Pippin "der Mittlere" VON HERSTAL

Pippin "der Mittlere" VON HERSTAL

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Pippin "der Mittlere" VON HERSTAL
Beruf Hausmeier von Austrasien

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt etwa 635
Bestattung Chevremont, Département Territoire de Belfort, Region Bourgogne-Franche-Comté, Frankreich nach diesem Ort suchen
Tod 16. Dezember 714 Jupille, Provinz: Lüttich, Region: Wallonien, BELGIEN nach diesem Ort suchen
Heirat
Heirat
Heirat

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Plektrudis (Bliktrud) N.N.
Heirat Ehepartner Kinder

Chalpaida (Alpais) N.N.
Heirat Ehepartner Kinder

Plektrudis VON PFALZEL

Notizen zu dieser Person

Pippin der Mittlere, auch Pippin von Herstal genannt, (lat. Pippinus; * um 635; † 16. Dezember 714 in Jupille bei Lüttich) aus dem Geschlecht der Arnulfinger war von 679 bis 714 der tatsächliche Machthaber im Frankenreich, seit 679 Hausmeier vonAustrasien, seit 680 als dux (Herzog) von Austrasien, ab 688/689 als Hausmeier von Neustrien (principalis regimen majorum domus) und seit 688 Hausmeier von Burgund. Er war der Sohn von Ansegisel und Begga und ein Enkel von Arnulf von Metz.

Nach dem Sturz und der Hinrichtung seines Onkels Grimoalds des Älteren 656/657 schien die Dynastie Pippins des Älteren vor dem Erlöschen zu stehen. In den 670er Jahren waren von seinen Nachkommen nur noch seine Tochter Begga und deren Sohn Pippin der Mittlere am Leben, der väterlicherseits ein Enkel Arnulfs von Metz war. Beide konnten jedoch die pippinidischen und arnulfingischen Besitzungen trotz der feindselig gesinnten Umgebung der 660er und 670er Jahre im Wesentlichen behaupten. Dabei dürfte Pippins Heirat mit Plektrudis, der Tochter des Pfalzgrafen Hugobert und der Irmina von Oeren, Angehöriger bedeutender austrischer Adelsgeschlechter, um 670/675 eine wesentliche Rolle gespielt haben.

In den Wirren nach dem Tod des Merowingerkönigs Childerich II. und seines Hausmeiers Wulfoald zog Pippin mit Unterstützung austrasischer Großer gegen den mächtigen Neustrier Ebroin zu Felde. Dieses Unternehmen endete zwar 679 mit Pippins Niederlage bei Lucofao, wobei der mit Pippin verbündete dux Martin getötet wurde; der neue neustrische Hausmeier Waratto erkannte jedoch nach Ebroins baldigem Tod (680) Pippins Vormacht in Austrasien an. In der Schlacht bei Tertry (687) errang Pippin schließlich durch einen Sieg über Warattos Schwiegersohn und Nachfolger Berchar die Herrschaft über das Gesamtreich.

Pippin sicherte seine Macht dadurch, dass er nicht nur Berchar bis zu seinem Tode im Amt des neustrischen Hausmeiers beließ, sondern anschließend seinen Sohn mit dessen Witwe verheiratete. Darüber hinaus beließ er auch die merowingischen Königeauf dem Thron. Außerdem sicherte er frühzeitig den Erbanspruch seiner Familie, indem er seine Söhne Drogo und Grimoald den Jüngeren in wichtige Ämter einsetzte. Grimoald wurde neustrischer Hausmeier, so dass beide Hausmeier-Ämter in der Hand derFamilie waren. Eine der wichtigsten militärischen Leistungen Pippins war die Eroberung Frieslands (690/695), die die Voraussetzung für die Christianisierung der Friesen durch den angelsächsischen Mönch Willibrord war.

