Notizen zu dieser Person
Weber, Musterzeichner, Kaufmann, Spezereienhändler (1866) zu Barmen. Wohnt 1856 in der Neustadt Haus No. 5. -- Schaafbrückenstr. --; 1868 in seinem Haus Allee 143; erwarb später das Grundstück Allee 181.
"Barmen, den 13. Aprl 1865.
Meine liebe Louise!
Dein mir so liebes, von gutem Humor übersprudelndes Briefchen gelangte heute morgen in meinen Besitz und hat mir rechte Freude gemacht, zu bedauern ist nur, daß Du und Dein Füßchen im Augenblick nicht ganz miteinander einverstanden seid.
Hoffen wir baldige Besserung!
- Werden uns selbst überzeugen. -
Wenn Alle wir kommen, Alt u. Jung,
dann wird der Fuß sich wohl feugen.
Und nun, Louischen, auf unser bevorstehendes Wiedersehen in rosigster Laune zurückkommend, freuen uns alle sehr darau und werden also nicht ermangeln, Sonntag Morgen früh:
(Zeichnung: Mann mit zwei Jungen läuft in Richtung eines Wegweisers mit der Aufschrift: Wevelinghov)
- Schwenk dich !!! - und dann:" (Fortführung verloren gegangen).
"Barmen, den 7. September 1872
Meine liebe Louise!
Deinen lieben Brief vom (27. Aug - hollah! -) 5 dss erhielt ich Vorgestern mit der ersten Ausgabe u. freue mich, daraus zu entnrhmen, daß es Dir u Euch Allen so gut geht und Ihr Euch so köstlich amüsirt. Wahrlich, nur Derjenige kann sich die Schönheiten des dortigen Terrains und was damit zusammen hängt, so recht vorstellen, der es selbst gesehen und durchstöbert hat.
Für Hugo wird die Eselstour ein Hauptmoment der ganzen Geschichte sein, ich kann mir das lebhaft denken. Auch habt Ihr wohl daran gethan, Bonn und namentlich das Poppelsd. Schloß mal zu sehen. Ja das Museum ist sehr reichhaltig, wir Dreie haben damals mehrere Stunden in demselben zugebracht und werden noch Manches vielleicht nicht gesehen haben.
Du wünschtest mir, daß ich Wilh. u Emil mitbringen möchte, dies ist ein Gedanke, den ich schon längst gehabt, aber nocht nicht ausgesprochen, weil es dann im Falle des Mißlingens schmerzlich für die Kinder sein würde. Ich werfe den Gedanken auch heute noch nicht weit fort, obgleich ich mir nicht verhehlen kann, daß es nach meinem bisherigen Dafürhalten mit einigen Unannehmlichkeiten verknüpft sein wird. Dann, denke nur, am nächsten Dinstag, so Gott will u. das Wetter schön ist, werden die beiden Minnas, Schmitz und Wicke bei Euch hereinfallen. Worüber am Schlusse dss ein Näheres, weil ...
Um nun die Anstrengung nicht zu groß werden zu lassen, schlug ich ihnen vor, von hier bis Dornap zu Fuß zu gehen, dann mit der Bahn bis Neviges zu fahren und von dort - wieder eine dicke Stunde - nach Velbert zu Fuß zu gehen.
Gesagt, gethan, gestern Morgen gegen 6 Uhr zogen die Burschen, mit gespaltenem und mit Fleich belegtem Weißbrod wohl ausgerüstet und mit einigen Groschen versehen, kühn in die Welt hinein und kehrten Abends nach 8 Uhr wieder und erzählten nun ihre Erlebnisse.
Sie sind also von hier über Carnap, Dönberg etc nach Neviges zu Fuß gegangen, haben in Neviges 1 Tulpe Bier getrunken, - Der Mann hätte aber schlecht Bier gehabt. - dann von Neviges nach Velbert gegangen und haben den Huisgen in seinem Schlupfwinkel wirklich gefunden, was ich wirklich kaum gehofft hatte, Frau Huisgen hat ihnen Caffee u Butterbrod tracktirt und nachdem sie sich satt gegessen und getrunken hatten, wäre nun ihre Mission em Ende gewesen. Was thun die Kerle aber? Die Ruhr wollten sie sehen, und gehen nun noch von Velbert ebenfalls zu Fuß nach Werden ad/Ruhr, also von Barmen bis Werden auf Umwegen zu Fuß abgemacht. Von Werden nach hier zurück per Bahn abgemacht. Heute Morgen erhielt ich von Huisgen eine ziemliche Portion Schlösser, er sagte, er habe ohnehn vorgehabt, heute zu liefern. Und - aber, liebge Louise, ich sehe der ganze Boen ist voll, entschuldige einen Augenblick, ich will nur eben den Gummitopf nehmen und 1/2 Bogen anleimen. Bis sogleich also !!!!!!
