Notizen zu dieser Person
regiert 12/24.5.912-936
Mit der Wahl des Nichtkarolingers Heinrichs zum Koenig 919 in Fritzlar wurde eine neue Epoche eingeleitet: das Ende
der fränkischen Vorherrschaft im Reich und der Beginn einer neuen regierenden Dynastie, sowie Übergang zu einer
Gesamtordnung des Reiches, gipfelnd in der Entstehung des "deutschen Reiches". Möglich wurde dies durch ein
wachsendes Gemeinschaftsbewußtsein der Stämme, durch Anerkennung der Herzöge und ihrer Funktion als Mitträger
des Staatswesens, sowie der Individualsukzession im Königtum, die aus dem Unteilbarkeitsprinzip des Reiches
resultierte. Die völkische Einheit und Bejahung der Zusammengehörigkeit im "Regnum Teutonicorum" war aus der
Notwendigkeit gemeinsamer Feindabwehr, aber auch aus der Erkenntnis gleicher Traditionen in Sprache, Abstammung und Sitten entstanden. Heinrich selbst sah sich diesen Traditionen verbunden, so daßer in der Ablehnung der Königssalbung und -krönung seine Verbundenheit zu den Herzogsgewalten in Bayern und Schwaben betonte. Die Wiederherstellung der Reichseinheit stand für Heinrich an erster Stelle seiner politischen Bemühungen. So gelang es ihm, Hzg. Arnulf von Bayern, der sich zum "rex" hatte ausrufen lassen, sowie Burchard von Schwaben dem Reich unterzuordnen. Arnulf leistete 921 Heinrich die Vasallenhuldigung und verzichtete auf seinen Königstitel und erhielt dafür die Stellvertreterschaft des Königs im Reich. Somit waren die Grundsteine fürden inneren Frieden im Reich gelegt. Auch nach Außen hin versuchte Heinrich die Reichseinheit wiederzuerlangen. Im Vertrag von Bonn (921) gelang es ihm, sich die Anerkennung seines Königtums durch den westfränkischen König Karl den Einfältigen zu sichern. Heinrich verzichtete in diesem Vertrag auf eine Rückführung Lotharingiens, das 911 vom Ostreich abgefallen war, Karl dagegen auf karolingische Staats- und Erbrechtsvorstellungen. Somit war die Unabhängigkeit des neuen Staatswesens östlich des Rheins gesichert. Nachdem es aber ab 922 wiederholt zu Spannungenim Westreich kam, hielt Heinrich ein militärisches Eingreifen in Lotharingien für angebracht. 925 konnte er es schließlich wieder als fünftes Herzogtum in den Reichsverband eingliedern. Die Westgrenze Lotharingiens, die 843 festgelegt worden war, bildete von nun an für die nächsten Jahrhunderte die Westgrenze des Deutschen Reiches. Auf dem Wormser Reichstag 926 erwarb Heinrich ein weiteres Symbol wiedergewonnener Stärke: im Tausch gegen einen Teil Schwabens (Gebiet um Basel) überließ König Rudolf II. von Hochburgund dem deutschen König die sogenannte
Heilige Lanze'. Sibylle galt als Zeichen göttlicher Heils- und Siegeskraft und sicherte den Anspruch auf die Herrschaft in Italien. Auf dem gleichen Reichstag wurden geeignete Abwehrmaßnahmen gegen die steigende Ungarngefahr beschlossen. So wurden noch im selben Jahr vorhandene Befestigungen ausgebaut, ausreichend mit Proviant versehen und mit einer ständigen Besatzung belegt. Auch der Heerbann wurde neu organisiert, in dem man die Truppen vergrößerte und durch eine ausgebildete Reitertruppe ergänzte. Außerdem wurde Böhmen tributpflichtig gemacht. Alle dieseMaßnahmen ermöglichten 933 den Sieg Heinrichs über die Ungarn bei Riade. An dieser Schlacht nahmen Aufgebote aus allen Stammesgebieten und Reichsteilen teil. Durch den Sieg wurde die innere Spaltung überwunden, ein Einheitsgefühl geweckt. In der Hausordnung von 929 war dieser Einheitsgedanke schon gestärkt worden: hierin wurde Heinrichs Sohn Otto als einziger Nachfolger benannt. Das Reich erschien nun als unteilbares Ganzes. Auch unter den Großen des Reiches wurde diese neue Reichsauffassung manifestiert. Durch die Überwindung der inneren Spaltungen und durch militärische Erfolge gegen die Ungarn und Dänen erlangte Heinrich ein beachtliches Ansehen und eine Vorrangstellung unter den Königen der karolingischen Nachfolgestaaten. Lediglich Bayern blieb in Distanz zum Königtum Heinrichs. Arnulf plante sogar eine italienische Thronkandidatur für seinen Sohn Eberhard. Bevor jedoch Heinrich I. in die italienischen Belange eingreifenund einen Romzug unternehmen konnte, starb er am 2. Juli 936 in Memleben. Begraben in Quedlinburg