Ludmilla (die Heilige) ...

Ludmilla (die Heilige) ...

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Ludmilla (die Heilige) ...

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt etwa 855
Tod 15. September 921 Tetin, CZ nach diesem Ort suchen
Heirat

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Borivoj I. VON BÖHMEN

Notizen zu dieser Person

Ludmilla von Böhmen (auch Lidmilla, tschechisch Ludmila beziehungsweise Lidmila, * zwischen 855 und 860, † 15. September 921 in Tetín) war eine böhmische Fürstin. Sie war die erste christliche Herrscherin und ist die erste Heilige des Landes. Während ihrer Lebenszeit wurde Der Grundstein für die Christianisierung gelegt und die Machtbasis der Přemysliden-Dynastie geschaffen. Das Leben der Großmutter und Erzieherin des heiligen Wenzel wurde In vielen Legenden beschrieben, die grundlegende Quellen zur Geschichte Böhmens im 9. und 10. Jahrhundert sind.

Ludmilla wurde Zwischen 855 und 860 als Tochter des slawischen Fürsten Slavibor geboren. Wo dessen Herrschaftsgebiet lag, ist umstritten. Zwei Möglichkeiten werden in Betracht gezogen: zum einen die Gegend der heutigen tschechischen Stadt MÄ›lník und zum anderen das Gebiet des sorbischen Stammes der Milzener in der Oberlausitz. Für MÄ›lník spricht die Angabe Christians,Ludmilla stamme:

ex provincia Sclavorum, que Psou antiquitus nuncupabatur, nunc a modernis ex civitate noviter constructa Mielnik vocitatur. (aus einer slawischen Provinz, die früher Pšov hieß, heute abernach der neu erbauten Burg MÄ›lník genannt wird).[2]

In der Gegend ist mit Hradsko bei Mšeno eine große befestigte Anlage bekannt, die vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts entstand. Einen Beweis für Ludmillas Herkunft gibt es hier indes nicht. Auch für die Abstammung aus dem Gebietder Sorben, die in der sogenannten Prolog-Legende überliefert ist, gibt es starke Anhaltspunkte. Zwischen Böhmen und den sorbischen Stämmen bestanden im 9. und 10. Jahrhundert intensive Kontakte. Vom Frankenreich und insbesondere von Den östlichen Herzogtümern ging für beide Gebiete eine ernsthafte Bedrohung aus, esgab gemeinsame kriegerische Aktivitäten. Eine Heirat zur Bekräftigung eines antifränkischen Bündnisses liegt zumindest im Bereich des Möglichen. Auch Ludmillas Schwiegertochter Drahomíra kam nur wenig später aus dem westslawischen Stamm der Heveller als fürstliche Braut nach Böhmen.

Wahrscheinlich im Jahr 874 heiratete Ludmilla im Alter von Etwa 14 Jahren den böhmischen Fürsten Bořivoj. Ob sie dessen einzige Ehefrau war, ist unbekannt. Beide Waren zum Zeitpunkt der Eheschließung noch nicht christianisiert, und die Kirche inBöhmen kämpfte noch im 10. Jahrhundert relativ erfolglos gegen Polygamie in den höheren Schichten. Um 875 wurde Der erste SohnSpytihnÄ›v geboren, um 888 Vratislav. Dazwischen bekam das Paar einen weiteren Sohn und drei Töchter, deren Namen nicht überliefert sind.

Bořivojs damalige Stellung lässt sich nicht genau bestimmen. Er wird zwar einerseits als Landesherr (dux, princeps) bezeichnet, im 9. Jahrhundert ist aber mehrfach das Auftreten mehrerer böhmischer Herzöge belegt.[3] Ob dieser Titel Herrschern über eigenständiger Stämme zustand oder ob es sich um einen Stamm handelte, der sich über mehrere Siedlungskammern verteilte, bleibt unklar. Festzustehen scheint lediglich, dass Böhmen am Ende Des 9. Jahrhunderts keinen Alleinherrscher kannte, die Herzöge aber nach außen hin geschlossen als Vertreter eines Landes auftraten und einen oder mehrere Hauptvertreter duldeten. Der Alleinvertretungsanspruch der Přemysliden-Dynastie wurde erst zu Beginn des 10. Jahrhunderts von Bořivoj, Ludmillaund ihren direkten Nachkommen durchgesetzt.

