel, dort auch Brauer,
Hofbeamter, -politiker und Diplomat.
Büchsenschütze, Büchsen- und Zeugmeister der Stadt Braunschweig (18.
10. 1527 bis Febr. 1550); später herzoglich
Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttelscher Oberst[er] Zeug-, Rüst- und
Baumeister (ab 1561); bedeutend in der bildenden Kunst seiner Zeit wie
in der niedersächsischen Landes- und welfischen Dynastiegeschichte.
Arbeitet offenbar bis zu dessen Tod 1531 als Geselle des Vaters mit,
weshalb er erst danach mit eigenen Bronzearbeiten hervortritt, obwohl
er bereits Familienvater sein muß. Auf diese Weise setzt er aber das
von Mit- und Nachwelt bereits geschätzte Wirken des Vaters nahtlos
fort: �Zwei namhafte Stückgießer, Hinrik Mente und sein Sohn Cord,
versorgten [in der ersten Hälfte des 16. Jh.] die Stadt [Braunschweig]
mit einem halben Hundert tüchtiger Kanonen� (Heinr. Meier, Artill., p.
77). Er �ist wie sein Vater im Zeugbuche Kaiser Karls V. mit einem
Geschütze vertreten. In seiner Vaterstadt erscheint er zuerst 1534
[mit Büchsen] und hat derselben noch mehr Geschütze gegossen als sein
Vater� (ebd., p. 81).
Wohl schon bei Dienstantritt in Wolfenbüttel erhält er als das
Dienstwohnsitz das frühere Weinschenkenhaus beim Wolfenbütteler Schloß
(Schulwall 19) zugewiesen, in dem um 1548/50 der Büchsenschütze und
Zeugmeister Heinrich von Weida gewohnt hatte, also sein Vorgänger
(Thöne, Spätren., p. 30 f./Anm. 44 u. 47). Bereits am 26. 10. 1561
heißt es, Cordt habe �darinnen auch von Jaren zu jaren neue Gebeu
uffgerichtet und das [Anwesen] sonst gebessert�, als er gegen eine
Veschreibung von 1000 Talern dieses Haus am Damm zwischen dem
östlichen Dammfestungswall und Lüdecke [Schomburg] endgültig
überschrieben bekommt (und zwar zu eigen, wie später der Rückkauf
durch Herzog Julius zeigt, obwohl dieser 1577 durch Zwang wieder
darüber verfügen will; zu Schomburg siehe Anm. zur wohl ältesten
Tochter vereh. Fischer). Am selben Tage wird er Oberst[er] Zeug-,
Rüst- und Baumeister Heinrichs des Jüngeren.
Zu den von ihm �uffgerichteten� Baulichkeiten in diesem Hause zählt
nicht nur seine neue Gießerei (nach einer in der Wolfenbütteler
Hauptkirche BMV von der hilfsbereiten Aufseherin am 26. 7. 2003
gemachten Mitteilung soll sich sein Gießhaus im Keller der Alten
Kanzlei südlich des Schloßtors befunden haben; falls hier nicht eine
staatliche Gießerei war, in der zumindest eiserne oder aus Schlacke
gegossene Kanonenkugeln entstanden, handelt es sich wohl um eine
Verwechslung mit Mentes Haus, ca. 100 Meter östlich). Auch eine eigene
Hauskapelle, eine Badestube und eine Rüstkammer nennt Cordt sein eigen
(Hausverschreibung 1561; Thöne, Spätrenaissance, p. 30/Anm. 44). Das
Anwesen verfügt als idealer Standort eines Zeugmeisters über eine
direkt östlich (jetziger Straßenverlauf des Schullwalls) anschließende
Auffahrtsrampe zum südlichen Dammfestungswall und liegt gegenüber
Zeughaus, Zeugschmiede und Sporerei, freilich ist dazwischen der
heutige Schloßplatz noch mit wohl meist kleineren Wohnhäusern bebaut
(Thöne, Hz. Julius, Planrekonstruktion nach p. 74).
Am 12. 1. 1563 läßt Cordt durch Heinrich den Jüngeren sein Testament
zugunsten seiner �Jetzige[n] Hausfrauen Margareten Beren und seinen
[später] hindergelassene drieerlei Kindern, doch alle von seinem Leibe
geboren� betätigen und beglaubigen. Die Formulierung bedeutet
eindeutig nicht, daß es nur drei Kinder (mindestens die fünf eindeutig
identifizierten Söhne sowie mehrere Töchter leben noch 1578) oder daß
es gar drei Ehen gegeben hat (auf Heiraten vor der mit Margareta Behr
gibt es keine Hinweise, die Formel �jetzige Haufrau� ist damals
gängige Übung). Vielmehr ist wohl an den Dreiklang zu denken, in dem
seine Abkömmlinge am 7. 1. 1578 (siehe Anmerkung zu seiner Frau) neben
der Witwe als Erben auftreten: erstens die erwachsenen Söhne, zweitens
die Töchter nebst Ehemännern als Kuratoren, drittens die noch
unmündigen Söhne nebst Vormündern. Das Testament selbst, auf dessen
sicherlich präzisere Angaben die Wortwahl zurückgehen dürfte, ist
leider verloren.