Bereits vor dem Tod Pippins Ende 714 brach ein Konflikt um seine Nachfolge aus. Dabei versuchte Plektrud, die Ansprüche ihrer Enkel (ihre beiden Söhne waren nicht mehr am Leben: Grimoald der Jüngere war im gleichen Jahr ermordet worden, Drogo bereits 708 gestorben) gegen die der beiden Söhne aus einer Beziehung Pippins mit seiner Friedelfrau Chalpaida, der uxor nobilis et elegans, Childebrand und Karl, durchzusetzen. Zur damaligen Zeit war das Bastardtum kein Ausschlußkriterium von derlegalen Erbfolge, was letztendlich durch die von Pippin unter dem massiven Einfluss Plektruds proklamierte Erbfolge durch seinen Enkel Theudoald, der selbst ein Bastard des Grimoald war, zeigt. 717, wenige Jahre nach Pippins Tod unterlag aber Plektrud letztlich Karl Martell.

Pippin starb nach langer Krankheit. Er wurde in Chèvremont (Vesdre) beerdigt.
Ehen und Nachkommen
Ehefrauen

I. Plektrudis (Hugobertiner)
II. Chalpaida
III. N. N.

Kinder

Drogo (I.)
Grimoald der Jüngere (I.)
Karl Martell (II.)
Childebrand (III.)

Childebrand († nach 751), Sohn der Chalpaida, nach anderen Quellen Sohn einer weiteren, namentlich unbekannten Mutter, wurde von Pippin mit einer Grafschaft in Burgund versorgt. Childebrand übernahm die Aufgabe, die Chronik Fredegars als karolingische Hauschronik fortzuführen. Eine Gedenktafel für ihn fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg.

Ein Urenkel von Pippin dem Mittleren ist Karl der Große.

auch 640/50 genannt.
Sohn des Domesticus Ansegisel aus dem Hause der ARNULFINGER und der Begga;
Enkel des Hausmeiers Pippins I. des Älteren und des Bischofs Arnulfs von Metz.
680 dux
688 Hausmeier (principale regimine majorum domus).

Pippin II., Erbe der austrasischen Hausmeierdynastie, die nach dem mißglückten ‚Staatsstreich‘ Grimoalds I. vorerst ausgeschaltet war, gelang es in zähem Ringen, die reichen Besitzungen sowie den Anhang im austrasischen Adel zu behaupten, nichtzuletzt dank der Heirat mit der aus vornehmen austrasischem Adel stammenden Plektrud (um 670).
Im Konflikt mit dem neustrischen Hausmeier Ebroin unterlag er zusammen mit dem Dux Martin bei Laon (vor 680); Martin wurde erschlagen, Pippin konnte fliehen.
Nach der Ermordung Ebroins (680) anerkannte der neue Hausmeier Waratto Pippins Vormacht in Austrasien. Dieser Ausgleich endete 686 mit Warattos Tod, dessen Nachfolger und Schwiegersohn Berchar auch im neustrischen Adel umstritten war. Von diesemzum Eingreifen ermuntert, erfocht Pippin der Mittlere 687 bei Tertry (an der Somme) den entscheidenden Sieg. Sowohl die Metzer Annalen wie die moderne Historiographie sehen 687 als Epochenjahr, das den Aufstieg der KAROLINGER einleitete.
Pippin der Mittlere respektierte aber sowohl das Thronrecht der MEROWINGER als auch die Hausmeierstellung des unterlegenen Berchar; nach dessen Ermordung im folgenden Jahr übernahm er formell das höchste Amt und verheiratete seinen Sohn Drogo mit Berchars Tochter.
Von Austrasien aus regierte er das Reich, am Hof von Nordebert, einem zuverlässigen Anhänger, vertreten. Drogo ernannte er zum Dux der Champagne. Noch vor 700 übertrug er die Hausmeierwürde auf seinen jüngeren Sohn Grimoald II., Drogo erschien nun als Dux der Burgunder.
Pippin selbst, in den Quellen meist 'princeps' oder 'dux' genannt, hatte ohne eigentliches Amt die Gesamtleitung des Reiches inne. Zur Konsolidierung des Reiches gehörte notwendig die Auseinandersetzung mit den 'Stämmen', die jedoch nicht allzuerfolgreich verlief: Die autonome Stellung des aquitanischen Herzogtums blieb erhalten, und Feldzüge gegen den alemannischen Herzog (709-712) verliefen ohne nachhaltigen Erfolg, Sachsen und Bayern blieben völlig unbehelligt. Erfolgreich dagegenwaren Züge gegen die Friesen (690,695); Utrecht wurde eingenommen und die fränkische Vormacht durch ein Ehebündnis abgesichert (Grimoald II. oo Theudesinde, Tochter des friesischen Herzogs Radbod).
Pippin der Mittlere übertrug dem angelsächsischen Missionar Willibrord vor 703/04 Utrecht als Bischofssitz. Das Kloster Echternach, das Willibrord von der vermutlichen Schwiegermutter Pippins, Irmina, erhalten hatte, trug er Pippin und Plektrudauf, um es anschließend mit weiteren Schenkungen als karolingisches Hauskloster zurückzuerhalten. Mit der Gründung weiterer Klöster und der Förderung der Mission sicherte sich Pippin der Mittlere das fürbittende Gebet ebenso wie weitere Stützpunkte seines politischen Einflusses.
Der Tod Drogos 708 und die Ermordung Grimoalds II. 714 überschatteten Pippins letzte Jahre; in Übergehung möglicher Ansprüche Karl Martells wurde unter Plektruds maßgeblichem Einfluß Grimoalds unmündiger Sohn Theudoald zum Nachfolger bestimmt. Als Pippin der Mittlere starb, waren die Konflikte der nächsten Jahre bereits vorprogrammiert.

