Helene Margarete LÖFFLER

Helene Margarete LÖFFLER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Helene Margarete LÖFFLER
Religionszugehörigkeit evangelisch

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 29. April 1891 Nieder Hermsdorf, , Waldenburg, Schlesien, nach diesem Ort suchen
Bestattung 15. Mai 1985 Bielefeld, Stieghorst, , , nach diesem Ort suchen
Tod 11. Mai 1985 Bielefeld, , , , nach diesem Ort suchen
Heirat 16. August 1919 Waldenburg, , , , nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
16. August 1919
Waldenburg, , , ,
Ernst Karl WUTTKE

Notizen zu dieser Person

Chronik Kurt Prunzel:
Helene hatte nach dem Tode ihrer Schwester Elfriede schon früh ihrer Mutter zur Hand gehen müssen. Ihre behinderteSchwester Gertrud hat sie besonders pflichtbewußt versorgt. In der Schule gehörte sie immer zu den Besten. NachBeendigung der 8-jährigen Schulzeit kam sie als Hausmädchen "in Stellung". Eine Berufsausbildung gab es nur für wenigeMädchen. Die meisten gingen bei "besseren Leuten" in den Haushalt oder in die Fabrik. Und die Eltern waren froh, wennein Esser weniger am Tisch saß. Helene mußte von früh bis abends schaffen. Sie lernte alle Arbeiten eines Haushaltes,auch das Kochen kennen. Später ging sie als Hausmädchen zu einem kleinen Textilfabrikanten nach Landeshut. Mit 20 Jahrenlernte sie bei einer Schneidermeisterin in Hermsdorf nähen. Sie wurde bald die Stütze der Meisterin und bekam einkleines Entgelt. Das bis dahin gezahlte Lehrgeld wurde ihr erlassen. Dadurch zog sie sich den Neid der anderen Mädchenzu, zumal sie im Laufe der Zeit zuschneiden durfte, was sonst nur der Meisterin vorbehalten blieb. In 2 Jahren hatte sieso gut schneidern gelernt, dass sie später ihre Familie selbst versorgen konnte. Inzwischen hatte sie den Bruder ihrerFreundin Anna kennen- und liebengelernt. Ernst Wuttke konnte mit seinem Frohsinn Helenes Herbheit bezwingen. Sieverlobten sich Anfang 1914, doch alle Heiratspläne machte der Krieg zunichte. Helene arbeitete bei drei verschiedenenFamilien in Breslau, Wüstegiersdorf und Waldenburg als Hausangestellte. Erst nach dem Krieg konnte sie ihren Ernstheiraten. Ihre Ehe war ihr Lebensglück. Sie war in allen Dingen die Lebenskameradin ihres Mannes. Im II. Weltkrieg zogsie mit ihrem Mann nach Gostingen, Bezirk Posen im Warthegau und mußte ohne ihn im Januar 1945 die Flucht in die alteHeimat Waldenburg antreten. Alles Eigentum blieb zurück. Bei Verwandten und Freunden fand sie und danach auch ihrebeiden Töchter Aufnahme. Als die russische Armee auf Waldenburg anrückte, mußte Helene wieder flüchten. Ihre Töchterwaren als Rote-Kreuz-Helferinnen einem Flüchtlingstreck zugeteilt. Sie nahmen ihre Mutter mit. Mit ihren wenigenHabseligkeiten, die auf einem Handwägelchen verstaut waren, wurden sie auf einen LKW einer Wehrmachtseinheit verladen.Sie kamen bis Braunau in der Tschechei nahe der schlesischen Grenze. Dort überraschte sie die Nachricht von derKapitulation der deutschen Wehrmacht. Von den Offizieren verlassen, wußte niemand, was zu tun sei. Die Soldatenentschlossen sich, durch die Tschechei zu fahren, um nach Bayern zu den Amerikanern zu gelangen. Helene und ihre Töchterfuhren mit, denn sie wollten auf keinen Fall in die Hände der Russen fallen. Südlich von Prag hielten blutjungeSoldaten noch eine Brücke über die Moldau frei. Darüber floss der Strom der Soldaten, Flüchtlinge, Verwundeten. DieKolonne wurde beschossen. Helene und ihre Töchter entgingen der Gefahr. In der Gegend von Budweis hielten amerikanischePanzerspähwagen die Kolonne auf. Alle glaubten, nun beim Amerikaner in Sicherheit zu sein. Die Soldaten gaben ihreWaffen ab und feierten das Kriegsende. Alles lagerte im Freien. Einige Tage hielten die Amerikaner die vielen Menschenhin. Es gab nichts zu essen. Die Vorräte auf den Fahrzeugen wurden aufgebraucht. Wasser fehlte. Die tschechische Milizbewachte die Brunnen und erlaubte auch Frauen und Kindern nicht, Wasser zu holen. Auch die Verwundeten fanden keineHilfe mehr. Endlich erfuhr man, dass die Amerikaner alle Soldaten und Zivilisten den Russen übergeben. DieseEntscheidung sollte für viele den Tod bedeuten. Die Soldaten kamen in russische Gefangenschaft, aus der viele nicht mehrheimkehrten und Kleinkinder, besonders Säuglinge, überstanden die Strapazen nicht und starben. Nach längerem Fußmarscherreichten Helene