Louise ZIMMERMANN
Characteristics
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name | Louise ZIMMERMANN |
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Events
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death | |||
birth | 22. March 1830 | Hamburg, Deutschland
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Sources
1 | Stammtafel der Familie Milow
Author: Erik Samuelson
Publication: Erik Samuelson
Abbreviation: SFM
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Lebenslauf von Louise Zimmermann in Hamburg verfasst von ihr selbst und Dr. Karl Zimmermann in Hamburg verfasst von Dr. Theodor Zimmermann siehe Seite 11/11/11/30 __________________________________________________________________________ Einen kurzen Lebensabriss von mir, bin ich freundlich ersucht, einzusenden. Das ist eine sehr schwierige Aufgabe, wenn man schon ein 76jähriges Leben durchwandert hat, selbst wenn es im Ganzen so inhaltlos gewesen ist wie meines d. h. inhaltlos für Andere, für mich hatte doch jede Wandlung desselben, jedes kleine Ereignis in demselben und jede neu geschaffene Lage Bedeutung, und da weiß ich nun nicht recht, was darf ich in dieser kleinen Skizze erwähnen, was raushalten? Doch beginne ich nun und sehe zu, was gerade von den verschiedenen Ereignissen, die mein Leben berührt haben, mir in die Feder fällt. Also: Am 22ten März 1830 bin ich in Hamburg, Hohe Bleichen 43 geboren, mein erstes halbes Lebensjahr muss ich gesund gewesen sein, denn ich war ein freundliches Kind, wie mir im Sep-tember desselbenJahres meines Vaters alter Onkel, Herr Professor Mertens (er nannte mich immer die kleine Freundlichkeit) in Bremen das Zeugnis gegeben hat, als er bei Veranlassung der Versammlung der Ärzte und Naturforscher in Hamburg als Gast im Hause meiner Eltern weilte. Aber gleich nach dieser Zeit erkrankte ich schwer durch sehr schlimme, gefährliche Zahnkrämpfe, die so arg wurden, dass mein Vater mich eines Tages schon für tot hielt und mich in dieser Meinung hinlegte auf ein Bett, mich aber noch fortlaufend beobachtete und plötzlich gewahrte, dass mein einer kleiner Finger sich noch ein wenig zubewegen schien, da nahm mein Vater eine Bürste, mit der er mir den Rücken wund bürstete und so mich wieder ins Leben zurück rief. So war mein scheinbarer Tod eine Art Starrkrampf gewesen. Meine damalige Krankheit hat lange, lange gedauert, aber ich weiß nicht, ob ein halbes Jahr oder noch länger; jedoch blieb ich ein ernstes, schwächliches Kind und mein Leben lang ein kränkelndes Wesen. Meine Elternhaben nicht erwartet, mich großziehen zu können; und ich weiß mich nicht zu erinnern, jemals mich wirklich gesund gefühlt zu haben. Und doch bin ich so alt geworden. Als ich 9 Jahre altwar, trat das erste sehr schmerzlich berührende Ereignis in mein Leben dadurch, dass meine geliebte, damals 7jährige, am 4ten Novembern 1831 geborene kleine Schwester Elisabeth nach mehrwöchentlicher Krankheit am Nervenfieber starb. Sie war ein wunderschönes und fast überirdisch gutes, liebes Kind gewesen. Einen unbeschreiblichen Eindruck machte es auf mich, als meine Mutter mich am Begräbnismorgen an den offenen Sarg führte, in dem mein süßes Schwesterchen wie ein schlafender Engel erscheinend, gänzlich in Maiblumen gebettet und mit diesen bedeckt, lag. Sie war 28ten Mai 1839 gestorben und wurde am 31ten Mai beerdigt. Obgleich ich Elisabeth selbst im Sarge gesehen hatte, konnte ich mich doch nicht an den Gedanken gewöhnen, dass wir sie für immer verloren haben könnten, zumalich meiner angebeteten Mutter steten, nagenden Kummer