Anton MUSSLER

Anton MUSSLER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Anton MUSSLER
Beruf Hauptlehrer

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 10. Mai 1857 Oberschopfheim nach diesem Ort suchen
Tod 13. Mai 1947 Bohlsbach nach diesem Ort suchen
Heirat 11. November 1880 Oberschopfheim nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
11. November 1880
Oberschopfheim
Pauline BEISER

Notizen zu dieser Person

Lebensbild nach vorhandenen Unterlagen und mündlichen Berichten: Über Volksschulbesuch des Großvaters keine Unterlagen. Am 8.Mai 1874 Eintritt in den I.Kurs des Lehrerseminars Ettlingen (Baden), Ende des III.Kurses am 20.März 1877. Nach den erhalt enen Zeugnissen war er ein guter Student, nur seine Noten in Gesang, Klavier- und Orgelspiel waren recht mäßig. Vom 23.April 1877 bis 23.April 1880 erste Stelle als Unterlehrer in Dundenheim, Amt Kehl. Hier war er auch Organist an der Kath.Kirche , nach einem Zeugnis des Bischöfl. Ordinariats von Freiburg. Ob sein Orgelspiel allen gefallen hat? Während dieser Zeit in Dundenheim wurde er zum Militär eingezogen: nach Mülhausen im Elsaß, als Musketier zum 4.Bad.Inf.Regt. "Prinz Wilhelm" Nr.11 2, aber nach 6 Wochen Dienstzeit am 11.11.1879 als Schulamtskandidat schon wieder entlassen. Weitere Unterlehrerstellen folgten in Ziegelhausen, Amt Heidelberg und in Oetigheinm, Amt Rastatt. Am 16.Oktober 1880, er hatte sich ja im gleichen Jahr mit unserer späteren Großmutter Pauline Beiser, seiner Cousine, verheiratet, trat er seine erste Hauptlehrerstelle in Bärenthal an, dort wurden auch die ersten beiden Kinder geboren. 4 Jahre später, 1884 wurde er als Schulverwalter versetzt . Er kam an die Schule im Hauserbach der Gemeinde Einbach Amt Wolfach und zog in das dortige 1843-46 erbaute Schulhaus mit seiner Familie. Ab 20. Januar 1885 wurde er als Hauptlehrer dort Schulleiter. 1897 als Schulleiter nach Einbach versetzt zo g er mit der in der Zwischenzeit größer gewordenen Familie in das 1847-49 dort neu erbaute Schulhaus ein. Dieser Wechsel von Hauserbach nach Einbach war der Normalfall, wie mir Herr Kurt Klein, der selbst um 1960 herum im Hauserbach als Lehrer war , einmal geschrieben hat. Alle Lehrer wechselten gerne vom Hauserbach in den Einbach wegen der größeren Schulfelder und sonstiger finanzieller Vorteile. Der Großvater mußte sich schon rühren, um seine elfköpfige Familie zu ernähren. Als Ratschreiber und Rechner der Gemeinde Einbach sowie der bis 1921 selbständigen Gemeinde Sulzbach gab es einen Zusatzverdienst. Sulzbach, und das zugehörige Adlersbach liegen links der Kinzig und sind zwei Seitentäler, beim Gasthof "Hechtsberg" abzweigend. Als selbständige Kleingemeinde mit wenigen Einwohnern wurde bei einer Gebietreform 1921 nach Einbach eingemeindet. Auch in Schapbach, von Einbach im Fußmarsch erreichbar, war er lange Zeit, ja noch nach seiner Pensionierung und Übersiedlung nach Bohl sbach, Rechner und Ratschreiber. Hierzu hat mir meine Tante Emma Schleis einmal berichtet, daß der Großvater nach Kriegsende 1945 - er war 88 Jahre alt und konnte nicht mehr gehen - von ihr und ihrer Schwester Mathilde auf einem 2-rädrigen Handkar ren von Bohlsbach nach Schapbach und wieder heim gefahren wurde, mehrfach, damit er dort seine Arbeit abschließen konnte. Für die "Vereinsbank Hausach-Einbach" war er ebenfalls