Josef Friedrich ROBERZ

Josef Friedrich ROBERZ

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Josef Friedrich ROBERZ
Beruf Telegraphenbeamter

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 7. Oktober 1885 Wolfach nach diesem Ort suchen
Tod 22. Februar 1970 Karlsruhe nach diesem Ort suchen
Heirat 3. April 1913 Freiburg i.Brg. nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
3. April 1913
Freiburg i.Brg.
Olga Kamilla HILPERT

Notizen zu dieser Person

Lebensbild nach vorhandenen Unterlagen und mündlichen Angaben. Geboren "auf dem Damm" in Wolfach im Haus des Maurermeisters Stehle am "Kinzigstrand", wie er später oft sagte, zog es ihn lebenslang, auch aus weiter Ferne, immer wieder in seinen Geburtsort zurück. Volksschulbesuch sowie vier Klassen Bürgerschule 1891-99 an seinem Geburtsort. Dann zwei Klassen Realschule Überlingen 1899-1901. Abschluß "Einjähriges", heute sagt man Mittlere Reife dazu. Dort wohnte er bei einer Familie Hartmann , das waren Verwandte von der Seite unserer "Überlinger"-Urgroßmutter her. Sie betrieben einen "Tante Emma"-Laden. Mitte der 30er Jahre habe ich sie einmal besucht. Sie zeigten mir u.a. das ehemalige Wohnhaus unserer Urgroßeltern Roberz und den Ar beitsplatz des Urgroßvaters beim Amtsgericht. Bald entschied sich die weitere Zukunft des Realschülers: Ab Okt.1901 "Telegraphengehülfe" beim Telegraphenamt Freiburg. Nach Assistenten-Prüfung 1906 Probeanstellung mit "fürstlichen" Tagegeld von 3 M 25 Pf, das entsprach einem Monatsgehalt von etwa 75 Mark. Unternehmungslustig ließ er sich versetzen: an die Nordsee ins Großherzogtum Oldenburg. Emden, Norderney, Cuxhaven und Norddeich brachten über die Telegraphie Einstieg in die Funkerei . Diese hat unsere Zeit bis in die heutige Computerei grundlegend geprägt und ihn dabei mitgerissen. Aus seinen Tagebüchern dieser Zeit und seiner Beschäftigung mit vielen weiteren Bereichen der Naturwissenschaft, wie Botanik, Astronomie, Geologie sowie seiner fachlichen Weiterbildung ist klar zu erkennen, wie wichtig für ihn diese Jahre waren. Viele Nachtdienst- und Bereitschaftsstunden wurden neben der Freizeit dafür aufgewandt. Noch heute erhaltene Bücher, vor allem Sammlung "Göschen " und "KOSMOS-Bändchen", waren die Quellen seiner Studien. Aus dieser Zeit stammte auch ein Vorhaben, den Postdienst ganz aufzugeben und Naturwissenschaften auf einer Universität zu studieren. Bald schlug er wieder Wurzeln in der Heimaterde, er verlobte sich im November 1912 mit einer Kollegin vom Freiburger Telegraphenamt, Olga Hilpert von Wolfenweiler. Nun hing in "Wolfe" der Haussegen schief", die Braut gehörte nicht der "allein- seeligmachenden römisch-katholischen Kirche" an, sonder n sie war als echte "Markgräflerin" evangelisch. Jetzt gings unserem guten "Götteonkel", der sich zum Entsetzen seiner Eltern bereits früher von jeglichem Kirchenzwang gelöst hatte, recht dreckig: alle Verwandtschaft mied ihn wie einen Aussätzigen ! Erst zur Hochzeit im April 1913 wurde als Parlamentärin unsere Mutter zu den Festlichkeiten entsandt und damit die neue Familie "eschtimiert". Das Merkwürdige ist, ein paar Jahre vorher hatte er schon einmal ein ähnliches Theater: eine "Liaison " mit