Biographien zur Weltgeschichte: Seite 455
Pippin II., der Mittlere, Pippin von Heristall, Hausmeier im Frankenreich, * um 635, † 16.12.714 in Jupille
Enkel Pippins des Älteren und Bischof Arnulfs von Metz

Pippin II., der seit Ende der 70-er Jahre eine führende Stellung in Austrasien gewann, leitete mit seinem Sieg bei Tertry über den neustrischen Hausmeier Berchar die Entscheidung für die Vorherrschaft Austrasiens im Frankenreich und für den Aufstieg der KAROLINGER ein. Nach der Ermordung Berchars (688/89) übernahm Pippin II. der Mittlere die Hausmeierfunktion für das gesamte Franken-Reich.
Seinen Grundbesitz, der die beiden großen Komplexe aus dem Besitz der beiden Großväter im Maas-Mosel-Raum vereinte, dehnte er durch seine Ehe mit Plektrudis bis in die Eifel und an die mittlere Mosel aus. Durch Vermählung seines Sohnes Drogo mitder Witwe Berchars, Austrudis, und die Verdrängung der MEROWINGER aus Paris und den Hauptpfalzen, in seiner Umgebung durch seinen Sohn Grimoald sicherte sich Pippin der Mittlere das entscheidende Übergewicht im gesamten Reich. Außenpolitische Erfolge erreichte Pippin II. mit der Eroberung West-Frieslands bis zum Altrhein (wahrscheinlich 690-695), das er der christlichen Mission des Angelsachsen Willibrord erschloß, und der Unterwerfung des während des 7. Jh. faktisch wieder unabhängiggewordenem Herzogtümern Thüringen. Dagegen hatte er in vier Feldzügen gegen die Alamannen keinen entscheidenden Erfolg, und auch die Bayern behauptetetn noch ihre faktische Unabhängigkeit, wenn sie auch durch fränkische Missionare kirchlich undkulturell wieder näher an das Frankenreich herangeführt wurden.