So !!! Nun kann's wieder losgehen!
Nach diesem ersten erfolgreichen versuche gedenke ich Emil nächstens mal nach Remscheidt u. Umgegend, zu schicken, es würden ihm solche Touren und Zusammentreffen mit verschiedenartigen Menschen schwerlich schaden.
Also zur Sache!
Minna Wicke u Minna Schmitz werden am Dinstag, d 10. dss. mit demselben Zug, mit welchem Ihr gefahren seid, von hier abfahren und nach dem Plane um 3,52 in Königswinter eintreffen, wo Ihr sie gefäll. empfangen wollt. Was nun uns Ehemänner betrifft, so sind wir uns darin einig daß wir also am nächsten Sonntag, d 15. dss Morgens mit dem ersten Zuge von hier abdampfen und um 1/2 11 Uhr in Mehlem eintreffen werden. Indem wir uns alle officiellen Empfangsfeierlichkeiten verbitten wäre es uns, u. mir besonders, angenehm, dort von unsern lieben Frauen empfangen zu werden.
Über die Rückreise sind wir uns nicht so ganz einig.
Carl u Heinrich möchten nämlich gerne so eilig wie möglich zurück, allerspätestens Montag Morgens mit der allerersten Gelegenheit, während Fritz Wicke dafür ist, nicht auf ein paar Stunden Zeit zu sehen, wenn man doch einmal draußen ist, und sich des Montags in dortiger Umgegend etwas umzusehen und Montag Abend oder Dinstag Morgen wieder abzureisen. Was mich betrifft, so meine ich auch, wenn man einmal die Reisekosten angelegt hat, dann kann auch mal 1 Tag und namentlich ein blauer Montag zugelegt werden. Ueberdies kommt mir das Ganze wie eine Hetzjagd vor, wenn man also von Morgens 6-10 1/2 in den Eisenbahnwagen sich herumgekrükt dann sich in Melhlem gegrüßt, vielleicht um 12 Uhr in Röndorf ankommt, zu Mittag speist, dann mit den Leuten abrechnet, Eure Sachen u Koffer packt um am nächsten Morgen mit dem ersten Zuge wieder abzufahren. Wo bleibt denn da das Vergnügen?
(Ergänzung am Rand:)
Carl u Heinr. Schmitz wollen jedenfalls am Sonntag, also am selben Tage wieder nach Hause zurück, dagegen hoffe ich u Fritz Wicke , so Gott will etwas länger zu bleiben, was des Raumes wegen wohl gehen wird, indem Montags 2 Frauen ab u 2 Männer zu gehen
(Forts. des laufenden Textes:)
Theile mir mit Deinem Nächsten gefäll. mit, wie es Dir am Liebsten wäre. - Ich habe gedacht, wenn wir uns hier im voraus über den Rückreiseplan nicht einigen können, dann lassen wir besser die Angelegenheit ruhen bis wir dort sind. Wenn wir einmal dort sind, wird das Uebrige sich schon finden. Soviel Du kannst, suche inzwischen Lottchen und nachher Minna dafür zu gewinnen, daß sie Alles aufbieten möchten, um ihren Männern, die Beide noch nie dort waren, doch auch die herrlichen Aussichten etc., wenn auch auf Kosten des Montags, genießen zu lassen. - Himmelallewelt, ich müßte wahrhaftig noch einen Bogen ankleben, aber nein, wenn ich mich ganz bis auf den Grund leer schreibe, dann hätte ich Dir ja mündlich nichts mehr zu sagen. Darum Punktum! Schreibe mir doch auch gefäll., wie viel Geld ich - so ungefähr - mitbringen muß. - Viele Grüße von uns Allen hier!
(Weiterführung am Rand:)
Ich werde Morgen beim Conditor 1 Brodkuchen für Frau Strauch bestellen und in Deinem und meinem Namen hinschicken, das wird Dir doch hoffentlich recht sein! Und nun endlich, meine liebe liebe Louise die herzlichsten Grüße u Küsse von Deinem Dich herzlich liebenden wilhelm."
Claus
Bernhard