sah; und überall, wenn Vater mit seinem Wagen mit uns über Land fuhr, suchte sich sie am Wege. Das hat lange, lange gedauert. In diese Zeit fiel es, dass für mich neue Verwandte in mein Leben traten, von denen ich selbstredend gehört, die ich aber noch nie gesehen hatte. Onkel Carl Mertens kam mit Tante Therese und dem 19jährigem Töchterchen Therese von Petersburg nach Hamburg; in Letztere verliebten wir Kinder uns alle. Tante Therese war leidend uns sie sollte in Hamburg unter Vaters ärztlicher Leitung Genesung, Heilung finden. Mertens nahmen, glaube ich, für den ganzen Sommer Aufenthalt im „Andreasbrunnen“ in Eppendorf bei Hamburg, einer schönen Anstalt mit großem, parkartigem Garten, in der alle möglichen Mineralwasser geschenkt wurden und mancher Kranke dort regelrechte Kuren durchmachte. Im Herbst reisten Mertens wieder nach Petersburg zurück, die junge, geliebte Therese als Braut. Drei Jahre nach dem Eintreffen unserer lieben Verwandten in Hamburg trat ein neues Ereignis ein, das ganz Hamburg bis ins Mark erschütterte, der große Brand, der ca. den 4ten Teil von Hamburg in Schutt und Asche legte. In der Nacht zum 5ten Mai war es in der Deichstraße durch Brandlegung ausgebrochen und vormittags standen schon ganze Straßen in Flammen. Nachmittags sahen wir von unseren Fenstern aus dann die Nikolaikirche am Hopfenmarkt dem grausigen Element zum Opfer fallen und uns alle packte ein Grauen; es zu fürchterlich. Abends wurden die kleinen Geschwistern zu Bett gebracht, ich,die damals schon 12jährige blieb die Nacht mit meiner Mutter auf, die immer rastlos im Zimmer auf und ab ging, während ich in der Sophaecke saß oder lag. Der schauderhaft blutrote Himmel leuchteteimmer in unser Fenster herein. Mein Vater, der immer unterwegs gewesen war, seine bedrohten Patienten zu stützen etc. kam morgens 6 Uhr nach Hause, um uns aus der Stadt fortzuschicken, weil der Branduns schon immer näher rückte, auch hatte Vater seine Pferde, sodass wir zu unserem Onkel Eduard Bueck am Rothenbaum mit Vaters Doctor-Equipage hinausfahren konnten; nachher wurden die Pferde wie alle anderen confisziert, weil sie bei dem zuführen von wasser für die Spritzen helfen musste. Meine Mutter war in der Stadt geblieben, weil die Eltern unsere Mobilien aufladen lassen wollten, die dann nur auf Blockwagen in aller Eile aufgeladen, vor’s Dammtor gefahren und dort auf einer Wiese abgelagert wurden, wo sie mit den Effecten vieler anderer gemeinsam und ich glaube, unbewacht lagen; und doch ist merkwürdigerweise, trotz des schrecklichen Gesindels, das im brennenden Hamburg sozusagen, seine Orgien feierte, nichts abhandengekommen. Obgleich die fürchterliche Feuersbrunst unsererStraße sich mehr und mehr genähert hatte, die hinter derselben liegende war mit weggebrannt, so war unsere Wohnung gänzlich unversehrt geblieben; und am Montag, den 9ten oder am Dienstag, den 10tenMai kehrten wir mit unserer Habe in dieselbe zurück; ich glaube es war am Montag. Der Brand hatte am 8ten Mai aufgehört. Auf mich hat er mein ganzes Leben einen solchen Einfluss geübt, dass ich eine große Feuerangst behalten habe, so dass ich jetzt, wo ich nach eigenem Belieben meine Wohnung wählen kann, immer nur möglichst ebenerdig wohne, um gleich durch’s Fenster in’s Freie kommen zukönnen, falls es einmal im Hause, in dem ich wohne, brennen sollte. Nun komme ich zu dem schmerzvollsten Ereignis meines ganzen Lebens, das mir dasselbe für immer gestört oder soll ich sagen,vernichtet hat, zum Tode meiner abgöttisch von mir geliebten Mutter, die mich immer ihre kleine Freundin nannte. Meine