als Rechner in Einbach tätig, heute würde man dafür "Raiffeisen-Waren- Genossenschaft" sagen. Die schon erwähnten Schulfelder bewirtschaftete er mit Frau und Kindern, beide stammten ja aus Bauernhäusern. Im Schulstall hielten sie Kuh, Schafe, Geißen, Schweine und Hühner. Als Bienenvater war er weithin bekannt. Er wa r ein Pionier des sog. Mobilbaues, das sind Bienenkästen mit beweglichen Rähmchen, ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem bis dahin üblichen Schwarzwälder Strohkorb mit seinen festen Waben. Man kann darüber in dem Büchlein des schon erwähnten Kur t Klein "Rund um den Brandenkopf" in der Geschichte: "Der Bienenvater von Beuron" nachlesen. Bei Besuchen in meiner Kinderzeit in Einbach durfte ich manchmal mit dem Großvater auf seinen Bienenstand, er hielt oft über 100 Völker, viele noch im Str ohkorb, dem "Rumpf". Ich glaube, daß ich von ihm meine lebenslange Freude an den "Immen" geerbt habe. Sicher trugen diese "Nebentätigkeiten" wesentlich dazu bei, daß er seine große Familie ernähren konnte, denn das "fürstliche" Jahresgehalt als Ha uptlehrer betrug damals nach einer Mitteilung des "Großherzoglichen Oberschulraths" zu Karlsruhe im Jahre 1884: 780 Mark +140 Mark garantiert Schulgeld +120 Mark Wohnungsanschlag. Das waren 1.040 Mark im Jahr, für den Monat knapp 87 Mark! Siche r hat das von beiden Großeltern in die Ehe eingebrachte Vermögen mit dazu beigetragen, daß die Kinder eine gute Ausbildung und die Töchter eine ansehnliche Aussteuer erhielten. Aus dem noch erhaltenen "Heirathsvertrag" vor dem Notar in Lahr geh t hervor, daß die Braut an Vermögen 7.284,77 Mark einbrachte, der Bräutigam weniger, nämlich 3.541,45 Mark. Übrigens bewirtschaftete der Großvater sein Leben lang einen ererbten Weinberg in Oberschopfheim selbst, man fuhr mit dem Zug zum Schneide n und auch zur Lese dorthin! Auch war er ein gefragten Obstzüchter und Veredler, ich erinnere mich noch gut an die "Schreiberschen Tafeln", die im Treppenhaus der Wohnung im alten Schulhaus "im Eimbach" an der Wand hingen und die ich als Kind immer mit Interesse studierte: farbige Bilder von Äpfeln, Birnen und sonstigem Obst und deren Namen und Sorten. Die geheimnisvollen Bezeichnungen wie: "Freiherr von Berlepsch" , "Schöner aus Boskopp" oder "Goldparmäne" haben mich damals als Kind seh r beeindruckt und der Großvater erklärte mir gerne, wer oder woher die Namensgeber waren. Er hat, nach seiner Pensionierung in Bohlsbach lebend, auf seinem Grundstück außer den üblichen Obstarten Pfirsiche und Schwarze Johannisbeeren in großen Men gen geerntet. Diese wurden nach der Ernte von meinen Tanten Emma oder Mathilde mit der "Gruttschees" auf den Großmarkt nach Ortenberg gebracht, ein Weg im Fußmarsch so etwa 12 km. Ob der Großvater bei all diesen Nebenerwerbstätigkeiten damal s im Hauserbach und im Einbach überhaupt noch Zeit hatte, um "Schule zu halten"? War er ein guter Volksschullehrer, ein "Lehrer für das Volk"? Oft haben seine schon größeren, eigenen Kinder einspringen müssen und unterrichtet, wenn er unter weg s war oder ein Bienenschwarm eingefangen werden mußte. Eine bei Hornberg lebende Einbacherin, "die Pauline", mit dem "Butterhailer" verheiratet, hat mir berichtet, daß sie oft beim "Oskar", meinem Vater, rechnen und schreiben mußte. Ich bin abe r sicher, daß der Großvater ein guter Lehrer