Notizen zu dieser Person
1910-19 Städt. Bürgerschule zu Hannover
1919-21 Städt. Handelslehranstalten zu Hannover
1.4.1919 - 31.8.22 kaufmännischer Lehrling bei der H.W.Appel Feinkost AG Nahrungsmittel-Werke und -Großhandel, Hannover (um 7 Monate verkürzte Lehre), anschließend bis 20.2.1923 bei Appel kaufm. Angestellter.
1.3.1923-31.12.26 Buchhalter beim Ev. Johannesstift, Berlin-Spandau
1.1.1927-15.3.27 Volontär beim Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband, Hamburg. Kehrte enttäuscht aus Hamburg zurück (ChriBe).
16.3.1927-30.6.38 Buchhaltungsleiter beim Ev. Johannesstift, Berlin-Spandau. (Endgehalt: RM 269,25 + 80,00 Kinderzulage + freie Wohnung). 1.11.1933 Eintritt in die SA (bis 16.1.39; in einer Liste der Standarte 14 - Spandau, Rathaus - vom 20.1.35 wird H.B. unter S.M.G.-Schützen aufgeführt); NSDAP 1.5.37 (Mitgl.Nr.4830646); SS 16.1.39 (314082). Herbst 1938-45 Buchhaltungsleiter ab 1941 Geschäftsführer der Anton Loibl GmbH, Berlin (A.L.= ehem. Fahrer von Adolf Hitler. Unternehmenszweck: Patent-Verwertung insbesondere die eines Patents betreffend Fahrrad-Tretrückstrahler). (Vielleicht vermittelte die Anstellung der Wirtschaftsprüfer der Anton Loibl GmbH Georg Niethammer). Dienstgrad: Untersturmführer (F(achführer) der Allgemeinen SS (20.4.39), im Rahmen des SS-Hauptamt Verwaltung und Wirtschaft (Hauptabt. III B 3, bzw. Amt W u V Hauptabt. 3, später WVHA), Berlin-Schöneberg, Geisbergstr., ab 1940 in Berlin-Lichterfelde, Unter den Eichen 126-135 (etwa dreifaches Gehalt gegenüber Bezügen im Johannesstift, ca. 1000 RM). Ab 15.9.41 Mitglied der Waffen-SS (evtl. um der Einberufung zur Wehrmacht zu entgehen). 7.4.1942 Kommandierung zur Ers. Abt. d. SS-Verwaltungsdienste Dachau (Waffen-SS) als Schütze zur Grundausbildung. SS-Obersturmführer (F) 21.6.42. Ab 1.4.43-44 als Obersturmführer auch Buchhaltungsleiter und Geschäftsführer der Deutsche Versuchsanstalt für Ernährunng u. Verpflegung GmbH, Berlin;) ab 1943 in Feldberg/Mecklenburg. (Monatsgehalt: RM 1000 + RM 100 Aufwandsentschädigung + RM 80 Kindergeld). Revision von Gütern des SS. Reitunterricht. Sommer 1944-45 Buchhaltungsleiter der Freudenthaler Getränke GmbH, Freudenthal/Altvater (ehemals Eigentum des Deutschen Orden, Geschenk Konrad Henleins an die SS). (she. auch Walter Naasner: SS-Wirtschaft und SS-Verwaltung, Droste-Verlag 1998, S.159-160, 174-177, 204, 219, 241). Auszeichnungen: bronzenes SA-Sportabzeichen, Totenkopfring, Julleuchter, K.V.K.II.Kl.o.Schr.
Herbert B. ist auch während der Beschäftigung bei den SS-Firmen nicht aus der Kirche ausgetreten. Seinem Sohn Claus hat er von dessen Absicht, sich bei der Waffen-SS freiwillig zu melden, abgeraten; dies könne zu Gewissenskonflikten führen.