Übrigens hält Cordt bemerkenswerterweise bis 1568 einen eigenen
Hauslehrer, der sich dann (nach Wiedereinführung der Reformation durch
Herzog Julius) erfolgreich als Pfarrer bewirbt. �Joannes Slichte
Groningensis [Gröningen b. Halberstadt], Paedagogus [des] Cordt Menten
[dieser wird vom Schreiber als bekannt vorausgesetzt, die Angabe
genügt als Referenz zur Vita]. In examine rudis, in scriptura
deprehensus�, notiert das Protokoll der Anwärterprüfung im
Braunschweiger Blasien-Kapitelhaus mit Probepredigt im Dom am 18. 2.
1569; am 1. 4. wird Slichte besser bewertet und am 18. 5. als Pfarrer
nach Lamspringe ordiniert (Spanuth in Spanuth/Wolters, a.a.O., Jg.
43/1938, pp. 191, 193 u. 203). Der Hauslehrer hatte offenbar dem
Unterricht der jüngeren Mente-Kinder, zuletzt wohl Philipps,
vielleicht auch schon der Enkel(in) Kötterlin, gedient und vermutlich
den Gottesdienst an Mentes Hauskapelle versehen (nicht selten ist ja
damals der Hauslehrerdienst die Station eines jungen Geistlichen vor
der ersten Pfarrstelle).
Trotz des Testaments ist Cordt noch rüstig. Jetzt fungiert er auch als
Baumeister, und zwar naturgemäß v.a. bei militärischen oder
artverwandten Bauten. Ab 1564 ist er an Aus- und Umau des dem
Erbprinzen Julius zugewiesenen Schlosses Hessen (am Fallstein) unter
dessen Leitung führend beteiligt. Wie sich herausstellt, plant Herzog
Heinrich d.J. auch, hier den noch immer ungeliebten Julius
einzukerkern, der schon 1559 zeitweise nach Brandenburg entwichen war
und dort geheiratet hatte. Von nun an spielen Cordt und besonders
seine Frau eine bemerkenswerte Diplomatenrolle zwischen Vater und Sohn
und tragen entscheidend dazu bei, die geplante Gefangensetzung zu
verhindern. �Man erfährt, daß der Baumeister Mente [1564] mit dem
Herzog Heinrich d. J. das neu errichtete Gefängnis [Schloß Hessen]
besichtigt. Es hat sich ein junger Mensch mit eingeschlichen. Dieser
wird Zeuge des Gesprächs zwischen dem Herzog und Mente und wird von
Mentes Frau ausgefragt, die auf ein Mittel sinnt, um den Herzog Julius
vor der Gefangennahme zu retten� (Seeleke, Francke, a.a.O.).
Dazu gehört Mut. Der hochrangige Hofbeamte Abel Ruck
(Kanzleisekretär), der eine schon einmal geplante Festsetzung Julius'
vereitelt hatte, war darum 1558 abgesetzt und verjagt, 1559 sogar
verhaftet und verbannt worden (1568 von Julius zurückberufen und zu
hohen Ehren gekommen; Samse, a.a.O., pp. 107 u. 210); auch andere
wichtige Beamte hatte der Gewaltherrscher Heinrich entlassen und
vertrieben, weil sie sich schützend vor seinen Sohn stellten. In
diesem Klima empfiehlt Mentes Frau Margareta Behr nun �Julius, er
solle seinem Vater Zuneigung zeigen; u.a. schreibt sie auch von
auswärts mehr oder weniger fingierte Briefe, die dem Herzog Heinrich
d.J. zugespielt werden. Ihr Inhalt soll dazu beitragen, dessen Meinung
über seinen Sohn günstig zu beeinflussen�; so bei Seeleke (Francke).
