Claus Wilhelm WEISS

Claus Wilhelm WEISS

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Claus Wilhelm WEISS
Beruf Kaufmann in Hamburg

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 18. Januar 1885 Hamburg - Blankenese nach diesem Ort suchen
Tod 26. November 1970 Hamburg nach diesem Ort suchen
Heirat 15. April 1911 Hamburg nach diesem Ort suchen [1]

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
15. April 1911
Hamburg
Ida BECK

Notizen zu dieser Person

Reference number: 314

Ich lernte die Elbe und die Nordsee schon als 6jähriger kennen. Vom ersten Schuljahr an (1891) verlebte ich meine Sommerferien an Bord meines Vaters Fischerewer "SB 55". Das war übrigens nichts Außergewöhnliches. unser Hafenmeister Claus Kröger im Jachthafen war schon als Vierjähriger mit seinem Vater, einem Finkenwerder Fischermann, zum Fischfang auf der Nordsee. Auch die drei Kinaujungen Jan (Gorch Fock), Jakob und Rudolf waren frühzeitig auf See. Mancher Blankeneser ist irgendwo auf dem Meere geboren, war es doch früher nichts Besonderes, wenn die Ehefrauen ihre Männer auf ihren Fahrten begleiteten.
Wir fingen Schollen vor der Elbe und um Helgoland, aber auch nördlicher bis Fanö. So lernte ich schon damals Hörnum und das Wattenmeer, List, die Skallingen bei Fanö und Esbjerg kennen, ebenso wie das Gebiet bis Norderney und die Weser. Wir segelten auch nach Bremerhaven zu Markt, wenn eben der Ostwind die Heimreise nach der Elbe zu umständlich machte. Noch heute befällt mich stille Wehmut, wenn ich in Bremerhaven - wo ich jetzt öfter geschäftlich zu tun habe - die Bürgermeister-Smidt-Straße betrete, die ich damals an Vaters Hand kennenlernte.
Lag unser Ewer mal einen Sommertag vor Blankenese auf Reede, so waren wir Jungs nicht aus dem Beiboot wegzuschlagen. Es hatte sogar Besegelung und Seitenschwerter. So ist mir die Segeltechnik, die Bedeutung der Schwerter und des Besans auf unserem Ewer von jung auf an eine Selbstverständlichkeit geworden. Aber abgesehen hiervon hatte jeder Blankeneser Strandjunge (das waren die, die jede Freizeit an der Elbe zubrachten und zum Leidwesen der Mütter regelmäßig mit nassen Füßen nach Hause kamen) seine Modelljacht. Meistens waren es Boote, die den Fischerewern und Kuttern nachgebaut waren, aus einem Kloben Holz geschnitzt und ausgehöhlt. Alles bastelten wir während der Wintermonate selbst. Wir hatten in Blankenese einen herrlichen Strand, schönen weißen Sand mit Wiesenflächen (Grönangeln genannt) dazwischen, und reichlichem Weidengebüsch. Das Ufer war flach, nicht so ausgebaggert wie es jetzt erforderlich ist, und das Wasser so gut, daß es von den Fischern als Trinkwasser aufgeschlagen wurde. Allerdings wählte man dazu die Gegend Glückstadt/Freiburg, kurz vor dem Brackwasser.
Und wie war es denn nun mit der Fischerei? Die Blankeneser Segelfischerei wurde eigentlich nur im Sommer ausgeübt, so von April bis Oktober. Dann wurde der Ewer "aufgelegt". Unser Ewer kam jeden Winter in den Teufelsbrücker Hafen zu einer ganzen Reihe von "Kollegen". Über Winter "feierten" die Fischer; der Erlös aus dem Sommerfang langte bei den, übrigens bescheidenen, Ansprüchen der Fischer. Ab und zu durften wir Jungens dann mit nach Teufelsbrück, um nach dem Rechten zu sehen, lenzzupumpen usw. Die Segel kamen sämtlich von Bord und wurden bei Segelmacher Meier über Winter eingelagert, der sie auch nachsah.
In der Sommerzeit war die Fischerei überwiegend auf Schollen ausgerichtet. Es waren reichliche Bestände in der Nordsee. Der Kniff lag nur immer darin, festzustellen, wo sie sich befanden. Mal hatte man gute Fänge "vor der Elbe", das war zwischen Elbe I und Helgoland, mal waren sie irgendwo um Helgoland, südlich, nördlich oder westlich. Es gehörte etwas Glück dazu, sie "anzutun", aber auch natürlich viel Erfahrung. Die Fänge wanderten in die Bünn, die drei Abteilungen hatte, denn beim Einwerfen in die Bünn wurden die Schollen sortiert auf große, mittel und kleine, um später in Altona am Markt die Qualität preislich bestens auszunutzen.
Mit den anscheinend schweren und schwerfälligen Fahrzeugen wurde hart gesegelt und die Fischgründe wurden nicht eher verlassen, bis die "Reise" komplett war oder Wind oder Wetter ein Weiterfischen unmöglich machten. Die Fahrzeuge hatten dann doch oft so viel Lage, daß die Bünn durch vorbereitete Aufsatzbretter erhöht werden mußte, um ein Überlaufen zu verhindern.
Ein Hol dauerte gewöhnlich zwei Stunden. Das ging Tag und Nacht durch. Ein Mann ging Wache und die anderen zur Koje. Ob die Sonne scheint oder der Mond, das ist dem Seemann gleich, er kann immer schlafen, wenn er Freiwache hat. Um eine volle Reise zu bekommen, braucht man, wenn Glück dabei war, ein bis zwei Tage, aber meistens acht bis vierzehn Tage; ja eine Ferienreise habe ich mitgemacht, die dauerte rund vier Wochen. Einlaufen mußten wir zwischendurch wegen Sturm in Hörnum, List und zuletzt sogar noch bei Fanö. Das Brot der Fischer war nicht leicht, es waren aber glückliche und zufriedene Menschen, glücklich und zufrieden in der Einfachheit ihres Lebens, in ihrem Beruf, der ihnen volle Selbständigkeit gab und keine Ernährungssorgen aufkommen ließ - bis die Dampffischerei und alle mit der technischen Entwicklung verbundenen Neuerungen und Verbesserungen die Segelfischerei zum Erliegen brachten.
August 1966

Quellenangaben

1 Heriatsregister, 22/1911

Datenbank

Titel Blankenese
Beschreibung
Hochgeladen 2013-04-13 17:05:23.0
Einsender user's avatar Jörn Bartels
E-Mail joern.bartels@web.de
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