6.1945-47 Landhilfsarbeiter auf der Domäne Obergembeck über Arolsen/Waldeck. 1.10.1947-31.5.53 Leiter der Beschaffungsstelle (bis 30.5.49), Außenrevisor in der Treuhandstelle (ab 1.6.) des Landesverband der Inneren Mission und des Hilfswerks in Kurhesssen-Waldeck (eV), Kassel. 21.2.1948 Verhaftung in Kassel. Er wird in das Untersuchungslager Darmstadt der Amerikaner gebracht und über seine Tätigkeit bei der SS vernommen. Aufenthalt bis 8.5.48. Einstufung in Gruppe IV - als "Mitläufer". Bei seiner Rückkehr erzählt er vor allem begeistert von vielen alten Bekannten, die er dort getroffen habe. 1.7.1953-31.12.55 Chefbuchhalter und Prokurist (29.12.53) der Hans Glas GmbH, Maschinenfabrik, Dingolfing und Hans Glas-Isaria-Vertriebs-KG, Dingolfing/Bayern. (Die Anstellung vermittelte der Blutordenträger Max Sollmann, den Herbert im Kriege vermutlich bei Rechnungsprüfungen beim "Lebensborn" - den Sollmann leitete - oder bei der Abteilung "Rasse und Siedlung" kennenlernte). Eigene Kündigung nach Auseinandersetzung mit Hans Glas. 2.1.1956-15.1.57 Prüfungsassistent beim Wirtschaftsprüfer u. Steuerberater Andreas Rapp in Stuttgart; nach Kündigung (durch Rapp; vermutlich wegen HBs geringer "Flexibilität (ClaBe)) einige Monate arbeitslos. 5.1957-64 Buchhaltungsleiter beim Deutschen Bücherbund, Stuttgart.
Besonderes: Bei der Flucht im Mai 1945 (Freudenthal/Ostsudeten bis Barmen) durch Böhmen will er Frau, die zwei jüngsten Kinder und sich mit seiner Dienstpistole erschießen; Hertha kann ihn davon abhalten.
Um 1925 berurteilt: "Junger Mann mit zartem Gesicht, fast mädchenhafte Züge ... ausgesprochen feinfühlig ... ging bei uns aus und ein." (Karl Wiegand in: A.Paul Weber - Werkverzeichnis der Exlibris). HB war eher zurückhaltend, ruhig, selten aufbrausend, hilfsbereit (ClaBe), lerneifrig (Englisch) (ChriBe). SA-Sportabzeichen br., Totenkopfring, Julleuchter, Kriegsverdienstkreu^z II.Kl.o.Schw.
HB war schlank, mit zunehmendem Alter etwas voller, 1,72m groß, graugrüne Augen, brünette, mit Mitte 40 bereits graue bald weiße Haare. Er konnte mit der Zunge die Nasenspitze erreichen. Zum Spaß der Kinder konnte er vielfältige Grimassen schneiden; wenn er seine Schirmmütze absetzte, war für längere Zeit ein roter Streifen über die Stirn zu sehen.
Als junger Mensch war HB bei den "Fahrenden Gesellen"; Mitgliedschaften in SA, NSDAP, SS - siehe oben. Er las gern z.B. Fritz Reuter, Herrmann Löns, Hans Grimm u.a. So las er in der Johannesstift-Wohnung gelegentlich mit Mitarbeitern (z.B. Frl. Helene Joneleit aus Tilsit, die spätere Frau Fleck, Pfäffingen bei Tübingen, Dorfstr. 30 (1996)) und Kollegen (?) und der Haustochter Clara Duden aus Büchern vor. Lieblingsdevise: Lust und Liebe sind die Fittiche zu großen Taten. Spielt mit Freund und Kindern Skat und Rommé. Liest den Kindern vor z.B. aus Ludwig Richter. Der nicht verwirklichte jugendliche Berufswunsch Gärtner wird später zum Hobby; d.h. er war immer bestrebt, einen Garten zu haben.
Im Sommer 1962 hatte HB einen leichten Herzinfarkt, ab Herbst 1963 Bauchspeicheldrüsenkrebs (Todesursache).