Mutter war schon zur Zeit der Kon-firmation meines Bruders Theodor 1845 sehr leidend; und der Zustand wurde immer schlimmer und schlimmer, so dass mein Vater mich im Frühjahr 1846 aus der Schule nahm, weil ich meine Mutter pflegen sollte; so konnte ich die letzten 8 Monate ihres Lebens immer mit ihr sein, ein Genuss für uns beide. Ich war jetzt 16 Jahre alt, und mein Wunsch war gewesen, um Ostern dieses Jahres confirmiert zu werden, aber meine Eltern, namentlich mein Vater waren dagegen, weil ich noch gar so klein und unansehnlich war. Das war mirein großer Kummer, und ich bin nachher doch auch nicht mehr viel gewachsen. Am 10. October hatte meine Mutter sich leidlich gefühlt und da waren abends einige Verwandte bei uns, und meine Cousinenund ich ergingen uns längere Zeit bei sehr milder Herbstluft unter strahlendem Sternenhimmel in unserem damaligen schönen Garten; ich fühlte mich den Abend so glücklich. Den anderen Tag legte meine Mutter sich, um nicht wieder aufzustehen. Am 3ten December 1846, nachmittags ½ 4 Uhr schloss sie die Augen für immer. Am 7ten December vormittags war die Beerdigung. Mein Leben, mein Lebensglückwurde mit ihr zu Grabe getragen. Nur unser schöner Garten, in dem ich träumen konnte, war mir bis zum Frühjahr 1854 noch als kleiner Trost und Labsal geblieben; dann musste ich auch diesen verlieren, weil unsere Stiefmama, die das Umziehen liebte, fortzuziehen wünschte. Während meines Vaters Witwenschaft war unsere gute Tante Charlotte bei uns im Hause, außerdem erlaubte mein Vater, dass ichdrei Freundinnen nacheinander für geringes Kostgeld bei mir wohnen hatte, vielleicht weil mein ganzer Jugendsinn auch mit begraben war, mich wieder aufzuheitern. Am 2ten Weihnachtstage 1850 teilte unser Vater uns mit, dass er sich wieder verlobt habe; jetzt war für mich alles aus. Ich habe von dem Monat dieser Erklärung an bis zum Neujahrstag Tag und Nacht ununterbrochen geweint. Alle möglichen Onkel schickte mir mein Vater, um mir Vernunft einzureden. Alles umsonst. Am 26ten April war die Hochzeit. Theodor war zu jener Zeit noch Student, also abwesend;Emmy und ich wurden auf 6 Wochen nach Bremen zu den Verwandten geschickt; Emmy zu Plump’s, ich zu Grommés, nur Tante Charlotte und mein Bru-der Carl, damals 15 Jahre alt, blieben im Hause, und vonihm erfuhr ich in den Briefen von all den Veränderungen, die nun zu Hause vorgenommen wurden. Von damals an habe ich oft in meinem Leben für mich gedacht, warum hat mein Vater mich damals, als ichals kaum einjähriges Kind im Starrkrampf lag, mich wieder ins Leben zurückrufen müssen. Tante Charlotte blieb noch bis Herbst bei uns, dann siedelte sie, von Tante Tante Johanna dorthin abgeholt, zu unseren Verwandten nach Bremen über. Emmy hatte im Herbst 1864 eine Stellung als Stütze bei einer Cousine von uns angenommen, ich hatte mich schon mit England in Verbindung gesetzt, dort eine Stellung zu finden, musste nun aber zu Hausebleiben, denn beide sollten wir das Vaterhaus nicht verlassen. Im Jahre 1860 verheiratete sich Emmy mit Johannes Matthaei, der mir ein sehr lieber Schwager wurde. Das Jahr darauf nahm Theodor mich, um mich doch einen Teil des Tages vom Hause fern zu halten, auf seine Schule, d. h. er hat mich mit großer Bemühung zu einer seiner ersten Lehrerinnen ausgebildet, und ich bin von Ostern 1861 bis Herbst 1869 bei ihm zeitweilig eine seiner beschäftigtsten Lehrerinnen mit großer Begeisterung gewesen. Mit meines Bruders erster Lehrerin, Henriette Simon befreundete ich mich sehr, sie war eine große Pädagogin, ein Muster von einer liebenswürdigen