Dieser urteilt sogar: �Die Familie Mente hat dem Herzog Julius ganz
besonders nahe gestanden, ja sie spielt bei den Vermittlungen in den
Auseinandersetzungen des Herzogs mit seinem Vater die Rolle eines
Katte�. Das freilich ist stark übertrieben. Die Mentes wirken wohl
nicht einseitig als Fluchthelfer, weshalb ihnen auch Kattes Los
erspart bleibt, sondern als diplomatische Vermittler. Der Erfolg dabei
geht sicherlich teils auf sie zurück, aber wohl mehr noch auf
einflußreichere Hofbeamte, die sich nicht durch klare Parteinahme den
aktenkundigen Zorn Heinrichs zuziehen wie Abel Ruck (vgl. Samse), dem
der schmeichelhafe Vergleich eher gebührt. Die Versöhnung im
Herzogshaus gelingt jedenfalls. Schloß Hessen wird weiter ausgebaut,
nicht als Kerker, sondern als standesgemäßer Prinzensitz.
Julius beteiligt sich maßgeblich daran und korrespondiert 1564 - 1568
rege mit Cordt über Materialien und ähnliches (Thöne, Res., p. 45).
Von seinem Vertrauensmann Mente lernt er dabei sicherlich viel über
die Bau- und Rüstungsvorhaben, um die er sich auch als Herrscher gern
bis ins Detail persönlich kümmern wird. Bemerkenswert bleibt, daß auf
die Zeit des Hessener Erbprinzenhofs von 1564/68 die engeren
Verbindungen Mentes nicht nur zu Herzog Julius, sondern auch zu Johann
Scharff, Dr. Johann Kötterlin (beide später zum Menteschen
Familienkreis gehörig) und zu Paul Francke zurückgehen. Der Hessener
Kreis jener Jahre, eine Art �Camelot� des Prinzen (zu dem tatsächlich
ein Katte gehört, nämlich Melchior, später Julius' Kammerherr, aus dem
märkischen Adelshaus des späteren unglücklichen Helfers Friedrichs des
Großen), bedarf übrigens wohl trotz der Ansätze bei Samse (pp. 120 f.)
und Seeleke noch der eingehenden Untersuchung seiner wegweisenden
kulturhistorischen Bedeutung für die Ära Herzog Julius'.
Diesem nun regierenden Herzog dient Cordt nach Heinrichs Tod 1568
folgerichtig im gleichen Amt des Zeug- und Rüstmeisters (Bestätigung
auf zunächst drei Jahre 26. 12. 1570) und ist neben anderen (von
weither hinzugezogenen) Baumeistern maßgeblich für die Neugestaltung
Wolfenbüttels als Festungs- und Renaissancestadt. Als Bauverwalter
nimmt er dabei einen hohen Beamtenrang mit z.T. prosaischen Pflichten
ein; so weist er mehrfach Bürger, mit deren Hausbauten die
Heinrichstadt planvoll erweitert wird, in ihre Grundstücke ein (u.a.
1571 den Badstübner Hans Ovenpeck [Overbeck] und den Kannengießer [!]
Heinrich Wöhler [1568 Gießer des Zinnsargs für Heinrich d.J.]; Thöne,
Res., p. 230). Doch nimmt er an der Ausgestaltung der neuen Stadt auch
ganz persönlich anteil. Schon 1566 stiftet er zwei Glocken für die zur
Pfarrkirche neu ausgebaute Marienkirche, von denen eine in Paul
Franckes heutigem Nachfolgebau erhalten ist, allerdings gegen Stellung
der Materialkosten. Er ist eben als Gießereibetreiber auch ein
erfolgreicher Unternehmer, wie sich 1578 zeigen wird, und als solcher
kostenbewußt.
Doch sein Ruf als Künstler erreicht in diesen Jahren trotz und neben
der Beamtentätigkeit seinen Höhepunkt, statt etwa zurückzugehen. 1570
schafft er sein herrlichstes und bedeutendstes Werk mit der Grabplatte
für den Kirchenpolitiker Levin von Veltheim (schon 1531 verst.,
weshalb das Werk meist auf dieses Jahr datiert wird) im Hildesheimer
Dom, mit der ihn wohl dessen Familie, eines der wichtigsten
Adelshäuser Niederachsens, ungeachtet der Konfessionsfrage beauftragt
hat. Mit einem eigenen belegten Guß tritt Cordt zuletzt 1571 hervor,
als er für die (später abgebrannte) Schloßkapelle, die sein Gönner
Herzog Julius zu einem lutherischen Mustergotteshaus macht (Thöne, Hz.
Jul., pp. 10 f., hält das Gußjahr für das entscheidende Datum der
Umgestaltung), ein programmatisch ausgestaltetes Taufbecken schafft
(seit 1666 �Juliustaufe� in der Marienkirche, jetzt im Hochchor),
ferner die Marienberger Klosterglocke.
Mitgeteilt von Herrn Gunnar Söffge, Goslar am 10.11. 2004

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Hochgeladen 2011-12-15 10:41:58.0
Einsender user's avatar Eike Schößler
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