Hlawitschka Eduard: Seite 75
"Die Vorfahren Karls des Großen
15 Pippin der Mittlere

Im Krieg zwischen den Hausmeiern Neustriens und Burgunds, Ebroin und Pippin, Hausmeier Austrasiens, siegte Ebroin 680 bei Lucafo (östlich von Laon), wurde aber 681 vom neustrischen Adel ermordet.
Als Exponent der austrasischen Aristokratie schlug Pippin den neustrisch-burgundischen Hausmeier Berchar 687 bei Tertry (bei Saint Quentin) und wurde Hausmeier im gesamten Franken-Reich.
Er regierte seitdem selbständig und versuchte die fränkische Macht wiederherzustellen. Im Jahre 689 besiegte er den Friesen-Herzog Radbod in der Schlacht bei Wijk bij Durstedte (unweit Utrechts) und eroberte West-Friesland.
In der Folgezeit unterstützte er die Missionstätigkeit des angelsächsischen Mönchs Willibrord in Friesland. Seine zwischen 709 und 712 unternommenen Feldzüge gegen die Alemannen endeten ohne Erfolg.
Pippin hatte, gestützt auf den umfangreichen Grundbesitz seines Geschlechts in dem ökonomisch aufstrebenden Austrasien, auf die hier noch zahlreiche Schicht freier Bauern und auf die austrasischen Feudalherren, als Hausmeier faktisch die Funktion der Zentralgewalt ausgeübt. Die MEROWINGER-Könige waren endgültig zu Schatten-Königen herabgesunken. Da seine legitimen Söhne vor ihm gestorben waren, übertrug Pippin die Herrschaft seinem Enkel Theodebald, der sich jedoch nicht gegen Karl Martell durchsetzen konnte.

Schieffer Rudolf:
"Die Karolinger"

