Johann Gottlieb GERSTENBERGER

Johann Gottlieb GERSTENBERGER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Johann Gottlieb GERSTENBERGER

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 3. Januar 1824 Beresina, Akkerman, Bessarabien, Russland nach diesem Ort suchen
Tod 20. Februar 1900 Gut Tamurka, Akkerman, Bessarabien, Russland nach diesem Ort suchen

Notizen zu dieser Person

lebte 1834 im Haus # 39 bei Christian Fregien !

Johann Gottlieb Gerstenberger war 7 Jahre alt und Samuel, Sohn des Gottfried und der Maria Gerstenberger, geb.

Kohler, war 2 Jahre alt, als ihre Eltern 1831 an der Cholera starben.

Friedericke Schwand, die Stiefschwester von Johann Gottlieb, nahm beide Vollwaisen zu sich„und zog sie auf wie

zwei Brüder...“. Als nach Jahren Friedericke, verheiratete Fregin, starb, behandelte die 2. Frau von Fregin die

Kinder "schlecht" und deshalb kam Gottlieb zu einem Bauern namens Lauscher als Kälberhirte auf die Wirtschaft

und später zu dem Bauern Johann Ruff, - Samuel kam zu einem Schusterin die Lehre und blieb bei diesem

Handwerk.

Am 01.02.1845 heiratete Johann Gottlieb die einzige Tochter des Johannes Ruff, Anna Katharina. Nach dem Tode

von Johannes Ruff erbte Anna Katharina die Wirtschaft Ruff.

In den Jahren zwischen der Geburt seines Sohnes Samuel - 1866 - welcher als letzter in Beresina geboren wurde,

und der Geburt seines Sohnes Gottfried, welcher 1870 als erster nicht in Beresina sondern in Klöstitz geboren

wurde, muss es gewesen sein, dass Johann Gottlieb seine Wirtschaft (Ruff) Samuel Gerstenberger zum Kauf

anbot. Samuel lehnte den Kauf ab, borgte aber Johann Gottlieb 1500 Rubel=3140 DM, damit er die Grassteppe in

Tamurka - 2600 Desjatin - pachten konnte. Nach Jahren kaufte Samuel doch die Wirtschaft „Ruff“ von Johann

Gottlieb für 1300 Rubel und einen Schimmelhengst. Erst nach diesem Kauf wurde die Wirtschaft „Ruff“ zur

Wirtschaft „Gerstenberger“ und blieb es bis zur Umsiedlung1940.

Gottlieb pachtete die Grassteppe für 18 Kopeken (=38,88 Pfennige) Jahrespacht pro Desjatin (1 Desjatin=1,2 Ha).

Nachdem er sich das Wohnhaus und die nötigen Wirtschaftsräume hergerichtet hatte, kaufte er sich eine Herde

mageren Jungviehs, welches auf der üppigen Grassteppe bis zu Herbst schön groß und fettheranwuchs. Im Herbst

trieb er dann das fette Vieh, zusammen mit dem Vieh seines Freundes Hopp grasend, tagelang bis über die

Karpaten nach Ungarn, wo sie ihr fettes Vieh mit gutem Gewinn verkauften. Für den Erlös wurde wieder Vieh

gekauft, fett gefüttert und im Herbst wieder nach Ungarn getrieben.

Es war schon ein gewaltiges Wagnis, auf eine große, leere Steppe hinauszuziehen und ganz allein auf sich gestellt,

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mit der Arbeit zu beginnen. Aber es hat sich gelohnt, denn schon nach kurzer Zeit, nach nur 10 Jahren Pacht,

konnte er das Gut käuflich erwerben.

Alles, was Johann Gottlieb bei seinem Umzug von Beresina nach Tamurka mitnahm, waren ein Paar Pferde, einen

Wagen, Kühe, sowie seine Frau Karoline mit den Kindern.

Mit den Jahren kaufte Gottlieb nach und nach noch weitere 1000 Desjatin Land dazu, schaffte sich eine große

Herde Schafe und Rinder sowie Ochsen zum Ackern an. Daneben hatte er eine schöne Pferdezucht -einen harten

Schlag Steppenpferde, die Tag und Nacht draußen auf der Steppe blieben, geleitet durch die Leitstute, welcher alle

Pferde unbedingt und überallhin folgten und unter der Aufsicht eines kirgisischen Pferdehirten, dem sogenannten

