Josef Martin ROBERZ

Josef Martin ROBERZ

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Josef Martin ROBERZ
Beruf Postverwalter

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 3. März 1856 Immenstaad nach diesem Ort suchen
Tod 13. November 1909 Wolfach nach diesem Ort suchen
Heirat 23. Juni 1884 Wolfach nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
23. Juni 1884
Wolfach
Maria Cäzilia ARMBRUSTER

Notizen zu dieser Person

Aus dieser Ehe 4 Kinder. Lebensbild nach vorhandenen Unterlagen und mündlichen Berichten seiner Angehörigen: Über seine Schulbildung sind keine Unterlagen vorhanden, unsere Großmutter erzählte mir aber einmal, daß er nach 4 Klassen Volksschule weitere 4 Klassen der Lateinschule in Meersburg besucht habe. Sein Vater hatte in der Zwischenzeit die von seinen Schwiegereltern übernommene Weißgerberei aufgegeben und eine Stelle bei der Spitalverwaltung in Meersburg angenommen. Ob die Familie auch dorthin umgezogen ist , weiß ich nicht, nur der spätere Umzug nach Überlingen ist bekannt. Mit 14 Jahren kam der Großvater zur damaligen "Großherzoglichen Badischen Post", am 1.Mai 1870 als Lehrling beim Post- und Telegraphenbureau in Meeersburg a.B. und blieb dort bis 31.Dezember 1871. In der Zwischenzeit war einiges in der Weltgeschichte passiert, am 18.Januar 1871 war das Kaiserreich gegründet und am 4.Mai 1871 wurde als Folge davon die Badische Post in das Reich übernommen. Sie hieß nun "Kaiserliche Deutsche Reichspost", wie im Ausbildungszeugnis des "Postexpeditors" Schreiber für den Großvater vermerkt. In diese Meersburger Zeit fällt auch eine kleine Geschichte, die mir sein Sohn, mein Patenonkel Josef Roberz erzählt hat. Der Großvater wohnte im Postamt, bei seinem Chef in "Kost und Logis". Seine Kammer lag neben den Diensträumen, denn er hatte auch den Nachtdienst nebenher zu versehen. Meersburg war der Endpunkt einer deutschen Telegraphenlinie und der Anfang einer anderen in Richtu ng Schweiz. Die Empfangsapparate waren damals noch so laut, daß ein Kundiger leicht mithören konnte, wenn der Streifen beschrieben wurde. Und das wars! Der Post- Lehrbub hörte nachts aus dem Klopfen des Empfangsaparates, daß das französische Heer des Marschalls Mac-Mahon und Kaiser Napoleon der III. in Sedan am 2.September 1870 in Gefangenschaft gekommenen waren. Gleich rannte er lärmend auf die Straße, um diese Neuigkeit zu verkünden. Dies brachte ihm ziemlichen Ärger mit seinem Chef , denn er war mit seinem Straßengeschrei der höchst offiziellen Bekanntgabe dieses Sieges zuvorgekommen. Als weitere Dienstort kennen wir aus einem sehr ausführlichen Beurteilungs- Zeugnis Müllheim bei Freiburg, dieses nennt ihn nach weiteren 1 1/ 2 Jahren am 15.Januar 1874 bereits "Postgehilfe". Nächster Dienstort war Radolfzell a.B., eine weitere "Bestallungsurkunde" ernennt den "Postassistent" zum "Postverwalter"in Bonndorf (Schwarzwald). Am 7.November 1880 tritt er seinen Dienst als Pos tverwalter in Wolfach i.K. an. Hier wird er aufgrund seiner vielseitigen dienstlichen und auch der außerdienstlichen Aktivitäten ein allseits beliebter Mitbürger. Mit der Einheirat in den einflußreichen "Armbruster-Clan" hat er in unserer späteren Großmutter Maria Cäzilia Armbruster eine liebe Frau und dabei gleichzeitig Anschluß an die damals gesellschaftlich tonangebende "Society" des kleinen Amtsstädtchens gefunden. Seine Schwiegervater übergibt ihm im Verzeichnis des Heiratsgutes Eisenbahnaktien und Bargeld im Wert von 3.000,- Goldmark und im Verzeichnis der "Fahrnißgegenstände von Marie" für noch einmal die gleiche Summe Mobilar sowie Bett- und Leibwäsche, darunter 30 Hemden, 12 Paar Hosen sowie 12 Bettjacken und 12 Nachthaub en und Halstüchle für die Braut! Die Trauung war am 23.Juni 1884, Trauzeugen waren Leo Heger, Schlossermeister aus Immenstaad a.B. und Uhrmacher Cölestin Armbruster aus Wolfach. Die erste Wohnung des jungen Paares war im großväterlichen Haus der Braut, später dann auf dem Damm bei Maurer Stehle. Nach Einrichtung des Postamtes in der Stadt, neben dem "Hechten", dort in der Dienstwohnung im 1.Stock, vorher war die Post im Bahnhofsgebäude unterbracht. Meine Mutter hat etwa 1960 aus den "Postgeschichtlichen Blättern" den Bericht eines ehemaligen Postbeamten Ruch abgeschrieben, der als Gehilfe etwa 1895 bei ihrem Vater in Wolfach zur Ausbildung war: "Mit Strenge waltete auch der Postverwalter Roberz in Wolfach seines Amtes. Von ihm waren viele Anekdoten bekannt, von denen ich eine erzählen möchte. Eines vormittags hatte R. mit seinen beiden, im 4.Dienstjahr stehenden Postgehilfen eine heftige Auseinandersetzung. Abschließend erklärte er ihnen, daß eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich sei. Er werde daher über Mittag bei der OPD in Konstanz telefonisch ihre sofortige Versetzung zu einem anderen Amt beantragen. Beide beschlossen deshalb während der Mittagspause, ihrem Chef ein Schnippchen zu schlagen. Sie er schienen am Nachmittag nicht mehr zum Dienst, sondern machten einen Bummel zur St.Jakobskapelle, sodaß der Herr Amtsvorsteher selbst einspringen mußte. Gegen Abend begaben sie sich auf ihre Zimmer, packten ihre Siebensachen in ihre Koffer und ersc hienen erst vor der Abfahrt des letzten Zuges nach Hausach, völlig reisefertig, beim Postamt. Bei dem überraschten Amtsvorsteher erkundigten sie sich, wohin sie nun versetzt seien und abzureisen hätten. Darauf der Chef: Dummes Zeug, so war das nicht gemeint! Damit war die Harmonie wieder hergestellt." Mit einer schön geschriebenen Urkunde aus Karlsruhe vom 1.Januar 1904 mit eindrucksvoll großem Siegel wird dem Postverwalter Roberz der Titel eines "Postsekretärs" vom "Ministerium des Großherzoglichen Hauses und der auswärt igen Angelegenheiten" verliehen. Er war schon ein stattlicher Mann, wenn er bei öffentlichen Veranstaltungen in der großen Dienstuniform eines Kaiserlichen Postverwalters debütierte: Auf dem Kopf der große goldbebänderte "Schiffhut", ein blauer frackartiger Rock mit Goldknöpfen und ebensolchen Borten, an der Seite ein Degen mit großem Reichsadler auf dem Korb. Enge schwarze Hosen und Stiefeletten rundeten das Bild nach unten ab. So hat mir meine Großtante Lina A., seine Schwägerin, seinen Aufzug einmal geschildert und dabei betont, daß es ein wirklich schöner Anblick gewesen sei. Der 7.November 1905, ein Dienstag, war für ihn einen Ehrentag. Vor 25 Jahren hatte er die Verwaltung des Wolfacher Postamtes übernommen. Einer Notiz im Lokalblatt "Der Kinzigthäler" kann man den Ablauf der Festlichkeiten entnehmen: Den Glückwünschen von Bürgermeister und Gemeinderat folgten größere Festlichkeiten im überfüllten "Herrengartensaal". Hier überreich ten die Vereine ihre Geschenke. Die "Herrengartengesellschaft", deren Vorstand er war, übergab eine Widmungstafel mit der Inschrift "1880 - 1905". Ihrem lieben Vorstand Herrn Postsekretär Roberz zum 25-jährigen Jubiläum als Leiter des hiesigen Wel tverkehrs, Sänger, Dichter und Kaffeetrinker: Die dankbare Herrengartengesellschaft". Dabei wurde auch eine große Kaffeetasse aus der Zeller Fabrik Schmider übergeben mit der sinnigen Inschrift: "Soviel Tassen Du bezwungen, Soviel Brief' Du ließt verkehren, Soviel Reime Dir gelungen, So oft mögest Du mich leeren!" Die schön gemalte Blumentasse mit Gedicht habe ich heute noch in Verwahrung. Außer diesen vorgenannten Aktivitäten war er auch in manch' anderem Verein tätig, so gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des "Verschönerungsvereins", dem Vorläufer des "Schwarzwaldvereins" sowie eines "Arbeiterbildungsvereins". Er war ein Freund guten Essens und Trinkens, Zeit und Geld hatte er sicher damals dafür. Seine Freunde rühmten ihn als guten Unterhalter und trinkfesten Esser, unsere Mutter erzählte uns später von vielen geselligen Festen. Bald griff aber der "Knochenmann" nach ihm. Es gibt einen Zeitungsbericht aus den 1940er Jahren, in denen sein Freund Franz Disch, der damalige Vorstand der Wolfacher Bürgerschule, von einer geheimnisvoll Begegnung im Langenbachtal im Jahr 1908 berichtet. Man kann darüber denken, wie man will. Tatsache ist, daß der Großvater im darauffolgen Jahr 1909 auf einer Dienstreise nach Bad Rippoldsau einen Schlaganfall erlitt und eine Woche später mit 53 Jahren verstarb. Er hinterließ eine Witwe, die ihn um 37 Jahre überlebte. Auch er hätte sicher noch gerne recht lange Jahre ein Weißbrot mit "Anken" verzehrt, das ihm die Großmutter nach unten "ins Amt" brachte, wenn sie Butter ausließ. Auch die "Röschele" und "Sauren Nierle", beim "Bennemii" mit "Riegeler Bier" beim Dämmerschoppen, vermißt er sicher recht da drüben? Zum Schluß einige Daten über die wolfacher Post nach Disch S.466: Das Postamt befand sich nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie Hausach-Freudenstatt im neu errichteten Bahnhofsgebäude. 1888 wurde es in die Stadt verlegt und zwar in das Haus des Fuhrhalters Joseph Haas, das die Stadtgemeinde für 11.000 Mark gekauft und um weitere 9000 Mark für die Post hergerichtet hatte. Seit 1858 war die Post dem Telegrafenbetrieb angeschlossen, ab 1889 dem Telefonnetz. Das wolfacher Ortsfernsprechnetz wurde am 8.Oktober 1900 dem Verkehr übergeben.

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Hochgeladen 2006-02-10 17:29:17.0
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