Coletta MÖRITZ

Coletta MÖRITZ

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Coletta MÖRITZ
Beruf Kellnerin, später Wirtin
Religionszugehörigkeit römisch katholisch

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 19. September 1860 Ebenried nach diesem Ort suchen
Taufe 19. September 1860
Tod 30. November 1953 München nach diesem Ort suchen
Heirat 1882
Heirat 1913

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
1882
Franz Xaver BUCHNER
Heirat Ehepartner Kinder
1913
Joachim ...

Notizen zu dieser Person

Schützenliesl
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Laut landgerichtlicher Identifikation vom 28.1.1861 hat sich der Müllerbursch Oskar Mair von Johanberg als Vater dieses Kindes bekannt
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Coletta Möritz wurde am 19. September 1860 in Ebenried bei Pöttmes (Landkreis Aichach) geboren. Bei der Taufe erhielt sie den Namen der heiligen Nicoletta (Namenstag am 06. März), die im 14. Jahrhundert in Frankreich dem Orden der Klarissen (Regel des heiligen Franz von Assisi) angehörte.
Die Mutter zog bald nach München, holte ihre Tochter nach und ließ sie bei den Armen Schulschwestern am Anger in die Schule gehen. Nach dieser Zeit erlernte sie, beschäftigt als Biermadl,den anstrengenden und kontaktfreudigen Beruf der Kellnerin.

Im "Sternecker Bräu" traf sie mit dem Maler Friedrich August v. Kaulbach (1850-1920) zusammen, dem die lustige u. bildhübsche
18-jährige Coletta so gut gefiel, dass er sie 1878 kurzerhand in der Wirtschaft auf einem Stuhl skizzierte und in seinem ersten Atelier in der Schwanthalerstraße malte.
Das 2,8 x 5-Meter große Ölbild mit dem Biermadl auf dem rollenden Fass mit neun schaumigen Maßkrügen und statt der Kappe einer Schützenscheibe auf dem Kopf machte im Juli 1881 beim 7. Deutschen Bundesschießen (erstmals in München) auf der Theresienwiese als Dekoration einer Bierburg weltweit Furore. Der Maler hatte das Bild dem Festausschuß der Stadt München geschenkt. Das feste Bierzelt trug den Namen: "Zur Schützenliesl". Für die damalige Zeit war es eine freche und etwas freizügige Darstellung. "Die allein echte und unverfälschte Schützenliesel" (Neueste Münchener Nachrichten), wurde zum Ziel einer wahren Wallfahrt und zum Stadtgespräch. Bei dem nachfolgenden Oktoberfest 1881 war das Bild ebenfalls Bestandteil eines Bierzelts und eine echte Attraktion, auch verantwortlich für erhöhten Bierumsatz.

Zahlreiche Produkte wie z.B. Schützenscheiben, Postkarten, Pfeifenköpfe oder Aschenbecher wurden mit dem koketten Abbild der Kellnerin versehen und sorgten für eine hohe Popularität. Basierend auf diesem Erfolg verwendete die Münchner Kindl-Brauerei das verkleinerte Bild neben ihrem Stammzeichen, dem Münchner Kindl anschließend als ihr Firmen- und Werbelogo. Sie lies es als geschütztes Warenzeichen für Ihr Bier und die Brauerei 1882 eintragen. Kindlbräu wurde 1905 von der Unionsbrauerei in Haidhausen übernommen, die wiederum 1922 mit Löwenbräu zusammenging.Die Markenrechte liegen heute bei der Spatenbrauerei in München.





1906 malte F.A. von Kaulbach auf Wunsch nochmals ein Bild in Form einer Schützenscheibe für das 15. Bundesschießen, das nach 25 Jahren 1906 wieder in München statt fand. Es war am Giebelder Pschorr Brauerei angebracht. Der Maler, der sich geärgert hatte, dass er als Einziger nicht von der Vermarktung seines Werkes profitiert hatte, stellte nun die Schützenliesel als alte und von allen Kindernund "Guten Geistern" gebeutelte Frau dar. Er nannte das Bild "Die alte Liesl".

Auch Toni Aron (1859-1920) hat 1890 die liebreizende Coletta im Auftrag vom Bürgerbräu gemalt. Das oben abgebildete Gemälde (Ausschnitt eines vollständigen Portraits ) zeigt die junge Frauals Kellnerin und jetzt schon Wirtin in einer besonders schönen Tracht. Portraits in Lebensgröße waren im übrigen bis dahin dem Hochadel vorbehalten


Der Sterneckerbräu (ehemals im Tal 54)







Brauerei zum Münchner Kindl - Unions-Brauerei
Aufgrund Colettas großer Bekanntheit folgte 1881 ein erfolgreiches Engagement als Kellnerin für die Nürnberger Landwirtschaftsausstellung.
Ende 1882 heiratete Frau Möritz den Gastronomen Franz Xaver Buchner und bewirtschaftete mit ihm verschiedene bekannte Brauereien und Gaststätten in München u.a. das Bürgerliche Bräuhaus ander Rosenheimerstrasse, den Fraunhofer Garten und das Sendlinger Elysium.1897 war sie eine beliebte Festwirtin auf dem Oktoberfest.