Lehrerin undmir auch eine wundervolle Leiterin, sie ward mir die liebste Freundin, die ich je gehabt. Im Herbst des Jahres 1868 verheiratete sie sich mit einem Italiener, von dem sie – er war italiensicher Sprachlehrer- mit einer anderen Dame zusammen italienische Stunden genommen hatte. Der Herr, ein sehr liebenswürdiger, gebildeter, eben sehr sympathischer Mensch, bekam nun in seiner gemütlichen Häuslichkeit auf einmal sein so großes Heimweh nach seinem geliebten Italien; machte sich die größten Illusionen, wie er dort ein glänzendes Fortkommen finden würde, und seiner Gattin eine großartigeExistenz bereiten könnte. Er hatte in Hamburg gänzlich vergessen, wie äußerst primitiv alle häuslichen Verhältnisse damals dort noch waren,, gänzlich alles Comforts bar und wie schwer wir verwöhnten Hamburger dort gegen den Mangel alles dessen zu kämpfen haben würden, an das wir hier nicht nur gewöhnt, sondern das dadurch auch unentbehrlich für uns war. Meine Freundin war trostlos über den Entschluss ihres Gatten, ihre Heimat und ihre Familie zu verlassen und in eine so ferne Fremde zu gehen, so dass der Herr Coconi, ihr Gatte, gleich sagte: „Die Liese (so nannte er mich immer)muss mit uns, die geht mit uns und dann hast du sie.“ Und was machte er auch mir für Beschreibungen von dem Glück der Wohlhabenheit, die wir in Venedig genießen würden und ich ging mit ihnen. Anfang October reisten wir von Hamburg nach Venedig ab. Venedig zu sehen, kennen zu lernen, ist sehr interessant, märchenhaft steht die Stadt noch in der Erinnerung; aber gemütlich war der Aufenthalt dort wahrlich nicht in der doch auch dort herrschenden Winterkälte, die auf den steinernen Fußbödenfeucht niederschlägt; in den riesig großen, nur armselig möblierten Räumen, ohne Öfen, so dass wir mit Wintermänteln und Plaids über den Knien, inden Zimmern sitzen mussten. Das kleine Baby, das 8 Wochen alt war, als wir die Reise antraten, bekam unter seinen langen Kleidern sogar böse Frostwunden an den kleinen Füßen. Herr Coconi sah sich dort auch sehr getäuscht, das Glück und die Wohlhabenheit flogen ihm nicht entgegen. Er versuchte auf verschiedene Weise dort seine Existenz zu finden, doch nichts glückte ihm.Und so siedelten wir im Januar nach Padua über. Doch auch dort derselbe Kampf mit dem Leben. Wir wollten doch essen und trinken, wohnen etc. etc., aber die Not wurde immer größer und Coconi’s Stimmung immer düsterer. Dazu traf dann im September noch ein neuer kleiner Gast ein, der sehr viel Geld kostetet, aber nichts mitbrachte, als sich selbst. Unter diesen Verhältnissen, namentlich Coconi’s Stimmung, überkam mich großes Heimweh, doch diese würde ich niedergekämpft haben aus Liebe zu meiner Henriette. Da aber die Not sich immer mehr aufdrängte, sah ich ein, dass ich leider meine Freunde von meiner Person befreien musste, damit doch wenigstens ein Esser weniger zu versorgen sei, und ich merkte, dass Coconi sehr damit einverstanden war, wenn ich heimreiste. Für meine Henriette war es ein großer Verlust, denn da wir keine Dienstboten hatten, das war ja unmöglich, einen solchen noch mit zu ernähren, so hatte ich alle Arbeit getahn; aber sie sah es ja auch ein, dass meinEntschluss richtig war, und so trennten wir uns mit großem Kummer, nachdem wir geglaubt hatten, für’s Leben vereint zu sein, Ende Januar 1871. Von dem deutsch-französischen Krieg hatte ich in Italien nichts gemerkt, weil ich keine italienischen Zeitungen lesen konnte. Aber gerade, wie die Deutschen in Paris einzogen, zog ich wieder in Hamburg ein. Ein Jahr lebte ich nun hier in einer sehr