und ihre Töchter ein Tal an einem See, wo ein Flüchtlingslager unter freiem Himmel provisorischeingerichtet wurde. Von den Russen wurde verkündet, dass nun alle nach Heimatgebieten geordnet und vom nächsten Bahnhofin ihre Heimatorte gebracht würden. Nach der Sortierung wurden die LKW's beladen. Tochter Irmgard kam auf ein anderesFahrzeug und wurde so von Mutter und Schwester getrennt. Tagelang fuhr man durch unbekanntes Land. In den Gräbenbeiderseits der Straßen lagen Lebensmittel, Betten, Kleidung, Verbandszeug, doch die Flüchtlinge durften sich nichteinmal etwas zu essen holen. In einem Dorf nahe der österreichischen Grenze wurden die Mütter mit Kleinkindern inBauernhäusern untergebracht. Alle anderen kamen in die Scheunen. Die Soldaten waren längst auf dem Marsch in dierussischen Gefangenenlager. Die Flüchtlinge wurden von russischen Soldaten ausgeplündert, wenn sie überhaupt noch etwasbesaßen. Frauen mußten sich des Nachts verkriechen, wollten sie nicht von den Russen vergewaltigt werden. Tochter Erikawurde wiederholt von ihnen gesucht, aber Helene hatte sie mit ihrem Leib zugedeckt und so entging sie dem Zugriff, derdas Ende bedeutet hätte. Um aus dem von den Russen kontrollierten Gebiet herauszukommen, gelang es Helene mit ihrerTochter, nach qualvollem Marsch über die Grenze nach Bayern zu kommen. In Hirtreut im Bayrischen Wald fanden sie bei demBauern Josef Fischer Unterschlupf und damit endlich wieder ein Dach über dem Kopf und satt zu essen. Dafür mußten siehart in der Landwirtschaft arbeiten. Nach mehr als einem halben Jahr erfuhr sie endlich über ihre Schwester Elisabeth inBerlin, dass Tochter Irmgard und Sohn Werner lebten. Im März 1946 ging Helene mit Tochter Erika nach Bielefeld, woTochter Irmgard bei Frau Oberwelland im Haushalt Arbeit gefunden hatte. Trotz der fünf Kinder, die nicht satt zu essenhatten, wurden beide aufgenommen. Helene arbeitete in einem Haushalt in der Nachbarschaft, Tochter Erika ging zu einemBauern nach Brönninghausen. Inzwischen war auch Schwiegersohn Kurt Prunzel, aus Schlesien ausgewiesen, in Bielefeldeingetroffen. Erika und Kurt heirateten am 31.8.1946 in Bielefeld. Sie hatten später das große Glück, bei Anna Rehorstin der Mellerstraße 59a eine abgeschlossene Wohnung zu bekommen, in die sie Helene mit aufgenommen haben. HelenesHoffnung, auch noch ihren Mann wiederzufinden, erfüllte sich nicht. Sie hat diesen Schicksalsschlag nie überwunden. 1951zog sie mit der Familie ihrer Tochter Erika in eine schöne große Neubauwohnung im Hause Spindelstraße 75. Nun hatte sieein eigenes Zimmer. 1957 konnte sie ganz in der Nähe, und zwar in der Wilbrandstraße 16, eine eigene kleineabgeschlossene Wohnung erhalten. Sie gab ihr die ersehnte Selbständigkeit und zugleich die Möglichkeit, jeden Tag mitKindern und Enkeln zusammen zu sein, zumal ihr Sohn Werner mit Familie ebenfalls in das Haus Spindelstraße 75 eingezogenwar. Als Schwiegersohn Kurt 1964 in der Goldaper Str. ein Eigenheim baute, zog sie mit ein. Sie konnte noch viele Jahream Leben ihrer Kinder, Enkel und Urenkel teilnehmen, Hilfe geben und empfangen. Besondere Ereignisse waren ihreGeburtstage, die ihre Töchter meist zu einem Verwandtentreffen ausgestalteten. Als sich die wirtschaftlichenVerhältnisse gebessert hatten, reiste sie gern zu Verwandten und Freunden, fand auch in Bielefeld, besonders durch dieFrauenhilfe, manche lieben Bekannten, mit denen sie auf Freizeiten und bei Ausflügen fröhliche Erlebnisse hatte. Geistigund körperlich rüstig, erlitt sie im Mai 1975 einen Schlaganfall, den sie zwar überwand, aber die Sprache gingverloren. Trotzdem hatte sie noch 8 lebenswerte Jahre. Die letzten 2 Jahre ihres Lebens waren Leidensjahre. DieDurchblutung der Beine war nicht mehr ausreichend. Ein längerer Krankenhausaufenthalt in Bethel war notwendig geworden.Schließlich wurde sie bettlägerig. Tochter und Schwiegersohn ersparten ihr einen längeren Krankenhausaufenthalt und dieAufnahme in ein Pflegeheim. Sie sorgten für sie und sie pflegten sie in ihrer vertrauten Umgebung, bis sie am 11.5.1985verstarb.

Datenbank

Titel
Beschreibung
Hochgeladen 2011-12-14 16:24:40.0
Einsender user's avatar Berthold Prunzel
E-Mail berthold.prunzel@unitybox.de
Zeige alle Personen dieser Datenbank

Herunterladen

Der Einsender hat das Herunterladen der Datei nicht gestattet.

Kommentare

Ansichten für diese Person