war und den Kindern der Hauserbacher und Einbacher Bauern mehr als das Einmaleins bei gebracht hat. Wer weiteres darüber wissen will, braucht nur im Büchlein des Hausacher Heimatschriftstellers Eugen Fa lk - Breitenbach die Geschichte vom "Erlets - Jakob" nachlesen. Hierdrin steht viel über unseren Großvater als Pädagoge, aber auch über das harte Leben der Schwarzwälder Hirtenbuben. Noch besser in Erinnerung habe ich den Großvater aus der Zei t um 1930 herum, wenn ich die Ferien bei ihm in Bohlsbach verbringen durfte. Ich habe darüber in meinen Lebenserinnerungen geschrieben. Hier nur als Episode, wie er aus seinem Bürozimmer herauskam, um die ungebärdige Enkelschar zur Ordnung zu rufe n, wenn der Lärm im Haus an Regentagen zu laut wurde. In der Hand ein vierkantiges Lineal erbat er sich mit lauter Stimme mehr Ruhe. Beim zweitenmal, wenn die geforderte Ruhe nicht eintrat, schnappte er sich den kleinsten, den "Schoseff" Schlei s und versetzte ihm einige Hiebe. Viel half's nicht, wir Lausbuben waren hartnäckig. Keiner wagte jedoch ungerufen in seinen "Schreibsalon" einzudringen, der voller Akten war. Am Fenster ein großer Tisch mit Papieren und Schreibzeug, fast alles be streut mit Resten von Schnupftabak Marke "Offenbacher Cardinal". Auch sein großes rotes "Sacktuch" lag meist auf dem Tisch. Sein weißer Vollbart und seine "Mußlernase" zeigten oft Spuren des aufgezogenen Tabaks, wenn er wieder eine Prise genomme n hatte. Aber nochmals zurück in den Einbach. Am 29.Oktober 1909 feierte er das 25jährige Ortsjubiläum unter großer Anteilnahme von Behörden und Freunden. Unter den heute noch erhaltenen Glückwunschschreiben habe ich auch eine Karte von Adolf Armb ruster und Frau, Ölmühle in Wolfach gefunden. Wer hätte wohl damals daran gedacht, daß die Nichte dieses Ölmüllers, Berta Roberz, und der Sohn Oskar des Jubilars 7 Jahre später einander heiraten würden, derzeitig kannten sie sich noch nicht einmal ! Der 1.Weltkrieg brachte viel Umtrieb in die Großfamilie: Söhne und Schwiegersöhne wurden eingezogen. Man hat dem Großvater 1916 als Ratschreiber der Gemeinde Einbach das Kriegsverdienstkreuz verliehen. Das hat ihm aber bestimmt nicht geholfen , über den Tod seines zweitjüngsten Kindes Alfred hinwegzukommen, der mit 19 Jahren im Kriegslazarett Nr.162 in Nordfrankreich nach einer Verwundung verstarb. Das Vermögen, in Kriegsanleihen angelegt, ging ebenfals verloren, die nachfolgende Infla tion zehrte den Rest auf, nur die Äcker und Weinberge blieben ihm erhalten. Nach 40 Jahren als Lehrer in der Gemeinde Einbach wurde er 1923 pensioniert und zog in das nebenan neu erbaute einbacher Rathaus.1927 kaufte er ein Haus in Bohlsbach. Kurz vor dem Umzug dorthin starb die Großmutter. Seine Nachfolger betrieben keine Landwirtschaft mehr neben dem Schuldienst, die Gemeinde verpachtete von da ab die "Schulfelder". Über sein Leben am neuen Wohnort Bohlsbach habe ich weiter oben schon geschrieben. Wieder kam ein Krieg, der dritte in seinem Leben: alle 8 Enkel eingezogen, zwei fielen. Der verlorene Krieg hatte seinen Lebenswillen gebrochen, er wurde immer hinfälliger und starb 3 Tage nach dem 90. Geburtstag 1947!

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Hochgeladen 2006-02-10 17:29:17.0
Einsender user's avatar Friedrich Mußler
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