Auch in Straßburg im eingedeutschten Elsaß der Kaiserzeit führte das Ehepaar Buchner 7 Jahre lang von 1898 bis 1904 die beiden grössten Lokale und Säle der damaligen Zeit. "Nebenbei" schenkte Colettaim Laufe ihres langen Lebens zwölf Kindern das Leben - fünf starben im Kindesalter - ohne dabei ihre stadtbekannte Schönheit einzubüßen.


Zurückgekehrt nach München übernahmen die Buchners 1905 das berühmte Schwabinger Ausflugslokal:

"Die Rosenau". Es war ein volkstümliches Gartenlokal mit kleinem Vergnügungspark, Musik und Tanz, nahe dem heutigen Nordbad. Neben Dienstpersonal verkehrten hier viele Soldaten und Künstler.

Nach 27 Jahren glücklicher Ehe verlor Coletta 1910 mit 50 Jahren ihren 64-jährigen Ehemann. Er starb an einem Gehirnschlag. Nach seinem Tod führte sie noch einige Zeit die Schwabinger Institution allein weiter.
Auch später war die ehemalige Wirtin immer wieder in den gastronomischen Betrieben ihrer Tochter u.a. in der Schießstätte im Stadtteil Sendling, in dem sie seit 1911 wohnte, tätig.
Damit schloss sich nach über 30 Jahren ein persönlicher Lebenskreis für Coletta, denn hier hängt heute seit 1882 im Festsaal das von Kaulbach gemalte Ölbild, das der Gaststätte von der Stadt München übergeben worden war. Es befindet sich jetzt im Besitz der königlich priviligierten Hauptschützengesellschaft, die in der Schießstätte (heute: Münchner Haupt) ihren Sitz hat. Nähere Informationen zu den Schützen können Sie der Seite www.hauptschuetzen.de entnehmen.
1913 heiratete sie nochmals und zwar den Postbeamten Joachim, den sie in der Schießstätte, in der sie sich nun auch ihren Freunden und Gästen mehr widmen konnte, kennengelernt hatte.
Coletta, die bis zu ihrem Tod in Sendling lebte, wurde beachtliche 93 Jahre alt. Am 30. November1953 ist sie gestorben und wurde im Waldfriedhof beerdigt. Die Gastronomen der Stadt, der Bürgermeister und die Schützen gaben ihr das letzte Geleit. An ihrem Grab, dessen Lage heute leider nicht mehr bekannt ist, sagte der Landesschützenmeister damals:
"...Coletta wird nie vergessen sein; denn sie ist eingegangen in die Stadtgeschichte Münchens und sie ist bekannt und beliebt fast wie das Münchner Kindl."






1952 setzte ihr der bekannte Komponist Gerhard Winkler (1906-1977) mit dem Lied "Schützenliesel" ein dauerhaftes Denkmal. Es wurde in ihrem Todesjahr der Hit des Münchner Oktoberfestes. Fred Rauch (1909 bis 1997), der erste Sänger des Schützenliesel-Liedes und zusammen mit Fini Busch auch der Texter - hat als Kaulbach-Fan und passionierter Schützenscheiben-Maler sicher mitder Schützenliesel an das grosse Vorbild gedacht. Weitere bekannte Interpreten des Liedes sind Sepp Viellechner, Franzl Lang, Maria und Margot Hellwig, Peter Alexander, Willy Millowitsch,James Last und Heino.


Fred Rauch - Schellackplatte von 1953

Schellackplatte von 1953
Die hübsche Coletta lebt weiter im Arnhofer Stadl. Die Familie Rigl hält durch das Band der Verwandtschaft die ehrenvolle Erinnerung an sie lebendig. Ottilie Rigl ist eine Großnichte der unvergessenen Coletta und der Besitzer des Gutes Arnhofen, Michael Rigl, ihr Urgroßneffe.
Zum 50. Todestag der Schützenliesel 2003 ließen die Nachfahren in der Schlossbrauerei Scherneck ein eigenes gleichnamiges dunkles Bier brauen. Die Bierflasche ziert das Bild Colettas von Toni Aron.
Veronika Rigl, die Ur-Ur-Großnichte von Coletta Möritz, "vertrat" ihre verstorbene Tante bei der spektakulären 600-Jahrfeier der königlich privilegierten Hauptschützengesellschaft (HSG).Die Aufnahmezeigt die "Schützenliesel" Veronika Rigl, eingerahmt von Seiner königlichen Hoheit Prinz Luitpold von Bayern (links) und dem Oberbürgermeister von München, Herrn Christian Ude vor dem Festumzug. Der Umzug von rund 500 Schützen in traditionellen Kostümen der mittelalterlichen Gründerzeit aus Deutschland, Österreich und der Schweiz führte vom Marienplatz zum Stachus (28.05.2006).

Der bayerische Rundfunk drehte 2002 einen 45-minütigen Film über das Leben der Schützenliesel mit dem Titel "Die Schützenlisl - Ein Biermädl macht Karriere." Vom 17.09.2004 bis 27.03.2005waren Teile des Nachlasses der Coletta Möritz im Rahmen der grossen Ausstellung "Mythos Bayern" im Münchner Stadtmuseum zu sehen. Auch das Original- Ölgemälde von Toni Aron konnte betrachtet werden.
Einige Schützenliesel-Gegenstände, die sich im Besitz der Augustiner Brauerei befinden, sind im Münchner Oktoberfest-Museum (Eröffnung Herbst 2005) ständig ausgestellt.

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Titel Sattich
Beschreibung
Hochgeladen 2013-02-19 07:56:39.0
Einsender Barbara Sattich
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