befreundeten Familie, die mich dazu eingeladen hatte, und die wie nächste Verwandte an mir handelte, und an die ich noch täglich mit größter Dankbarkeit denke. Es war eine liebe jüdische Familie. Nach einem Jahr ging ich auf gut Glück nach Ungarn, wohin ich schon von Hamburg aus ge-schrieben hatte, aber noch ohne Erfolg, da wollte ich mir dort eine Stellung suchen. Ich kannte dort in Pest eine junge Dame, eine Hamburgerin, mit der ich mich im letzten Jahr in Hamburg, im Hause meiner jüdischen Freunde, befreundet hatte. Sie lebte in Pest von Stunden geben. Zu ihr ging ich nun vorläufig,bis ich eine Stellung in einem Pensionat, einem orthodox jüdischen, gefunden hatte. Später übernahm ich in Budapest eine deutsche Schule, die jedoch schon so in Verfall war, dass sie nicht zu retten war, und so musste ich sie nach 5/4 Jahren leider wieder aufgeben. Meine dortige Freundin, die bei meinem Schulunternehmen mich durch die Übernahme mehrerer Lehrfächer unterstützt und bei mir gewohnt hatte, übersiedelte nun nach Wien, wo sie noch heute als Lehrerin lebt, und ich bekam eine Stellung als Erzieherin bei der Gräfin Teleki, bei der ich bleib bis meine Zöglinge erwachsen und bis auf die Jüngste schon verheiratet waren. Im Winter lebten wir in Budapest und im Sommer auf dem Gute Gyömrö im Pester Komitat. Ich war dort sehr gern und stehe auch heute noch mit der Familie imfreundschaftlichen Schriftwechsel, obgleich ich nun schon bald 20 Jahre wieder in Hamburg bin, jedes Jahr sendet mir die jüngste Gräfin noch zu Weihnacht ein hübsches Geschenk. In den Ferien war ich ein Paar mal auf Besuch nach Hamburg gereist, wo ich dann bei unserer Stiefmama freundliche Aufnahme fand, und einmal zu Emmy und Johannes nach Detmold zur Feier ihrer Silberhochzeit. Meinen guten,lieben Vater habe ich leider nicht wieder gesehen; er starb 1876, als ich in Budapest die Schule hatte, gerade Ostersonntag kam mir seine Todesnachricht zu Händen. Dreimal habe ich mit meiner Freundin in Wien in den Ferien schöne Reisen in die Alpen ge-macht, nach denen ich noch oft wie Heimweh empfinde, ebenso wie nach Venedig; jedoch seitdem dort der Campanile zusammengestürzt , ist meine Sehnsucht dorthin schwächer geworden, denn ohne ihn, kann ich mir Venedig nicht denken und möchte ich es kaum wiedersehen. Meine viel geliebte Freundin Henriette habe ich noch einmal von Budapest aus, in einer Pause, die dort 1874 für mich eintrat, ein Jahr vorher, ehe ich die Schule in Budapest übernahm, auf 8 Wochen besucht. Ich kam dort gerade zur rechten Zeit, denn ihr 3jähriger kleiner Sohn war bevor ich dort eintraf, durch die Unachtsamkeit des Dienstmädchens furchtbar verbrannt, und nun konnte ich das armeKind des Nachts bei mir im Zimmer haben, wie der Arzt dringend wünschte, weil die arme Mutter durch Schrecken, die Pflege und die Angst und Aufregung, da das Kind fast hoffnungslos die erste Woche darniedergelegen hatte, so krank und schwach geworden war, dass sie dringend der Nachtruhe bedurfte. Am Tage meiner Ankunft in Padua hatte der Kleine zuerst wieder etwas Bewusstsein gezeigt dadurch, dass er seine Mutter erkannte. Er litt schreckliche Schmerzen, die er mit einer unglaublichen Geduld und Liebenswürdigkeit ertrug. Ich hatte die Freude, in der letzten Zeit den Kleinen schon soweit inder Besserung zu sehen, dass er wieder aufstehen und ordentlich angekleidet werden durfte, und ich einige Male mit ihm und seiner ein Jahr älteren Schwester spazieren gehen konnte. Seitdem habe ich Coconis nicht wiedergesehen; es ging ihnen jetzt besser; er hatte eine kleine