Zwischen 882 und 885 wurde Das Fürstenpaar getauft, am wahrscheinlichsten scheint das Datum 883 zu sein. Christian schildert den Ãœbertritt Bořivojs zum christlichen Glauben so: Der Fürst sei „in irgendeiner Angelegenheit, die ihn und sein Volkbetraf“, bei dem großmährischen Fürsten Sventopluk vorstellig geworden. Dort durfte er nicht am Tisch Platz nehmen, sondern musste nach heidnischer Sitte auf dem Fußboden sitzen. Der mährische Bischof Methodius konnte ihn daraufhin von Den Vorteilen einer Taufe überzeugen:

„Du wirst der Herr deiner Herren werden und alle deine Feinde Werden deiner Macht unterworfen und deine Nachkommenschaft wird täglich wachsen wie ein großer Fluss, darin viele Bäche einströmen.“ [4]

Auch wenn der Legende Mit Sicherheit nicht wörtlich Glauben geschenkt werden kann, enthält sie Anhaltspunkte für die mögliche Motivation des böhmischen Fürsten zur Konversion. Böhmen war,vermutlich um 883, unter die Vorherrschaft des großmährischen Reiches geraten. Die Taufe könnte also erzwungen gewesen sein, auf jeden Fall musste Bořivoj Christ sein, um am mährischen Hof als gleichberechtigter Gesprächspartner anerkannt zu werden. Über die Taufe Ludmillas schweigt Christian merkwürdigerweise. Nach den Legenden Diffundente Sole und Tempore Michaelis Imperatoris hat sie erst in Böhmen stattgefunden. Bořivoj habe nach der Rückkehr in seinem Wohnort, der Burg Levý Hradec, eine Kirche gebaut, sie dem Heiligen Kliment geweihtundeinen Priester eingesetzt. Kurze Zeit später habe ihm Methodius dort einen Besuch abgestattet und bei der Gelegenheit Ludmilla zusammen mit vielen anderen getauft.

Sicher ist, dass die Taufe eine Verbindung des entstehenden böhmischen Christentums mit der östlichen slawischen Kirche begründete. Methodius hatte mit seinem Bruder Kyrill ab 863 in Mähren missioniert und die bereits vorhandene, auf Regensburgausgerichtete Kirchenorganisation reformiert. Kyrill übersetzte das Evangelium und entwickelte die altkirchenslawische Schriftsprache, Methodius wurde Ab etwa 869 Bischof in Mähren. Die Liturgie konnte sich nach seinem Tod 885 nicht halten, dieslawischen Priester wurden aus Mähren vertrieben. In Böhmen fertigten Mönche dagegen noch im 10. Jahrhundert slawische Schriften an, und Ludmillas Enkel Václav wurde Sowohl aus slawischen als auch aus lateinischen Büchern unterrichtet.

In Böhmen selbst hatte der Glaubenswechsel zunächst negative Folgen. Es kam zu einem landesweiten Aufstand, Bořivoj und Ludmilla wurden vertrieben und mussten nach Mähren fliehen. DasVolk wählte einen neuen Herrscher namens Strojmír. Die Empörung war wohl nicht allein der Taufe geschuldet, denn immerhin hatten sich bereits 845 in Regensburg 14 böhmische Herzöge taufen lassen, wenn auch ohne bleibenden Erfolg.[5] Wichtiger könnte Bořivojs †žAlleingang†œ und die damit verbundene Stärkungseiner Machtposition gewesen sein. Strojmír konnte sich jedochnicht lange an der Macht halten, da er die Landessprache nicht beherrschte, und das Fürstenpaar konnte aus dem Exil zurückkehren. Bořivoj baute nach der Rückkehr eine zweite, der Heiligen Maria geweihte Kirche in der Prager Burg. Vermutlich fand bei der Gelegenheit auch ein Wohnortwechsel und damit die Verlagerung des politischen Zentrum des Landes von Levý Hradec nachPrag statt.

Um 889/890 starb Bořivoj und Ludmilla wurde Mit etwa 28 Jahren Witwe. Die Primogenitur, also der Anspruch des ältesten Sohnes SpytihnÄ›v auf die Nachfolge, kann für diese Zeit nicht zweifelsfrei angenommen werden. Vielmehr konnte die Herrschaftvermutlich noch nach der älteren Tradition auf das älteste Mitglied der Familie oder durch Wahl auf jedes andere erwachsene Familienmitglied übertragen werden. Wie die Erbfolge innerhalb des Landes geregelt wurde, ist unbekannt, Böhmen wurde Jedenfalls im März 890 in einer Zusammenkunft des ostfränkischen Königs Arnulf und Sventopluks dem mährischen König zur direkten Herrschaft übergeben.[6] Ludmilla konnte höchstwahrscheinlich weiterhin über das Gefolge und den fürstlichen Besitz verfügen, und die Landesteilung in mehrere Gebiete dauerte fort: Als nach Sventopluks Tod die böhmischen Herzöge im Jahre 895 nach Regensburg kamen, um sich Arnulf von Kärnten zu unterwerfen, werden als ihre Anführer ein nicht weiter bekannter Witizla und SpytihnÄ›v, Ludmillas Sohn, genannt.[7]

In der Folgezeit haben sich die Přemysliden-Herrscher endgültig durchgesetzt. SpytihnÄ›vs Herrschaft dauerte etwa 20 Jahre, anschließend regierte weitere fünf bis sechs Jahre sein Bruder Vratislav. Formal gehörte das Land weiterhin in den Einflussbereich Ostfrankenreichs, das aber durch die Einfälle der Ungarn geschwächt war. Böhmen wurde Von Den Angriffen offenbarweniger betroffen als seine Nachbarn, und die Brüder nutzten die Zeit zum Aufbau eines geschlossenen Herrschaftsbezirks, der sogenannten Přemysliden-Domäne. Deren Hauptorte Prag, LevýHradec und Budeč wurden von Einem Kreis weiterer Befestigungen umgeben: Die Burgen in Tetín, Libušín, MÄ›lník, Stará Boleslav und LÅ¡tÄ›ní sind alle etwa 30 Kilometer LuftlinievonPrag entfernt und liegen an wichtigen Verkehrswegen. Sie wurden mit einer Kirche und einem Palas ausgestattet und dienten wohl oft als Wohnsitz nichtregierender Familienmitglieder.