einer Kollegin in Donaueschingen scheiterte, weil man dort nur einen kirchentreuen Katholiken akzeptieren wollte. So waren halt die Zeiten, in Irland schießen die Anhänger der beiden Religionen sich heute 1994 noch gegenseitig tot oder legen sich gegenseitig eine "Bömbchen" ins Auto! Noch vor der Heirat wurde er mit einer Bestallungsurkunde der Oberpostdirektion Hamburg "etatsmäßig" angestellt, nun stand einer Familie bei gleichzeitiger Versetzung nach Konstanz nichts mehr im Weg . Das neue Glück wurde jäh gestört: der 1.Weltkrieg brach aus! Der werdende Vater, Tochter Anneliese war unterwegs, wird am 11.November 1914 als Militärbeamter zur Kaiserlichen Deutschen Post- und Telegraphemverwaltung nach Belgien versetzt. Hier tat er Dienst bis 1916, ich besitze aus dieser Zeit eine Taschenwecker. Eine Neujahrskarte mit dem markigen Spruch: "Nichtswürdig ist die Nation, die nicht alles freudig setzt an ihre Ehre!" sowie ein Dienstausweis sind aus diesen Tagen erhalten . Juli 1918 hat ihm seine Köngliche Hoheit, der Großherzog von Baden, "erlaubt" das Königlich "Preußische" Verdienstkreuz für Kriegshilfe anzunehmen, so streng waren damals die Bräuche! Ein Zeugnis von 1916 vom Prüfungsrat der Kaiserlichen Oberpostdirektion Frankfurt zeigt in allen Fächern ein "Gut" und so wurde ihm vom Karlsruher "Ministerium des Großherzoglichen Hauses, der Justiz und des Auswärtigen" auf einer schwungvoll geschriebenen Urkunde mit großem Dienstsiegel der Titel eines "Telegraphensekretärs" verliehen. Aber der "Titel war noch ohne Mittel", erst August 1918 wird er planmäßig beim Telegraphenamt Freiburg und zieht mit seiner Familie an den neuen Dienstort. Dort wohnen auch die Eltern seiner Frau, sie betreiben da s Gasthaus "Zum Reichskanzler". Fleißig und zielstrebig bildet er sich selber weiter, März 1920 wird er Obertelegraphensekretär und schon April 1924 Inspektor. In dieser Zeit kam der Rundfunk auf, er übernimmt Bau und später Betrieb des Freiburger Senders, ausführlich berichtet in seinen Lebenserinnerungen. 1935 wurde er Oberinspektor, diesmal Urkunde "Im Namen des Reiches...". Eine Ehrung ist bald fällig, jetzt steht oben auf der Urkunde: "Der Führer und Reichskanzler hat...das silbern e Treudienst-Ehrenzeichen für 25jährige treue Dienste verliehen am 14.Mai 1938". Immer blieb ihm noch Zeit, seinen persönlichen Steckenpferden nachzugehen. Als Dichter und Maler lieferte er zu vielen Familienfeiern in der Verwandtschaft lustige , aber auch besinnliche Gedichte, fast alle noch erhalten. Besonders seine Lieder auf die Melodie "Crambambuli, so...." für die 70er Geburtstagsfeiern in den 30er Jahren der zahlreichen Tanten und Onkel sind heute noch lesenswert. Der Höhepunk t in jedem Jahr war ein Sommerurlaub in seiner Heimat. Von dort aus führten ihn tägliche Wanderungen ringsumher, vielmal zu uns nach Hornberg. Schon die Anreise zum Kinzigtal wurde zum Wandern genützt. Mit der Bahn von Freiburg aus bis Elzach, dan n im Fußmarsch mit der Familie über die Biereck nach Haslach und der Rest wieder mit dem Zug nach Wolfach. So ab 1927 hat er zu jedem Sommerurlaub einen batteriebetriebenen schweren Radioapparat mit nach Wolfach geschleppt. Dann wurde eine lang e