Notizen zu dieser Person
Brief an seinen Sohn:
"An meinen Sohn Fritz (auf dem Kuvert, deutsche Schrift)
Wilna, den 20.III.18.
Mein lieber Fritz, mein guter Sohn!
Meine wenige Zeit erlaubt es mir nicht, an das viele Schreiben zu denken und doch mahnt es mich immer zu, Dir zu Deinem Konfirmationstage einen Brief zu senden. Wir, sowie auch Ihr Lieben seid jetzt zu der Gewißheit gekommen, daß wir diesen Tag getrennt begehen müssen. So gerne wäre ich bei Euch gewesen, zumal alle die Lieben aus der Ferne zu Euch geeilt sind, um ihn Eurem Kreise Deinen Ehrentag zu begehen. Der harte Krieg hat es mit sich gebracht, daß dies nicht vollkommen sein kann. Wir werden uns auch hierin finden und hoffen daß es noch mal besser werden möge. Bei vielen Confirmanden wird wohl der Vater fehlen, manchmal noch um weit schlechteren Umständen. Gott seid Dank befinde ich mich noch bei guter Gesundheit und wenn sonst keine unvorgesehene Fälle eintreten, gedenke ich nach diesem Kriege heimkehren zu können. Dir, aber mein lieber Fritz, wünsche ich zu deinem Konfirmationstage alles Gute, viel Glück möge Dir auf den ferneren Lebensweg beschieden sein. Sei Du wie bisher mir und Deiner lieben Mutter ein guter Sohn, so werden wir Dich, bei Deinem ferneren Tun, getreulich zur Seite stehen. Für Dich beginnt ja jetzt ein anderer Lebensabschnitt, dessen Du Dir wohl bewußt bist. Eine Lebensstellung zu erlangen, erfordert den ganzen Menschen da wirst Du Deine Kräfte anspannen müssen, soweit wie sie Dir gegeben sind.
Wenn Du dann mal etwas freie Zeit hast wirst Du mich über den Hergang Deiner Confirmation berichten, lass aber erst alles vorüber sein, in Gedanken bin ich immer bei Euch und möchte deshalb auch alles wissen. Onkel Adolf wird Euch mündlich alles berichten weit besser wie ich es Euch schreiben kann. Der lieben Mama sende ich diese Kiste zum täglichen Gebrauch. Dir lieber Fritz werde ich mich später noch mal erkenntlich zeigen. Vor allen Dingen feiert diesen Tag in voller Würde, stolzen Hauptes tragt dies Ungemach und denkt der Vater ist im Kriege. Für alle die bei Euch kommen bestellt ein schönen Gruß Ihr aber seid besonders herzlich gegrüßt und geküßt von Eurem lieben Vater in Wilna. Elfriedes Brief erhalten"
Lebt 1897 als Schlosser in Uelzen, Bergstr. 642, 1900 als Lokomotiv-Hilfsheizer in der Bergstr. 17 - zusammen mit seiner Mutter. Er ist 1918 als Lokführer und Soldat im Bereich der Bw. Wilna unterstellt (Militär-Eisenbahndirektion 5; Wilna, den 12. April 1918). Fuhr im Januar 1919 die letzten Züge von Wilna nach Deutschland; fuhr im fortgeschrittenen Alter D-Züge von Uelzen nach Berlin, Hamburg, Hannover, Braunschweig, Bremen. Die letzten Dienstjahre führte er im Büro die Aufsicht über die technische Abwicklung.
FM war sehr gewissenhaft, sehr pünktlich, sehr genau auch in Geldangelegenheiten, sehr sparsam, genügsam (FriMü). Er war aktives Mitglied im Eisenbahner-Gesangverein und im Artillerie-Verein.
Claus
Bernhard