"Tabunschtschik“. Die Pferde wurden auf der Weide geboren und sind, ohne je ein Halfter kennen gelernt zu haben,

aufgewachsen. Bis zum Alter von 2-3 Jahren waren sie nie angebunden. Erst wenn sie zu Arbeitspferden angelernt

wurden oder in Arzis auf dem großen Pferdemarkt den Türken, Bulgaren oder Rumänen als Militärremonten

verkauft wurden, fing man sie in der Pferdekoppel oder auf der Weide mit einem Lasso, „ Arkan“ genannt. Von 4-5

Mann gehalten, bekamen sie dann das erste Halfter aufgezogen und wurden entwederdem Käufer übergeben oder

in den Stall zu den Arbeits- und Fahrpferden geführt und angebunden. Es war immer ein seltenes Schauspiel, wenn

demPferdehirten, welcher die Leitstute ritt, eine lange Schlange von 30-40 jungen Pferden frei, ohne ein Halfter,

durch mehrere Ortschaften bis zum Arziser Markt folgten.

Von der großen Grassteppe nahm Johann Gottlieb 200 Desjatin unter den Pflug und besäte dieses Land mit

Weizen, Gerste, Hafer und Mais. Es wurde ein Dreifeldersystem bevorzugt: Mais, welcher den ganzen Sommer

gehackt und gejätet wurde und als Brachland fungierte. Zwischen den Reihen des Maises wurde im Herbst der

Weizen gesät - von dem Mais wurden immer nur die zweite Reihe Stengel entfernt, so dass bei Stöberwetter der

Schnee nicht weg geweht wurde, sondern zwischen den Maisstengeln auf dem Weizen liegen blieb und ihn vor

dem Ausfrieren schützte. Nach dem Weizen kamen dann die Sommerfrüchte: Gerste, Hafer, Wassermelonen usw.

Etwa 30 Desjatin blieben liegen als Heuschlag und wurden weder geackert noch abgeweidet. Davon wurde das

Heu für das Vieh gemäht und „eingeschobert“, d.h. in einer großen Miete „Schober“ im Freien aufgestackt.

Mit der Beschaffung von Arbeitskräften hatte Johann Gottlieb keine Sorgen. Arbeiter, Knechte und Mägde kamen

zu ihm aus dem benachbarten russischen Dorf Wedenskoje und blieben bei ihm bis ins hohe Alter, manche bis zu

ihrem Tod.

Von den Erzählungen unserer Eltern und teilweise aus eigener Erfahrung und Erleben wissen wir, wie damals

gearbeitet wurde, unter welchen primitiven Verhältnissen die Ernte eingeholt wurde. Zum Ackern war ein einfacher

schwerer Einscharpflug vorhanden: ein Vierkantbalken, am vorderen Ende ein eiserner Haken, an dem die Ochsen

den Pflug, eingespannt in ein Joch, zogen. Am hinteren Ende des Balkens war ein großer eiserner Schar

angebracht und vor ihm der schwertähnliche Sterz, welcher die Erde aufschnitt. Hinter dem Schar waren am Balken

zwei hölzerne Stangen angebracht, nach hinten oben mit zwei Handgriffen, mit welchen der Pflüger den Pflug

halten und lenken konnte. Die humusreiche Schwarzerde war sehr schwer zu bearbeiten und oft musste auf dem

Pflug ein Mann sitzen, damit der Pflugin die Erde reinging und drin blieb. Sechs Ochsen musste man vor den Pflug

spannen. Hinter dem Pflug wurde an einer Kette eine schwere Egge befestigt, welche die großen Schollen gleich

zerkleinerte.

Gesät wurde mit der Hand: einen offenen Sack mit Getreidekörnern um den Hals gehängt, schritt der Sämann den

Acker entlang und streute mit weitausholendem Schwung die Saat vor sich hin. Wie dicht die Körner fallen sollten,

wurde durch die Zahl der Finger bestimmt, über welche die Körner hinausglitten.

Gemäht wurde mit der Sense: 10-15 Schnitter in der Reihe neben- und hintereinander, mähte man von

Sonnenaufgang bis zum Abend, mit einer Stunde Frühstücks- und Mittagspause, je Schnitter ¾-1 Desjatin. Das

Gemähte wurde nicht in Garben gebunden, sondern auf „Haufen-Kopitzen“, kleine Mieten, gesetzt. Nach der Ernte

wurde das Getreide vom Feld auf den „Dreschplatz“ gefahren und dann gedroschen.