von Ludmilla ist aus dieser Zeit bekannt, dass sie bereits zu Lebzeiten ihres Sohnes Vratislav die Erziehung ihrer Enkel Václav und Boleslav übernahm und diese nach christlichen Grundsätzen ausrichtete. Sie bewohnte ein eigenes Haus in der Prager Burg und verfügte über ein eigenes Gefolge. Die Mutter der Kinder, Vratislavs Ehefrau Drahomíra, war dagegen nicht getauft.

921 starb Vratislav, vielleicht am 13. Februar. Sein Sohn Václav war zu diesem Zeitpunkt etwa 13 Jahre, Boleslav etwa 7 bis 8 Jahre alt. Die Großen des Landes ernannten Václav trotz dessen Minderjährigkeit zum Nachfolger seines Vaters, betrautenaber Ludmilla mit der Erziehung der Kinder. Drahomíra musste in diesem Schritt eine entscheidende Schwächung ihrer Machtstellung als faktische Regentin befürchtet haben. Spätestens im Sommer 921 kam es zum offenen Konflikt beider Frauen, in demLudmilla unterlag. Sie ließ ihrer Schwiegertochter ausrichten:

„ich will nicht über dich herrschen. Nimm deine Söhne, wie es dir beliebt, regiere mit ihnen, gewähre mir aber die Freiheit, dem allmächtigen Christus zu dienen, an einem dir genehmen Ort.“[8]

Ludmilla übergab die Enkel an deren Mutter und begab sich mit ihrem Gefolge nach Tetín, einer der Přemysliden-Burgen, die auf dem Weg nach Regensburg lag. Sie verließ also die Domänenicht und stellte damit offenbar weiterhin eine Gefahr für Drahomíra dar. Im September beschloss die Regentin jedenfalls, die Schwiegermutter töten zu lassen, und sandte einen Teil ihres Gefolges unter dem Befehl zweier Männer namens Tunna und Gommon mit einem eindeutigen Auftrag aus.

Am 15. September trafen die Krieger in Tetín ein. Nach den Worten Christians ahnte Ludmilla, was passieren würde, ließ ihren Priester Pavel eine Messe lesen und legte die Beichte ab. NachAnbruch der Dunkelheit, nach damaliger Zeitrechnung also bereits am 16. September, brachen die Eindringlinge das Tor auf und einige, darunter Tunna und Gommon, drangen in das Haus ein.Bewaffneten Widerstand gab es nicht, nur die Fürstin versuchte noch, mit ihren Mördern zu reden. Vergeblich: Die Männerrissen sie aus dem Bett, ließen sie ein letztes Gebet sprechen und erwürgten sie mit einem Strick. Ludmillas Bitte, mit dem Schwert enthauptet zu werden, wurde Verwehrt. Die Todesart galt den Hagiographen als besonders grausam, da sie ohne Blutvergießen stattfand. Dies war aber für einen Märtyrer eine der Voraussetzungen für die Heiligsprechung. Gleichzeitig wird daraus auf die Herkunft Tunna und Gommons geschlossen. Die Erdrosselung und anschließende Verbrennung von Witwen in der Kiewer Rus beschrieb für den genannten Zeitraum Ahmad Ibn Fadlān, und so wird vermutet, die beiden Männer seien Waräger in böhmischen Diensten gewesen[9]. Gegen diese These gibt es ein gravierendes Gegenargument: Zur Vollziehung einer derartigen Opferhandlung hätte Ludmilla ihrem Tod zustimmen müssen, was sie eindeutig nichtgetan hatte. Ebenso möglich ist daher, dass Drahomira die Erdrosselung befohlen hatte, um einen Märtyrerkult um ihre Schwiegermutter zu verhindern.

Für Tunna und Gommon hatte sich die Tat nicht ausgezahlt. Sie wurden zwar reich belohnt und stiegen in der Folgezeit zu einer fürstengleichen Stellung auf, doch bald ließ Drahomíra die Täter „bestrafen“: Tunna konnte zwar fliehen, aber Gommon und alle Angehörigen beider Krieger wurden auf Geheiß der Fürstin getötet.

Quellenangaben

1 http://de.wikipedia.org/wiki/Ludmilla_von_B%C3%B6hmen

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Titel Ackermann-Ahnen
Beschreibung Familienforschung Europa Schwerpunkte Hessen, Niedersachsen Hugenotten + Waldenser Europäisches Mittelalter
Hochgeladen 2024-01-01 13:36:39.0
Einsender user's avatar Thomas Wolfgang Ackermann
E-Mail ackermann.fuldatal@googlemail.com
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