Antenne über die Kinzig gespannt und man konnte, nur mit Kopfhörer, Freiburg, Stuttgart oder gar Straßburg aus dem Äther lauschen. Da gabs dann immer im "Salon" unserer Großmutter Unterhaltungsabende mit Bier und belegten "Weckle" für alle. Die Zeiten wurde ernster, der Bau des "Westwalls" bewirkte tiefe Veränderungen in unserer badischen Heimat. Auch nach ihm griff die Zeit, 1938 wurde er an die Oberpostdirektion nach Karlsruhe versetzt und mit dem Aufbau von Nachrichten-Verbindungen am Westwall betraut. Am neuen Dienstort kaufte er das uns allen bekannte Haus in der damaligen Scharnhorststraße 33, heute Siemensallee. Bis zu seinem Tod wohnte er dort. Ein neuer Krieg brach aus und wieder griff das Militär, wie schon 27 Jahre vorher, nach dem bewährten Funkspezialisten. Man zog ihn, ungedient wie er war, als "Funker" ein und machte umgehend aus ihm einen "Sonderführer K", einen Wehrmachtsbeamten im Rang eines Hauptmanns. Nach Weißrußland mußte er gleich mit seinem Funkeinsatztrupp 33. Bei dem Ort Kolodischtschi östlich von Minsk, in Sichtweite der alten Heerstraße nach Moskau, war der große Mittelwellensender Minsk fast unversehrt in deutsche Hand gefallen und er brachte ihn mit seinen Funkern, alles Leute au s dem technischen Postdienst, wieder in Betrieb. Über diese Zeit dort hat er viele noch erhaltene Berichte geschrieben, z.T. mit Skizzen illustriert. 1942 wurde er, damals schon 55 Jahre alt, wieder in die Heimat entlassen und war wieder bis zum Kriegsende bei der Oberpostdirektion in Karlsruhe. Nach der Kapitulation gings ihm erneut schlecht, am 18.10.1945 verfügte die U.S.- Militärregierung seine Dienstentlassung mit Begründung: Parteimitglied! Danach Wiederaufbau der Stadt Karlsruhe mit "Pickel und Schaufel", aber schon vier Wochen später wieder "Postler", aber mit Kürzung um zwei Gehaltsstufen. Urteil bei der Entnazifizierung: "Mitläufer", 700 M Sühne und 259 M Gebühren. Alles hat er verkraftet und es sich in seinen umfang reichen Tagebüchern von der Seele geschrieben, besonders von Interesse sind hierzu seine Eintragungen über die letzten Tage des 3.Reiches, welche er mit seiner nach dort verlegten Dienststelle in Radolfzell a.B. erlebte. Einen Teil seiner Aufzeich nungen habe ich in meine "Gefundene Blätter" Band 1 übernommen, alle anderen sind kopiert in meinem Besitz in zwei Bänden (die Originale hat meine Schwester Margret). Oktober 1950 trat er in den Ruhestand. Der brachte ihm zusätzliche Zeit für seine geologischen Forschungen im Nordschwarzwald und Kraichgau. Das Ergebnis liegt in einem dicken Wachstuchheft vor, voll mit von ihm in vielen Stunden vor Ort gezeichneten farbigen geologischen Schnitten sowie Notizen. 1956 starb seine Frau, es wur de einsam um ihn. Seine Haushälterin, Frau Keck, sorgte bis zu seinem Tod für ihn. Eine langsam fortschreitende Erblindung sperrte ihm den Zugang zu seiner heißgeliebten Fachliteratur, die Tonänder gaben wenig Ersatz. 1970 erlöste ihn der Tod, leider durfte ich ihm seinen Wunsch, seine Asche am wolfacher Spitzfelsen auszustreuen, nicht erfüllen!

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Hochgeladen 2006-02-10 17:29:17.0
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