Alfred Rudolf PRUNZEL

Alfred Rudolf PRUNZEL

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Alfred Rudolf PRUNZEL
Beruf Steindrucker
Religionszugehörigkeit evangelisch

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 22. Juni 1895 Sandberg, , Waldenburg, Schlesien, nach diesem Ort suchen
Bestattung 16. August 1956 Lüdenscheid, Brügge, , , nach diesem Ort suchen
Tod 13. August 1956 Brügge Bei Lüdenscheid, , , Westfalen, nach diesem Ort suchen
Heirat 25. Oktober 1919 Sandberg, , , , nach diesem Ort suchen [1]

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
25. Oktober 1919
Sandberg, , , ,
Minna Selma LANGER

Notizen zu dieser Person

Chronik Kurt Prunzel:
Steindrucker bei der damals größten Abziehbilderfabrik der Welt Wunderlich & Cie in Waldenburg-Altwasser. Er arbeiteteals Maschinenmeister und später als Aufstecher, eine Tätigkeit, bei der es auf Genauigkeit und Präzision ankam. Mußtenach der Vertreibung aus Schlesien in einer Fahrradteilefabrik in Lösenbach bei Lüdenscheid im Akkord arbeiten. Derehemalige Präzisionsarbeiter litt unter dem Akkord-Stress so sehr, dass er schon mit 61 Jahren an einem Herzinfarkt wiesein Vater starb. War langjähriges Mitglied im Männergesangverein "Constanzia" in Waldenburg-Altwasser und wurde in denVorstand berufen. Vater war ein guter Vortragender bei Festen und Feiern. Im ersten Weltkrieg wurde er durch einenSchulterdurchschuss verwundet. Wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Vater war ein ruhiger Mensch. ImGegensatz zu unserer Mutter strafte er uns Kinder nur selten mit Prügel. Schickte uns lieber ohne Abendbrot ins Bettoder ließ uns sonntags nicht zum Fußballplatz gehen. Bis 1933 wohnten die Eltern in Sandberg in einem großenMehrfamilienhaus. In der Nähe lag ein weites Schrebergartengelände, in dem Vater einen größeren Schrebergarten mit Laubebesaß. Hier haben wir viele schöne Stunden unserer Kinderzeit verbracht, zumal die Gärten zwischen zwei Bächen, demLeisebach und dem Mühlbach lagen. Vater war passionierter Kleingärtner. Für uns Kinder war die Erdbeerzeit das Schönste.Unmengen an Erdbeermilch konnten wir essen. Nach dem Umzug von Sandberg nach Waldenburg-Altwasser richtete sich Vaterin der Nähe auf einem brachliegenden Gelände sofort wieder einen Garten ein. Ich durfte einmal ein wildes Kirschbäumchenpflanzen und später mit zwei verschiedenen Kirschsorten veredeln. Viel Freude hatten wir drei "Großen", wenn Vater mituns am Sonntag wanderte. Der Rucksack wurde mit Knoblauchwurst, Obst, Gurken, Kuchen usw. vollgepackt und so konnten wirjedesmal die Mittagspause kaum erwarten. Durch das Wandern haben wir unsere herrliche Waldenburger Bergheimat kennenund lieben gelernt. Mama blieb gern zu Haus, war froh, wenn die Bagage aus dem Haus war. Unsere Eltern waren alsgläubige Christen Gegner des Nationalsozialismus. Der Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes und für uns Kinder desKindergottesdienstes war selbstverständlich, wenn wir nicht auf Wanderschaft waren. Vater arbeitete als junger Mann inder Grube, um nicht arbeitslos sein zu müssen. Ende der 20-er Jahre war er dennoch ohne Arbeit und wurde erst gegen 1930bei Wunderlich als Steindrucker wieder eingestellt. Vater war ein äußerst sparsamer Mensch. Er hätte viel zu gerneinmal etwas auf die hohe Kante gelegt oder gar ein Sparbuch eingerichtet, aber das war bei einer Arbeiterfamilie mit 5Kindern unmöglich, obwohl er als Steindrucker gut verdiente. Als wir Kinder in die Lehre kamen, mußten wir unser"Gehalt" restlos abgeben. Vater führte darüber Buch. Brauchten wir einmal Geld für einen Kinobesuch oder für einenAusflug am Wochenende bzw. im Winter für eine warme Suppe auf einer Skitour, gab uns Vater bereitwillig von unserem"Konto" das benötigte Geld. Taschengeld in einer bestimmten Höhe kannten wir nicht. Vater überließ gern die Initiativein allen Lebensfragen unserer Mutter, die der aktivere Teil der Eltern war. Er liebte keine Aufregungen oderirgendwelche unangenehmen Ereignisse, die bei einer großen Familie nicht ausblieben. War glücklich und zufrieden, wenndas Familienleben in ruhigen Bahnen verlief. Die Harmonie in der Familie hatte bei ihm einen hohen Stellenwert. Seineruhige wohltuende Art ließen das Verhältnis zu mir ein besonders glückliches sein. Das Verständnis zwischen meinem Vaterund mir war sehr gut, es gab kaum einmal Störungen, es sei denn, mein Verhalten ist nicht in Ordnung gewesen, was abernicht zu oft vorkam. So ist es verständlich, dass ich meinen Vater sehr liebte und auch mein Vater seinen ältesten Sohnin sein Herz geschlossen hatte. Während des Krieges 1939-1945 war er in einer Flugzeugteilefabrik dienstverpflichtet.Nach dem Kriege arbeitete er als Bauhilfsarbeiter in einem polnischen Baugeschäft. Die Vertreibung 1946 aus seinergeliebten schlesischen Heimat konnte Vater nie recht überwinden. Die völlig unzureichenden Wohnverhältnisse erst ineinem Gasthaus, dann in einem verkommenen Altbau und später im Küsterhaus in Brügge, die keine Gemütlichkeit oderBehaglichkeit aufkommen ließen, machten ihm sehr zu schaffen. Dazu kam die ganz ungewohnte Akkordarbeit und dasVerhalten der Arbeitskollegen, die nicht begreifen konnten, dass der ältere Mann und ehemalige Präzisionsarbeiter nichtmit ihnen schritthalten konnte. Wanderungen zu den in der Umgebung liegenden Talsperren oder in die Berge des näherenSauerlandes und die Anlage eines Gartens ließen Vater noch einmal aufleben, aber die Kriegs- und Nachkriegsereignissehatten tiefe Wunden geschlagen, die nicht mehr heilen wollten. Sein plötzlicher Tod mit 61 Jahren war für die ganzeFamilie ein tiefgreifendes Ereignis, zumal es der erste Verlust eines Familienmitgliedes war. Ohne zu wissen, dass ereinen Herzinfarkt erlitten hatte und im Krankenhaus mit dem Tode rang, ahnte ich, dass etwas Schreckliches passiert seinmußte und war schon in einer gewissen Weise vorbereitet, als die Todesnachricht kam. Mit Alfred Prunzel war der liebsteMensch von dieser Erde gegangen, den ich in meiner Kinder- und Jugendzeit hatte.

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1 [Akte]

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Hochgeladen 2011-12-14 16:24:40.0
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