Johann Friedrich Gottlieb GRIMMER

Johann Friedrich Gottlieb GRIMMER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Johann Friedrich Gottlieb GRIMMER
Beruf Mechanikus
Religionszugehörigkeit evangelisch

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 23. Oktober 1812 Donndorf, Thüringen nach diesem Ort suchen
Taufe 2. November 1812 Donndorf, Thüringen nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Charlotte TUCHEN

Notizen zu dieser Person

Aus der Chronik von Donndorf: Um 1790 durchzog die Familie Grimmer aus Donndorf als Puppenspieler mit Marionetten die Gegend. Lars Rebehn vom Puppentheatermuseum in Dresden ergänzt dazu (28.8.2001): Die Familie Grimmer ist im ganzen 19. Jahrhundert als Puppenspieler nachweisbar. Im 20. Jahrhundert wurde ein Grimmersches Theater von Hugo Weste aufgekauft. Wir erwarben es 1961 für unser Museum. Allerdings war kriegsbedingt fast nichts mehr im Original erhalten. Was nicht bei den Luftangriffen verbrannte, wurde durch das Löschwasser und die unbeholfenen Restaurierungsversuche Hugo Westes zerstört. Bei zahlreichen seiner Textbücher wird ein Gottlieb Grimmer (1848) oder Carl Theodor Grimmer (z.B. Bad Lauchstädt 1893, nach 1900 und sogar noch 1921 in Bad Lauchstädt) genannt. Leider sind die Textbücher nicht mehr im Original, sondern nur noch in Westes Abschrift vorhanden (Originale eventuell in der Faust-Sammlung von Dr. Stumme, Goethe-Schiller-Archiv in Weimar). Vom Marionettenspiel konnte man leben, der eine besser, der andere schlechter. Marionettenspiel war ein Hauptberuf. Trotzdem finden sich in Kirchenbüchern meist andere Bezeichnungen, so z.B. "Mechanicus", oder es wird das einmal erlernte bürgerliche Gewerbe weiterhin genannt.

Zu den Puppenspielern früherer Zeit schreibt Dr. Stephan Oettermann, Gerolzhofen: Grob gesehen gab es zwei Sorten Puppenspieler: die wenigen (aus heutiger Sicht berühmten), die überregional, manchmal in ganz Europa reisten und nur in Städten auftraten. Und die zahllosen Puppenspielerfamilien, die nur eine relativ kleine Region um ihren Heimatort herum bereisten und von Dorf zu Dorf und von Gasthaussaal zu Gasthaussaal tingelten. - Man stelle sich absolut medienlose Zeiten vor: Kein Fernsehen, kein Kino, auf dem Land auch keine Zeitung... und man bekommt eine vage Vorstellung von der kulturellen Langeweile in den ländlichen Regionen. Daß da Puppenspieler und reisende Theatertruppen (sogen. Schmierenkomödianten) jederzeit willkommen waren und dementsprechend auch ihr Auskommen fanden, läßt sich denken. NB: Noch im 18 Jh. wechseln die Comödianten sehr häufig je nach Ertragslage zwischen dem Spiel mit Puppen und lebenden Personen.
In den Städten mußten ,,Frömbde Puppenspieler" bei der Polizeibehörde ihren Paß vorlegen und (oft schriftlich oder zur Niederschrift) um Spielgenehmigung bitten, manchmal sogar ihre Spieltexte zur Zensur vorlegen - durch all das wurden sie ,,aktenkundig". Wegen der Größe der Städte mußten sie ihr Spiel durch Ausrufer, Anschlagzettel oder Zeitungsannoncen ankündigen - dadurch erfährt man einiges über ihr Repertoire usw.
Derartige Kompliziertheiten gab es für die von Dorf zu Dorf ziehenden Puppenspielerfamilien nicht. Sie fragten mündlich beim Dorfschulzen an, waren da oft auch schon aus dem Vorjahr gut bekannt. Sie mußten (ähnlich wie die wandernden Handwerkern ihre ,,Kundschaft" = Wanderbuch) ein ,,Konduitenbuch" mit sich führen, in dem der Dorfschulze oder Pfarrer bestätigte, daß sie sich gut betragen haben und in ihren Schauspielen nichts Unziemliches und keine Zoten vorkamen. Reklame brauchten sie in den kleinen Käffern auch nicht machen, weil sich ihre Ankunft sofort herumsprach. Sie wurden behördlicherseits dadurch nicht ,,aktenkundig", denn das handschriftliche Konduitenbuch führten sie privat mit sich (und es haben sich dementsprechend nur sehr wenige erhalten).
Häufiger erhalten haben sich - eine Folge des Goetheschen Kinderpuppentheaters und des ,,Faust", wodurch die sammelnden Germanisten auf den Plan gerufen wurden - Spieltexte von Puppenspielern. Kleine handschriftliche Hefte, die es aber erst seit dem 19. Jahrhundert gibt. Vorher wurden die Theaterstücke (also das eigentliche ,,Kapital" des Puppenspielers) streng geheim in der Familie tradiert und nur mündlich weitergegeben. Was uns heute wagemutig erscheint, war damals durch das trainierte Gedächtnis der Puppenspieler keine Besonderheit. Von mehr als einem Puppenspieler wird berichtet, daß er sein Repertoire durch einen Theaterbesuch (im Menschentheater) erweiterte und anschließend das gesehene Stück ohne Erinnerungsprobleme wörtlich notieren konnte.

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Hochgeladen 2015-11-30 18:33:15.0
Einsender user's avatar Harald Oelker
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