Fabrik. Henriette war nicht wieder gesund geworden nach diesem schrecklichem Ereignis; sie siechte langsam dahin und im Jahre 1877 starb sie ziemlich plötzlich. Als ich 1886 bei der Gräfin sozusagen fertig war, schrieb meine Stiefmama mir, ich solle doch wieder nach Hamburg kommen. Die Familie entbiete mir hier auf Hohenfelde in Mama’s Nähe ein Zimmer, und so bin ich seit dem 10ten Mai obigen Jahres wieder in Hamburg. In den drei ersten Jahren meiner Heimkehr hat meine Gräfin, als sie dreimal Ostseebäder benutzte, mich nach diesen für einige Tage eingeladen, einmal besuchte sie mich auch mit ihrem jüngsten Sohn 2 Tage in Hamburg, seitdem habe ich sie nicht wieder gesehen. Nach dem 1888 erfolgten Tode meiner Stiefmama, durch deren Güte wir ja etwas geerbt haben, habe ich mich aus dem elterlichen Haushalt nun gemütlich einrichten können. Seit 12 Jahren bewohne ich jetzt meine sehr niedliche Wohnung mit Gärtchen und dieses, wie meine vielen Vögel sind jetzt in meinem hohen Alter und meiner Einsamkeit meine Unterhaltung, meine Freude und Gesellschaft, zumal jetzt,. da die rasch zunehmende Altersschwäche mich sehr am Ausgehen behindert, ich oft wochenlang meine Wohnung nicht mehr verlasse, namentlich nicht bei ungünstigem Wetter. Mit meinen Geschwister, die eigentlich jetzt mein einziger Umgang sind, da ich durch durch meine lange Abwesenheit von Hamburg allen übrigen so ziemlich verloren habe, außerdem der Tod nach und nach sehr aufgeräumt hat, verkehre ich so viel die Verhältnisse es erlauben. Mein guter, lieber Bruder Theodor kommt oft bei mir vorgelaufen; seine Frau Louise, wenn sie wohl ist, was leider die letzten Jahre vielfach und anhaltendnicht der Fall war, ebenfalls; auch laden sie mich hin und wieder zum Mittag ein. Mit meiner Schwester Emmy habe ich dadurch regeren Verkehr, weil sie wenn es passt, circa jeden zweiten Sonntag ihrenFamilientag bei sich hat, an dem ihre Kinder, Schwiegerkinder und Enkel sich um 4 Uhr zum Mittagessen bei ihr versammeln und zu diesem werde ich in treuer, gütiger Weise mit hinzugezogen. Auch Weihnachtsabend, Sylvester und alle ersten Festtage ist es selbstredend, dass ich sie mit in ihrem Familienkreise verlebe. Auch die verheirateten Kinder, wenn sie an Geburtstagen die Familie bei sich versammeln, ziehen sie mich immer mit hinzu und sagen, ich gehörte mit zu diesem Kreise. Das erfreut mich Alles sehr und nur ungern und selten sage einmal meines elenden Befindens halber diese Einladungen ab, die die stille Ruhe meiner einsamen Häuslichkeit ist bei meiner jetzigen Altersschwäche oft zuträglicher für mich. Früher gab ich selbst kleine Gesellschaften, das habe ich jetzt aber fastgänzlich aufgegeben, weil mir die Kräfte dazu fehlen, mich Alles zu sehr erschöpft. Das ist mein Lebensabriss nahe von meinem Lebensabschluss. Dr. Karl Zimmermann: Nach Absolvierung der Gelehrtenschule in seiner Vaterstadt ging er nach Heidelberg, um Jura zu studieren und von dort nach Göttingen, wo er im Juni 1858 promovierte. Im Jahre 1869 wur-de er procurator judicialis(ein Amt, das nicht mehr existiert). Er starb an einem Herzleiden im Jahre 1878, viel zu früh herausgerissen aus dem Kreise seiner Geschwister und anderen Verwandten, mit denen ihn die herzlichste Liebe verband, sowie aus dem einer großen Zahl von Freunden, die ihm besonders zugetan waren. |
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Title | Familie Toelken |
Description | Bremer Familienverbindungen Europa und alle Welt. |
Id | 60720 |
Upload date | 2021-04-26 18:14:08.0 |
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