Wie es Pippin dem Mittleren und seiner Mutter Begga gelungen ist, sich während der kritischen 660er und 670er Jahre ihrer zahlreichen Widersacher zu erwehren, Besitzungen und bewaffnete Anhängerschaft trotz aller Einbußen als entscheidendes politisches Kapital im Kern zu behaupten und obendrein die Erinnerung an machtvolle Taten der Vorväter an der Spitze der Austrier wach zu halten, ist nirgends überliefert. Bezeichnenderweise ließ Begga nach dem Tode ihres Gemahls mehrere Jahrzehnteverstreichen, bevor sie um 691 (das heißt erst nach dem Sieg ihres Sohnes) die für eine hochadelige Matrone geradezu standesgemäße Klostergründung in Andenne an der Maas vornahm, die ihr in späterer Zeit den Rang einer Heiligen eintrug. Vorerstjedoch mußten Pippin und sie ziemlich ohnmächtig mitansehen, wie die Entwicklung des Frankenreiches über ihr Haus hinwegzugehen schien.
Im Zentrum des wechselvollen Geschehens stand der neustrische Hausmeister Ebroin, der sein Machtwort in allen drei Teilreichen zur Geltung brachte und auch von den jugendlichen MEROWINGER-Königen allenfalls zeitweilig beiseite zu schieben war. Immerhin scheint der bisweilen blutig unterdrückte Widerstand geistlicher und weltlicher Großer am heftigsten in Auster gewesen zu sein, und dort begann sich auch das Blatt zu wenden, als Childerich II., mittlerweile König des Gesamtreiches, 675ermordet wurde und sein Hausmeier Wulfoald wenig später starb. Gegen den Versuch des daraufhin aus der Klosterhaft entwichenen Ebroin, im Namen des verbliebenen MEROWINGERS Theuderich III. (673/75-690/91) von Neustrien her sein Regiment zu erneuern, trat nun der halbvergessene Vetter Dagobert II. auf, aus seinem langjährigen irischen Exil hervorgeholt von austrischen Kreisen, in denen auch Pippin zu vermuten ist. Jedenfalls gilt im "Buch der Frankengeschichte" Wulfoalds und "der Könige" Tod als Voraussetzung dafür, dass ein gewisser dux Martin und eben Pippin, der Sohn Ansegisels, in Auster die Oberhand gewannen und mit einem großen Heer gegen Theuderich und seinen Hausmeier Ebroin zogen. Kaum 20 Jahre nach dem schmählichen Scheitern Grimoalds und seines Königsplans stand also der Neffe Pippin wieder in vorderster Linie der Austrier.
Das völlige Schweigen der Quellen über die Hintergründe dieser erstaunlichen und höchst folgenreichen Entwicklung hat unter den Historikern manche Bemühungen ausgelöst, wenigstens indirekt näheren Aufschluß zu gewinnen. Dabei richtet sich das Augenmerk vor allem auf die Tatsache, dass gerade in den dunkelsten Jahren um 670 Pippins Heirat mit Plektrud, der Tochter Hugoberts, fallen muß, die in den folgenden Jahrzehnten eine recht bedeutende Rolle spielen sollte. Dass sie einer vornehmenaustrasischen Familie entstammte, darf man ohne weiteres unterstellen, doch scheint es, dass sich dieser Eindruck, wenn auch nicht mit letzter Sicherheit, genealogisch präzisieren läßt. Demnach wäre Plektruds Mutter Irmina gewesen, die als Witwe Äbtissin des Nonnenklosters Echternach an der Sauer wurde und außer Plektrud eine weitere Tochter namens Adela hatte, die Gründerin und erste Äbtissin des Klosters Pfalzel bei Trier. Zusammen mit einigen weiteren Verwandten, die auf diesem Wege erschlossen werden können, zeichnet sich hier das Bild eines hochbedeutenden Adelsgeschlechts ab, dessen Macht sich von der mittleren Mosel über die Eifel bis an den Niederrhein nördlich von Köln erstreckte und in dieser Weiträumigkeit den ARNULFINGERN/PIPPINIDEN kaum nachstand. Wenn sich Pippin, der Erbe der vorerst ausgeschalteten Hausmeierdynastie, um 670 mit einer derartigen Familie verschwägert haben sollte, die zudem in Plektruds Generation keinen eigenen Stammhalter mehr hervorgebracht zu haben scheint, dürfte ihm ein Potential zugewachsen sein, das die Verluste an der Hinterlassenschaft der beiden Großväter mehr als aufwog und ihm gestattete, im Kreise der austrasischen Führungsschicht wieder einen vorrangigen Platzzu beanspruchen. Zugleich würde diese Kombination Plektruds besonderen Rang an der Seite Pippins verständlich machen.
