Notizen zu dieser Person
Johann Georg Hamann's Schriften und Briefe ( 1872 ) Seite Hamann's Leben und Schriften bis zu feiner Rückkehr von London. Johann Georg Hamann ift am 27. Auguft 1730 zu Königs berg geboren. Sein Vater war feinem Berufe nach Wundarzt. dem man vom Rathe der Stadt nach damaliger Weife. wo im Kalender die Tage verzeichnet waren. an denen ..gut Aderlaffen und Schröpfen“ war. die altftädtifche Badftube übergeben hatte. zu deren Beforgnng er Lehrlinge und Gefellen hielt. Seinem Charakter und Leben nach war er ein höchft ehrenhafter Mann. auf den das Wort aus Hiob paßte: „Er war fchlecht und recht. gottesfürchtig und meidete das Böfe“ Er ftand darum in feiner Vaterftadt in höherem Anfehen. als es bei anderen feiner Berufsgenoffen der Fallzu fein pflegte. Als ihn aber . der Kanzler von Schlieben einft fragte. ob er nicht den Titel eines Nathes oder Doctors haben wollte. antwortete er diefem: .,Ew. Excellenz. ich habe fchon einen Titel“. und auf die weitere Nachfrage. erwiderte er: ..Bor einigen Wochen folgte ich meiner Frauen Brudersleiche im erften Paar. da hörte ich Leute hinter mir rufen: „Das ift der altftädtifche Bader!“ Bor einigen Tagen befchloß ich das Gefolge eines meiner Patienten im letz ten Paare undhörte wieder um mich herum rufen: Das ift der altftädtifche Bader!“ Jm erften und letzten Paare hieß ich alfo: Der altftädtifche Bader. und der will ich leben und fterben.“ Diefe Einfachheit. Schlichtheit und Wahrheit. welche auf einer ungefärbten Frömmigkeit ruhte. war dennauch der Grund der kindlichen Ehrfurcht und Liebe. welche der Sohn feinem 23 Vater in Wort und Werk bis an deffen Ende bewahrte und bethätigte. während er feiner aus Lübeck ftammenden. nicht min der gottesfüräjtigen Mutter Maria Magdalena Ruppenau ein unvergängliäjes „Denkmal“ in den Gedanken und Betrachtungen niederlegte. welche er an ihrer Bahre am 16. Juli 1756 niederfchrieb. Da Hamann felber in den unten mitgetheilten Bekennt niffen. welche er „Gedanken über meinen Lebenslauf“ überfchrie ben hat. uns eine eingehende Schilderung feines väterlichen Hau fes. feiner erften Kindheit und Jugend hinterlaffen hat. fodür fen wir die Lefer dahin verweifen und hier nur bemerken. daß dieEltern. welche fonft ihre Kinder - unfern Johann Georg und einen etwas jüngeren Bruder -knapp und enge hielten. keine Opfer fcheuten. um ihnen eine gedeihliche. gelehrte Ausbildung zu geben. Ob fie in der Lage waren. die Tüchtigkeit der Privat fchulen und Lehrer. denen fie ihre Kinder anvertrauten. prüfen und benrtheilen zu können. dürfte mehr als zweifelhaft fein