Gedroschenwurde wie folgt: Der Dreschplatz war ein runder Platz, welcher vorher vorgerichtet und hart gestampft

war, umgeben von einer Koppel mit einem breiten Tor, welches durch einen festen Balken verschließbar war. Auf

diesen Dreschplatz wurden direkt vom Feld 10-12 große Erntewagen - sogenannte „Harbi“ - mit Getreide gebracht

und auf dem Dreschplatz ausgebreitet. Nun brachte der Pferdehirte 40-50 Pferde von der Weide, angeführt durch

die Leitstute. Das Tor wurde geschlossen und ein Mann, in der Mitte stehend, trieb mit einer langen Peitsche die

Pferde so lange in die Runde, bis das Getreide ausgedroschen war. Dann öffnete man das Tor, und die Leitstute

führte die Pferde auf die Weide. Danach wurde das Stroh durch Schütteln mit Gabeln abgehoben, hinausgetragen

und auf eine Miete, den „Strohschober“ gesetzt. Das liegengebliebene Gemisch von Spreu und Körnern schob man

in die Mitte der Tenne auf einen Haufen. Wenn dann in der Frühe der Morgenwind aufkam, wurde das Gemisch mit

hölzernen Wurfgabeln in den Wind geworfen. Das Getreide fiel herunter auf die Erde. Die Spreu, vom Wind

getrieben, fiel etwas weiter nieder - so wurde das Getreide von der Spreu getrennt. - Nachher kam an Stelle der

Wurfgabel und des Windes die „Putzmühle“ und an Stelle der Pferde eine geriffte Steinwalze, der „Dreschstein“,

welcher von Pferden gezogen das Getreide ausdrosch. Kurz vor seinem Tode, 1900, kaufte Johann Gottlieb mit

seinemSohn Samuel eine durch Dampf angetriebene Dreschmaschine, wahrscheinlich die erste in den deutschen

Kolonien.

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Noch eine kleine Begebenheit von unserer Großmutter Karolina, welche uns unsere Eltern oft erzählten und die das

rauhe Klima in Bessarabien charakterisiert, mit welchem sich unsere Vorfahren zurechtfinden mussten:

Ausgang März eines Jahres, als die Störche schon da waren, ließen sich etwa 40-50 Störche wie immer in der

Nähe des Teiches nieder, welchen Johann Gottlieb angelegt hatte - weit und breit kein See oder Teich in der

näheren Umgebung. Plötzlich brach eines jener gefürchteten Schneegestöber herein. Von dem Wetter überrascht,

flüchteten die Störche vor dem Schneesturm in den Schutz des Hofes. Daraufhin hat unsere Großmutter aus

Gerstenschrot "Schupfnudeln" gekocht und die Störche damit täglich satt gefüttert. Als das Wetter sich beruhigt

hatte, zogen die Gäste wieder weiter.

Da Bessarabien nach Norden offen ist, gab es oft nicht nur im März, sondern auch noch im April Spätfröste, die

großen Schaden in der Ernte vonAprikosen, Pfirsichen, Melonen und Bohnen verursachten. Außer den Spätfrösten

hatte Bessarabien oft unter Trockenjahren mit totalen Missernten zu leiden.

Johann Gottlieb starb mit 76 Jahren auf seinem Gut Tamurka und wurde zusammen mit seiner Frau an einem Tag

beerdigt.

Er hinterließ seinen Kindern ein großes Gut von 3600 Desjatin. Ein Aufbau, wie er auch in der „guten alten Zeit“ in

Bessarabien nicht so leicht zu erreichen war - vom landlosen Vollwaisen bis zu einem Großgrundbesitzer mit 3600

Desjatin Land. Von all seinen Nachkommen ist es keinem gelungen, so etwas zu erreichen.

Quellenangaben

1 Uchner Web Site, Johann Gottlieb Gerstenberger
Autor: Horst Uchner
 

MyHeritage family tree

Family site: Uchner Web Site

Family tree: 151189651-1

Datenbank

Titel Wilhelm, Petereit Family Tree
Beschreibung Wilhelm Family Name is from Marzhausen, Neu-Eichenberg, Werra- Meissner-Kreis, Hessen, Deutschland and the most recent births for my 3rd grandparents in Linden, Hannover, Germany Petereit Family name is from Prussia and ending with my great grandfather in Tauroggen, Lithuania Krompholz Family name if from Salzburg, Österreich and then moved to Lithuania. Wenger, Pfieffenberger, Amaisserin, Neufang Family names are from Bad Hofgastein, Salzburg, Austria and Undberg, Salzburg, Austria and also Dorff, Salzburg, Austria
Hochgeladen 2020-10-24 18:11:37.0
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