Wie dem auch sei: Sicher ist, dass die späteren KAROLINGER an den Wiederaufstieg unter Pippin dem Mittleren eine konkrete Erinnerung hatten als an die Ursprünge ihrer Dynastie um die Wende zum 7. Jahrhundert. Als Pippins "normensetzende Tat" (K.Hauck) galt nicht seine einträgliche Heirat, sondern der rächende Todschlag an Gundewin, dem Mörder seines Vaters Ansegisel. Um 800 wurde dies ausdrücklich mit Davids Sieg über den Riesen Goliath verglichen - für jenen der Anfang seines Weges zum Königtum - und zeitlich an die Spitze der gesamten Familienüberlieferung gerückt. Pippin sollte demnach bereits als ganz junger Mann den übermächtigen Gegner niedergestreckt und sogleich dessen Schätze unter seine Getreuen verteilt haben; darauf hätten sich "Stärke und Erfolg" Pippins weit herumgesprochen, und die Vornehmsten der Franken, die durch Pippins Vater Ansegisel zu ihren Ämtern gekommen waren, hätten sich mit ihrem Gefolge ihm angeschlossen. So sei Pippin zur "Führung beiden östlichen Franken" gelangt, heißt es zugespitzt in den sogenannten Metzer Annalen, die damit immerhin den Mechanismus der Gefolgschaftsbildung treffend wiedergeben.
Das rühmende Andenken an eine geglückte Blutrache, die tatsächlich wohl nicht mehr war als eine Episode in den austrasischen Adelsfehden jener Jahrzehnte, überdeckte später die wichtigere Tatsache, dass Pippin bei seinem Aufstieg ab 675 keineswegs vom Erfolg verwöhnt war und sehr leicht vom Strudel der Machtkämpfe hätte hinweggespült werden können.
Der Feldzug, den er noch gemeinsam mit dem Gefährten Martin (trotz mancher Mutmaßung wohl keinem seiner Verwandten) zwischen 675 und 679 gegen den Hausmeier Ebroin anführte, endete nämlich nach schweren Ringen bei Lucofa (in der Nähe von Laon) mit einem Sieg der Neustrier, der Martins Tod zur Folge hatte, während Pippin sein Heil in der Flucht suchte.
Einen weiteren argen Rückschlag muß für ihn die Ermordung "seines" Königs Dagobert II. Ende 679 bedeutet haben. In dieser prekären Lage rettete ihn zunächst nur, dass auch Ebroin kurz danach (680) der Bluttat eines Neustriers anheimfiel und derneue Hausmeier Waratto bereit war, gegen die Stellung von Geiseln Pippins Vormacht in Austrien hinzunehmen. Doch schon bald wurde Waratto von seinem aggressiveren Sohn Gislemar verdrängt, der mit Waffengewalt 681/83 gegen Pippin vorging; Namur und Köln werden dabei als dessen Stützpunkte genannt, die jedoch nicht verhindern konnten, dass er abermals den kürzeren zog. Gislemar vermochte den Erfolg indes nicht zu nutzen, weil er plötzlich starb, worauf sein Vater Waratto wieder ins Hausmeieramt zurückkehrte und seine ausgleichende Politik fortsetzte. Eine Verschiebung der Gewichte trat erst ein, als nach Warattos Tod (686) dessen Schwiegersohn Berchar Hausmeier wurde, denn dieser Mann hatte offenbar von vornherein mächtige Gegner im neustrischen Adel, die sich nun mit Pippin verschworen und ihn zum Eingreifen ermunterten. Bei Tertry (an der Somme) errang er im Jahre 687 den entscheidenden Sieg über die Neustrier unter Berchar und König Theuderich III. Damit konnte Pippin seine politische Vormacht in Austrien endgültig festigen und zugleich den Weg zu deren formaler Legalisierung ebnen. Denn nach dem baldigen Ende Berchars hinderte ihn nichts mehr, seine Autorität vollends auch auf Neustrien auszudehnen, under "nahm König Theuderich samt seinen Schätzen bei sich auf", wie der Fortsetzer der Fredegar-Chronik 50 Jahre später in stolzer Pointierung die Tatsache umschrieb, dass Pippin fortan den bestimmenden Einfluß auf den MEROWINGER und das gesamte Frankenreich besaß.
