Notizen zu dieser Person
Ab 1830 Pfarrer in Lucherberg.
"Am 10. d. M. [12.1855] feierte der hochwürdige Herr Joh. Ignatz Thelen den Jubeltag seiner 25jährigen Wirksamkeit als Pfarrer von Lucherberg. Die ganze Gemeinde hatte es sich eifrigst angelegen sein lassen, an diesem Tage ihrem theuren Seelsorger den Tribut der ehrenden Anerkennung darzubringen. Wir schulden denen, die die Leitung dieses Festes übernommen haben, den Ausdruck der allgemeinen Überzeugung, daß sie ihre Aufgabe mit Meisterschaft gelöst haben, dürfen es aber auch zum Lobe der ganzen Gemeinde Lucherberg nicht übersehen, daß dem leitenden Fest-Comite die Regsamkeit ihrer heiligen Begeisterung erleichternd zuer Seite stand. Man möge es uns nicht übel nehmen, wenn wir hierdurch eine ausführliche Beschreibung jenes Festes veröffentlichen; es mag diese Berichterstattung namentlich in einer Zeit gerechtfertigt erscheinen, wo man mit unermüdeter Emsigkeit die Ehre der Religion und ihrer Vorsteher herunter zu setzen bemüht ist und und mit dem Selbstgefühl eines Priesters der Verstandes-Aufklärung Befreiung aus der unwürdigen Einkerkerung durch "Pfaffenintriguen" predigt. Wie gesagt, schon der Wunsch, den Anmaßungen und Lästerungen einer gewissen Klasse von Leuten die tiefe Ehrfurcht gegen Religion und göttlich eingesetztes Priesterthum entgegen zu stellen, dürfte veranlassen, jene glänzende Thatsache tief-religiösen Eifers in dei Öffentlichkeit zu tragen.
An dem Tag des besagten Festes hatte sich das ganze Dorf in Festschmuck gesetzt; bunte Fahnen wehten von den Häusern, Triumphbogen waren gebaut, und Transparente, die wir hin und wieder bemerkten, ließen erwarten, daß das Fest über den hellen Tag hinaus ausgedehnt werden würde. Gegen 10 Uhr Morgens bewegte sich ein langer Zug mit dem Fahnenträger an der Spitze, geführt von einem geistlichen Herrn, unter heißen Gebeten für das Wohl des geliebten Jubilars zum Pfarrhause. Hier überreichte ein Mädchen dem ehrw. Priester im Namen der Jungfrauen aus der Pfarre eine elegant gestickte Stola, nachdem eine Andere in zierlichen Versen die Glückwünsche aller Pfarrgenossen dargebracht hatte. Der gerührte Jubelpriester schloß sich nun an der Seite des hochw. Herrn Dechanten, umgeben von mehreren Geistlichen, dem Zug an, um in der Kirche dem Herrn das Dankopfer für sich und seine Pfarrkinder darzubringen. Die kleine Kirche konnte leider die ungewöhnliche Menschenmenge nicht fassen, daher auch der Kirchhof fast bis zur Straße noch mit Leuten angefüllt war, die sich durch die Kälte nicht abhalten ließen, ihre Gebete mit in die Opferschale des Priesters zu legen. In dem feierlichen Hochamte wurde eine Choralmesse sehr korrekt und schön von dem Sängerchore mit eigens dazu eingeübten Kindern abechselnd gesungen. Die Festrede hilt der Herr Dechant. Er hob in salbungsvollen Worten die Bedeutung des Festes für den Jubilar und die ganze Gemeinde hervor und entwickelte mit Nachdruck die Motive, wodurch Beide, Jubelpriester und Volk, Gott dem Hern zum Danke verpflichte seien. Keiner blieb ungerührt und die Rührung blieb nicht eine flüchtige und fruchtlose, sie bethätigte sich vielmehr in aufrichtigen Gebeten. Unter vielen passenden Aufschriften in der Kirche hebn wir ein Chronicum hervor, worin in kurzen Worten der Schutzpatron der Pfarre, der h. Nikolaus, angegangen wird um stete Fürbitte für den Jubilar, dessen schlichter und biederer Charakter in demselben treffend gezeichnet ist; es lautet:
Beate nICoLae, seMper sIs preCator IsraeLItae sIne DoLo
(H. Nikolaus, bitte stets für den Israeliten ohne Falsch)
Nach dem Hochamte wurde der Herr Jubilar prozessionsweise zum Pfarrhause zurückbegleitet, wo er der knienden Menge seinen Segen ertheilte. Schöner hätte die Feierlichkeit des Morgens nicht beschlossen werden können.
Den ganzen Tag hindurch trugen Böllerschüsse den Jubel der Gemeinde weit über die Grenzen des Dorfes. Sobald es anfing dunkel zu werden, wurden alle Häuser festlich beleuchtet. Gegen sieben Uhr setzte sich ein, in den kurzen Straßen fast unübersehbarer Zug von Fackelträgern in Bewegung, der vor dem Pfarrhause halt machte. Ein Sängerchor unter Leitung des Herrn Lehrers Candre sang einige Quartette mit auffallender Genauigkeit und Sicherheit. Der Herr Gemeindevorsteher sprach im Namen der Gemeinde zu dem tiefbewegten Jubilar, für den der Herr Dechant das Wort ergriff, und wie aus seinem Herzen den Dank für die glänzenden Beweise allgemeinen Wohlwollens aussprach. Viele Vivarufe wurden ausgebracht unter dem hellen Scheine bengalischer Flammen und dem schmetternden Schalle der Musik. Die Stimmung Aller war heilige Rührung und frommes Entzücken. Hier konnte man sich überzeugen, daß nicht etwa eitle Vorliebe zu pomphaften Aufzügen die Triebfeder der herrlichen Festanstalten gewesen, sondern das alle diese Anstalten im Dienste einer tiefinnerlichen Begeisterung für die Religion und ihre Vorsteher stattgefunden hatten.
Wir lasen noch folgendes schönes Chronicum:
pIe MeLChIseDeCh, tIbI sIt xterna Corona!
(Frommer Priester des Herrn, Gott schenke Dir ewige Freude!)
Die ganze Feierlichkeit ging mit der größten Ordnung vor sich. Man mußte sich erbauen an dem einträchtigen Zusammenhalten und an dem gefügigen Eifer aller an dem Festzuge betheiligten.
Wir wünschen schließlich, daß die Gemeinde von Lucherberg bei dieser Eintracht und opferwilligen Begeisterung für die Ehre Gottes fortan beharren möge, dan wird gewiß ein neues Fest in derselben Gemeinde nicht lange auf sich warten lassen, wir meinen das Einweihungsfest der bisher nur noch projektierten neuen Kirche."
Albert Esser
