Notizen zu dieser Person
Brief an Maria Hullen (transkribiert von Thea 2004):
Essen, am 22. 3. 48
Liebe Maria,
Marianne schrieb uns, daß sie Ostern bei Euch verbringen wollte. Ich schick darum die Illustrierten, die sie von uns immer bekommt gleich zu Euch. Vielleicht interessieren Sie Euch auch. Falls Marianne nicht nach Hodens kommt, schickt sie ihr doch bitte, wenn Ihr sie gelesen habt, nach Hude. Solltet Ihr diese Zeitschrift nicht selbst bekommen, bitte Marianne doch , sie regelmäßig Euch zu schicken. -
Wie geht es Dir, Hermann und Deinen Jungeparadies ....? Ich hoffe, gut! Von mir muß ich Dir auch was erzählen. Marta wird wohl auch Dir, wie aller Welt, von meiner unheilbaren, schlimmen Nervenkrankheit gesprochen haben. Denk Dir, diese Nervenkrankheit hat sich jetzt als eine verbogene Wirbelsäule entpuppt. Bei einem Sturz mit dem Fahrrad vor sieben Jahren ist das passiert. Marianne, meine Freundin und ich machten damals eine Sonntagsfahrt mit dem Rad nach Wuppertal. Nun hat der fünfzehnte Arzt, bei dem ich in dieser Sache war, die Ursache endlich erkennt. Als er meinen entblößten Rücken sah, hat er auf den ersten Blick gesagt: ,Sie haben ja eine ganz verbogene Wirbelsäule!" Marianne ist eigentlich die erste gewesen, die im vorigen Sommer feststellte, daß ich schief sein. Nun hat ein Heilpraktiker auch sofort gesehen, was vierzehn Ärzte vorher nicht feststellen konnten. Nun ist die Sache so: Zwischen den Wirbeln der Wirbelsäule laufen die einzelnen Nervenstränge des Rückenmarks. Verschieben oder stauchen sich die Wirbel , so üben sie einen ständigen Druck auf die Nerven, der dann Störungen in den Organen hervorruft. Nun wird meine Wirbelsäule in furtbar schmerzhafte Belastungen wieder eingerenkt. Es ist wirklich eine Roßkur. Aber ich glaube, es hilft. Und so will die Schmerzen auf der Folterbank bei diesem Mann gern durchstehen. So! hoffentlich habe ich Dich nun mit meinem Krankenbericht nicht gelangweilt. Es freut mich übrigens, daß Dir das Buch Feld...ter doch gefallen hat. Ich war nach Deinem ersten Brief schon ganz betrübt, dieweil der Gedanke, es Dir zu schicken, von mir stammte. Ich dachte, diese Probleme könnten Dich auch mal interessieren. Mit selbst ist es bei den ersten Seiten nicht anders gegangen, als Hermann und Dir. Nachher hab ich's doch mit immer wachsendem Interesse gelesen.
Nun wünsch ich Euch allen in Hodens ein frohes und gesegnetes OsterfestEure Erika
Mutter und Marta schließen sich meinen Ostergrüßen an.
Gert
Hullen