Pippin suchte anfangs den bezwungenen neustrischen Hausmeier Berchar im Amt zu belassen. Erst als dieser Ende 688 einem Anschlag seiner Schwiegermutter Ansfeld zum Opfer gefallen war, verschaffte sich Pippin auch förmlich den höchsten Rang nachdem König und verheiratete seinen Sohn Drogo mit Berchars Tochter Adaltrud, der Enkelin Ansfleds. Auf diese Weise verband er sein Haus mit einer mächtigen Adelssippe von der unteren Seine, die schon vor 687 in Neustrien erkennbar der pippinidischen Herrschaft vorgearbeitet hatte.
Pippin dezentralisierte die Familienherrschaft, sobald dazu die personellen Voraussetzungen bestanden. Sein ältester nach Neustrien verheirateter Sohn Drogo, der schon um 690 als dux in der Champagne aufgetreten war, wird nach 697 in den Quellenals dux der Burgunder bezeugt, während der jüngere Grimoald um dieselbe Zeit sogar das Hausmeieramt des Vaters übernahm und nach Neustrien ging, was dort den Spielraum der merowingischen Könige weiter einengte und ihre unmittelbaren Kontakte mit anderen Großen erlöschen ließ. Pippin konnte sich daher nach 700 darauf beschränken, in der ganz informellen Stellung eines princeps Francorum seine persönlich errungene Autorität einzusetzen, die eben auch den dynastischen Anspruch einschloß,die Macht unter seinen Nachkommen zu teilen.
Die letzten Jahre Pippins des Mittleren waren von familiärem Unglück überschattet. 708 verlor er seinen ältesten Sohn Drogo, den dux der Burgunder, der sein Grab in Metz - als erster der Familie - beim heiligen "Spitzenahn" Arnulf fand. Er hinterließ vier Söhne, doch galt offenbar kein Erstgeburtsrecht, denn statt der Enkel trat nun um so deutlicher Pippins jüngerer Sohn Grimoald in den Vordergrund, den der Vater ja schon früher durch die Überlassung der Hausmeieramtes bevorzugt hatte.
Im März 714 war Pippin dann bereits so krank, dass er eine Urkunde zur Übertragung des Klosters Susteren (an der Maas) an Willibrord nicht mehr unterschreiben konnte, weshalb Plektrud das Rechtsgeschäft übernahm; ihre präzise Formulierung, dasskünftige Äbte die Treue zu "uns und unserem Sohn Grimoald und dessen Söhnen und den Söhnen Drogos, unseren Enkeln" wahren sollten, wirkt wie die Vorahnung künftiger Konflikte, war sie doch sichtlich von der Sorge bestimmt, dass nach dem erwarteten Tod Pippins auch Söhne aus anderen Verbindungen ihre Ansprüche erheben könnten, nämlich vor allem Karl (Martell), der Sohn seiner Nebenfrau Chalpaida, weniger wohl Childebrand, den eine namentlich nicht bekannte Mutter geboren hatte. Den denkbar schwersten Schlag mußte es daher gerade für Plektrud bedeuten, dass ihr aus Neustrien herbeigerufener Sohn Grimoald, in dem wohl jeder seit langem den Nachfolger Pippins sah, im folgenden Monat in Lüttich von einem Heiden, wohl einem Friesen, erschlagen wurde. Um die Konkurrenz der Halbbrüder abzuwehren, griff man auch jetzt nicht auf die Söhne Drogos zurück, sondern faßte den raschen Entschluß, Grimoalds Sohn Theudoald zum neuen Hausmeier zu machen, der in einem Teil der Quellen,jedoch wohl in polemischer Absicht, als minderjährig bezeichnet wird und jedenfalls den Makel hatte, seinerseits nicht ehelichen Ursprungs zu sein. Ob Pippin selber, wie ihm später nachgerühmt wurde, noch die Kraft fand, die Bluttat an seinem Sohn zu rächen, ist zweifelhaft; jedenfalls starb er am 16.12.741, anscheinend in Jupille, ohne einen allseits anerkannten Erben, auf den reibungslos die Vormacht unter den Franken hätte übergehen können, wie sie Pippin in seiner Jugend erkämpft und dann 27 Jahre hindurch behauptet hatte.

Quellenangaben

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Pippin_der_Mittlere
2 https://gw.geneanet.org/carlmeister?lang=de&p=pippin+ii.+der+mittlere&n=von+heristal&oc=2

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Titel Ahnen Jürgen Bosch
Beschreibung Ahnenstamm mit Daten meiner Familie und derer mit denen ich in Verbindung stehe. Sicherlich ist dieser Baum mit Fehlern behaftet, über Hinweiße und rege Diskussionen, würde ich mich sehr freuen. Schreibt einfach, ich werde auf jeden Fall, Antworten.
Hochgeladen 2021-05-27 08:23:33.0
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