Widukind VON SACHSEN

Widukind VON SACHSEN

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Widukind VON SACHSEN
Beruf Herzog der Sachsen

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt etwa 735
Tod 7. Januar 807 Enger/Westfalen nach diesem Ort suchen
Heirat

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Geva VON WESTFOLD

Notizen zu dieser Person

bestattet in Enger, Pfarrkirche. Heiliger, Hg. 768, Führer der Sachsen im Kampf gegen Karl d. Gr. 777-785, 785 getauft - seine Eltern und die weiteren Vorfahren sind in zeitgenössischen Quellen nicht belegbar, sondern sagenhaft.
777-785 Führer des sächsischen Widerstands gegen die fränkische Expansion unter KARL DEM GROSSEN. Die spärlichen zeitgenössischen Nachrichten über Widukind, aus der Perspektive der fränkischen Sieger im Urteil negativ ("rebellis", "perfidus"), stehen im auffallenden Gegensatz zur breiten späteren mittelalterlichen Traditions- und Mythenbildung (dynastische Anknüpfung, Heroisierung, Ansätze einer Kulttradition an der [vermeintlichen?] Grablege Enger) wie zur neuzeitlichen Stilisierung Widukinds als Prototyp des sächsisch-germanischen Helden.
Erstmals wird Widukind 777 erwähnt ("unus ex primoribus Westfalorum"), als er, angeblich als einziger führender Sachse, nicht auf dem Hoftag KARLS in Paderborn erschien und zum DanenkönigSiegfried flüchtete; in Widukinds Umgebung ragt sein 'gener' Abbi(o) hervor. Im Gegensatz zu den sächsischen Adligen, welche die Frankisierung durch Annahme der Taufe und Aufstieg im Königsdienst mit trugen, führte Widukind die sächsisch-heidnische Opposition und errang 778, dem Jahr des verlustreichen spanischen Feldzugs KARLS, militärische Erfolge gegen fränkische Verbände, um dann für 3 Jahre zu verschwinden. 782 blieb Widukind erneut einer Versammlung an den Lippequellen fern und organisierte im Gefolge fränkischer Maßnahmen zur stärkeren Einbindung Sachsens ("Capitulatio de partibus Saxoniae", Ernennung von Grafen) den Widerstand, der in der Schlacht am Süntel einen bedeutenden Erfolg über die Franken erzielte und auch durch KARLS Strafgericht in Verden nicht gebrochen wurde. Widukinds konkrete Rolle bei den militärischen Auseinandersetzungen bleibt freilich dunkel (783 Schlachten bei Detmold und an der Haase). 784 ging er ein Bündnis mit den Friesen ein, doch konnte sich KARL 784/85 in Winterfeldzügen durchsetzen und Widukind und Abbi ins Gebiet nördlich der Elbe verdrängen. Im Bardengau wurde 785 ihre Unterwerfung unter KARL mit Zusicherung der Unverletztlichkeit/Straffreiheit (Annales regni Francorum: "in laesi"; Annales q. d. Einhardi: "inpunitatis sponsio") und fränkische Geiselstellung förmlich verabredet, besiegelt in der Annahme der christlichen Taufe durch Widukind und seine Gef¤hrten in de karolingischen "Festpfalz" Attigny. Obwohl die Sachsenkriege KARLS in Schüben noch bis 804 andauerten, verdeutlichten die Reichsannalen mit ihrer Notiz, damals sei ganz Sachsen unterworfen worden, die führende Rolle Widukinds der sächsischen Opposition. Indem KARLin Attigny als Taufpate fungierte und den Täufling durch wunderbare Geschenke ehrte, übernahm er Verpflichtungen zur christlichen Unterweisung und trat in eine geistliche Verwandtschaft mit Widukind ein (Angenendt), die dem Ausgleich von 785 den Charakter eines politischen Bündnisses verlieh und entscheidende Unterschiede zur Behandlung anderer Gegner wie König Desideriusoder Hzg. Tassilo III. deutlich machte. Ob Widukinds sofortiges Verschwinden aus den Quellen die Tragfähigkeit der Abmachungen wie eventuell die Übernahme einer Amtsträgerfunktion in Sachsen unterstreicht oder nur durch den (zwangsweisen?) Eintritt ins Kloster Reichenau erreicht wurde, kann nicht sicher entschieden werden, weil die ansprechende Identifizierung eines Reichenauer Mönchs Widukind mit dem Sachsenführer (Althoff) bestritten wird (Freise, Balzer). Die (spätere, fehlerhafte) Tradition lokalisierte das Grab Widukinds in Enger, wo man um 1100 seine Grabplatte mit Umschrift fertigte und einen Widukind-Kult propagierte. In die dortigen Bemühungen fügte sich ein Besuch Kaiser KARLS IV. 1377 ein, der freilich eher der Verehrung KARLS DESGROSSEN als der Memoria Widukinds galt. Widukind war in der schriftlichen Überlieferung (seit dem 9. Jh. bemüht um die Bewältigung des Traumas von fränkischer Eroberung und Zwangschristianisierung) längst zur sagenhaften Figur, zum Grafen, Hzg., gar König der Sachsen, geworden, schließlich zum Stammvater europäischer Herrscherhäuser. Das Bewußtsein der Herkunft von Widukind, erstmals Mitte des 9. Jh. für den Sohn Wikbert und den Enkel Waltbert im Zusammenhang mit der Fundation Wildeshausen formuliert, in der Sachsengeschichte seines vermutlichen Nachfahren Widukind von Corvey auf Kgn. Mathilde und damit auf das ottonische Königshaus bezogen, blieb freilich bei den Nachkommen (Schmid) unterschiedlich präsent und bedarf noch genauerer Analyse.Der Name Widukind war im frühen Mittelalter weder Leitname seines Geschlechts noch sonderlich beliebt, was den differenzierten Umgang mit dem (heidnischen) Sachsenführer kennzeichnet. Erstmit zunehmendem zeitlichen Abstand wurde das Bekenntnis zuWidukind immer populärer, dann aber in Zusammenhängen, die eher die Instrumentalisierung von Geschichte als die frühmittelalterlichen Befunde kennzeichnen.

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Hochgeladen 2013-08-13 19:08:58.0
Einsender user's avatar Heinz Reuffurth
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